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Zeitschrift für christliche Kunst — 23.1910

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Rahtgens, Hugo: Kölner Architekturbilder in einem Skizzenbuch des XVII. Jahrhunderts, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4155#0045

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1910. _ ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr. 2.

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solche schon seit dem Anfang des XIV. Jahrh.
rings am Domhof ansiedelten2'). Auf dem
durch andauernde Schuttablagerung und Ver-
unreinigung22) uneben gewordenen Domhof er-
hebt sich ein kleines Wachthäuschen (Ketten-
haus). Ein Weg führt quer über den Platz
nach dem „Drachenpförtchen".

S. 61 : S. Marien imKapitol (irrtüm-
lich S. Pantaleon bezeichnet). Blick vom
Kreuzgangauf den westlichen Turmbau. (Abb. 3.)
Dieser gehört unten noch dem Kirchenbau
des XI. Jahrh. an, die oberen Teile wurden
um 1170 errichtet; 1637 erfolgte aber ein
Einsturz, auf den man bisher die jetzige torso-
artige Gestalt dieses Westbaus zurückführte.
Unsere Abbildung zeigt nun den Mittelturm
allerdings schon in dem heutigen reduzierten
Zustande infolge der notdürftigen Erneuerung
nach dem Einsturz. Dagegen stehen die
romanischen Flankierungstürme noch in voller
Höhe aufrecht, während sie jetzt den Mittel-
turm nur wenig überragen. Der Abbruch der
oberen Teile, die ganz der Wiedergabe auf
A. v. Worms' Prospekt entsprechen, ist also
erst geraume Zeit nach dem Einsturz des
Hauptturmes erfolgt.

Der im XIX. Jahrh. bis auf den Ostflügel
völlig erneuerte Kreuzgang befindet sich be-
reits hier auf Finckenbaums Skizze in sehr
verwahrlostem Zustande. Aus zwei Jochen des
östlichen Flügels sind die — hier jetzt gänz-
lich fehlenden — Zwischenarkaden heraus-
gebrochen, und das Obergeschoß ist in dürftiger
Weise, zum Teil in Fachwerk ausgeführt; der
nördliche Flügel mit noch unversehrten Arkaden
ist nicht überbaut. Es spricht für eine getreue
Wiedergabe, daß übereinstimmend mit dem
Tatbestand vier- und dreibogige Arkaden im
Wechsel gezeichnet sind. Auch die kleinen
Abweichungen des südlichen Nebenturms vom
nördlichen, wie sie noch zu sehen sind, sind
genau beobachtet.

".) Keussen a. a. O. II S. 293. — Nach einem
Situationsplan des Domhofes vom Jahre 1573 (Stadtarch.
Plankammer Nr. 155) lagen damals bereits 10 Gaddemen
vor dem Palast.

22) Hierüber: Ennen in »Picks Monatsschrift« IV
S. 713.

Im Hof des Kreuzgangs das noch auf
einem Aquarell von ca. 1840 (im Hist. Mus.
Eigelstein) vorhandene Brunnenhäuschen28).

S.62:S. Klara am Römerturm (Abb.4),
von Norden (der Zeughausstraße) gesehen.
Von dieser im Anfang des XIX. Jahrh. abge-
brochenen Kirche, aus welcher der berühmte
Aufsatz des Hochaltars im Dom, der sog.
Klarenaltar, stammt, war bisher noch keine
Abbildung bekannt. Sie war ein für das
Kloster der Klarissen in der I. Hälfte des
XIV Jahrh.24) ausgeführter dreischiffiger goti-
scher Bau mit einem Dachreiter; der Ober-
gaden des Mittelschiffs durch Strebebögen und
-pfeiler abgestützt, zwischen Chor und Neben-
schiff ein Treppenturm. In der Mitte der
Westfassade ein großes Maßwerkfenster. Der
ganze Bau war offenbar nach dem Vorbild
der Kölner Minoritenkirche entstanden, was
ja bei der Zugehörigkeit der Klarissen zum
Franziskanerorden leicht erklärlich ist.

Wie die Skizze zeigt, war zur Zeit ihrer
Anfertigung das nördliche Seitenschiff bis auf
den unteren Teil der Außenmauer ausge-
brochen : die Strebepfeiler stehen isoliert, sind
nach hinten abgebrochen und die Arkaden
des Mittelschiffs sind vermauert. Nur zwischen
den östlichsten beiden Strebepfeilern ist noch
ein Stück der Seitenschiffmauer mit einem
Fenster erhalten. In der Mitte der Außen-
mauer ein Portaleinbau. Der vierseitige zier-
liche gotische Dachreiter ist übereck gestellt.

Der bekannte, noch vorhandene Römer-
turm ist mit einem von einer primitiven Laterne
bekrönten Zeltdach gedeckt und mit der Kirche
durch eine hohe Mauer — zweifellos noch
die römische Stadtmauer — verbunden. In
der Verlängerung der Nordseite der Kirche
sieht man die Fortsetzung dieser Mauer und den
noch bis zu Anfang des XIX. Jahrh. erhaltenen
Römerturm am Berlich25). (Schluß folgt.)

Köln. Hugo Rahtgens.

2a) Es wurde 1597 von Anna von Holthusen,
senior canonissa, errichtet (Köln. Stadtarch. Chron. u.
Darst. 181 S. 157).

2<) 1304 wurde das Grundstück zum Klosterbau
geschenkt; 1343 war der Bau noch nicht vollendet:
Keussen a. a. O. I 275.

26) KHnkenberg,„DasrömischeKöln"(»Kunstd.
der Stadt Köln« I), S. 172. — Schulze-Steuer-
nagel, »Colonia Agrippinensis« S. 24.
 
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