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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Creutz, Max: Der Frankfurter Kreuzigungsaltar
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0024

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Nr. 1

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

13

gungsdarstellung im Kaiser-Friedrich-Museum. Diese Arbeiten bereiten den Stil
des Meisters Wilhelm vor und jene Anschauung, die in der Komposition des
Frankfurter Altars als kölnisch anmutet.

In die erste Gruppe gehört ein besonders vollendeter Kruzifixus der Sammlung
Alexander Schnütgen, eng verwandt mit der erwähnten Miniatur. Das Antlitz
des Heilandes erscheint hier besonders fein modelliert, Bart und Haar sind in
gewellten Locken sorgfältig durchgebildet. Fast naturalistisch mutet dagegen
wieder der Oberkörper, besonders die Behandlung der Rippen, an (vgl. Jahres-
bericht des Kölner Kunstgewerbemuseums 1912, Abb. IV). Von einer eigentlichen
Verwandtschaft mit den Frankfurter Skulpturen läßt sich jedoch nicht sprechen.
Auch die zeitgenössischen Kölner Skulpturen, die Figuren am Südturmportal des







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Abb. 2.

Apostel vom Kreuzigungsaltar.

Abb. 3.

Kölner Domes, einzelne Madonna, besonders die Madonna von St.-Maria-Lys-
kirchen, letztere mit gefalteten Säumen, wie die Frankfurter Skulpturen, und
reichen Faltenbündeln, wie auch bei den mittelrheinischen Madonnen haben nur
diese Momente mit den Einzelfiguren der Frankfurter Apostel gemeinsam. Der
Meister ist durch das Mittel der italienischen Kunst hindurchgegangen, ohne aller-
dings sein nordisches Empfinden einzubüßen. Durchaus nordisch bleibt die Be-
handlung der Falten, und auch in den Kopftypen, die Swarzenski mit Köpfen von
Ghibertis erster Bronzetür in Florenz vergleicht, scheint bei aller plastischer Kraft
des Vortrags die Verinnerlichung des Ausdrucks, die Art, wie die Gesichter durch
das Haar perückenartig verhüllt sind, der nordischen Anschauung zu entsprechen.
Die plastisch-kubische Wucht der italienischen Kunst, das Quadratische der
Schädel seit Masaccio, scheint auf den Meister Eindruck gemacht zu haben; aber
was er übernimmt, waren doch mehr die äußeren Maße, eine gewisse Mannig-
faltigkeit des Ausdrucks und der Modellierung, im wesentlichen jedoch sind
seine Köpfe entmateriahsiert.
 
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