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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Braun, Joseph: Der ehemalige Ciborienaltar im Dom zu Limburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0046

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53

1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

54

Der ehemalige Ciborienaltar im Dom zu Limburg.

(Mit Abbildung.)

iborienaltäre scheinen in Deutsch-
land nie sehr häufig gewesen zu
sein, von denen aber, die es im
Mittelalter in deutschen Kirchen
gegeben hat, ist im ganzen nur noch eine
kleine Zahl vorhanden. Die meisten sind
früher oder später verschwunden, unter ihnen
namentlich auch der ehemalige Ciborienaltar
des Limburger
Georgsdomes.

St.

Er

wurde 1776, nachdem
Erzbischof Clemens
Wenzeslausunterdem
i6- September jenes
Jahres dazu seine
^enehmigung erteilt
hatte, abgebrochen
und dann 1777 durch
e>nen neuen Altarbau
lm Geschmack des
sPäten Rokoko er_

setzt, welch letzterer
dann ein Jahrhundert
sPäter einem moder-

nen

romanischen

Altar weichen mußte.
Kirche und Hochaltar
wurden von Erz-
bischof Theodorich
von Trier konsekriert,
als dieser 1235 den
Nikolausaltar aus der
alten Pfarrkirche, an
deren Stelle später
die Franziskaner-
kirche trat, in die_____________________

Stiftskirche St. Georg

übertrug.1) Das Ciborium war damals wahr-
scheinlich ebenfalls schon fertig, jedenfalls
muß es nicht lange nachher entstanden sein.
Von seinen Bestandteilen scheint nur wenig
den Abbruch überdauert zu haben, wozu
namentlich ein frühgotisches Kapital im bischöf-
lichen Museum zu Limburg gehören mag,
das Herr Domkapitular Prälat Dr. Höhler als
Überrest des einstigen Ciboriums betrachtet.
Grund für dessen Niederlegung war die Schad-
haftigkeit zweier Säulen, wegen deren man

l) »Die Baudenkmale im Regierungsbezirk "Wies-
baden« (Berlin 1880) S. 283.

seinen Einsturz befürchtete. In den Annalen
des Vereins für Nassauische Altertumskunde2)
wird das Ciborium beschrieben als „ein auf
vier Marmorsäulen ruhender Baldachin, dessen
vier Bögen in Triforien nach der Art des
Türsturzes über dem Haupteingange gebildet
waren." Es hatte, wie wir dort weiter ver-
nehmen, eine pyramidale, im Innern gewölbte
Bedachung, auf der
sich die Reiterstatue
des den Drachentöten-
den hl. Georg, des
Schutzpatrons der
Kirche erhob. Aus
den Baudenkmalen
im Regierungsbezirk
Wiesbaden erfahren
wir, daß die Säulen
Eckblattbasen hat-
ten.3) Eine Ergän-
zung und teilweise
Korrektur dieser An-
gaben liefert eine
Skizze des Ciboriums,
die ich jüngst unter
den von Münzen-
berger hinterlassenen
Abbildungen von Al-
tären fand, jetzt im
Besitze des Skrip-
torenkollegiums der
deutschen Ordens-
provinz der Jesuiten.
Sie stammt von der
Hand des bei der
Restauration des Do-
^mes tätigen Archi-
tekten Augener, trägt die Unterschrift: „Der
ehemalige Altar im Dom zu Limburg" und
wurde zweifelsohne nach einer alten Abbildung
angefertigt, die Augener seiner Zeit vor-
gelegen haben muß.4) Es dürfte eine Wieder-
gabe der Skizze nicht ohne kunstgeschicht-
liches Interesse, aber auch nicht ohne prak-
tischen Nutzen sein, einmal überhaupt als

2) Band XHI (1874) S. 257.

") A. A. O. S. 289.

4) »Baudenkmale im Regierungsbezirk "Wiesbaden «
a. a. O; einer Mitteilung Augeners das Ciborium be-
treffend ist die Bemerkung hinzu gefügt: Nach einer
alten Abbildung.


 
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