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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Georg, Johann: Tabernakel in griechischen Kirchen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0026

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Nr.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

15

dazu oben eine runde Vertiefung. Eine seitliche Türe ist nicht daran. Oft ist er
mit Ikonen geschmückt, z. B. in Deir-Mari-Mina in Altkairo.

Die Artophonen, denn mit denen will ich mich hauptsächlich beschäftigen,
sind meist reich geschnitzt und gewöhnlich mit Ikonen geschmückt. Auf der
Vorderseite ist in letzterem Falle immer Christus im Kelche dargestellt, eine im
Orient gebräuchliche Darstellung der Transsubstantiation. Da hat er ausnahmslos
keinen Bart, aus welchem Grunde weiß
ich nicht. Es folgen dann rechts und links
zwei Engel, die sich vor dem Herrn ver-
neigen oder die heiligen Basilius der Große
und Chrysostomos in der gleichen Stel-
lung. Wenn man diese Heiligen so auf
einem kleinen Ikon findet, kann man bei-
nahe sicher annehmen, daß es der Teil
eines Tabernakels war. So ist das z. B.
bei einem Basilius der Fall, den ich aus
der Sammlung Bay in Kairo in der Byzan-
tinischen Zeitschrift 1911 veröffentlicht
habe. In Korfu findet man oft an Stelle
von Basilius den Patron der Insel, den
hl. Spyridon. Alle Tabernakel, die ich
in Korfu untersuchte, stammen aus dem
XVII. und XVIII. Jahrh. und weisen den
von mir erwähnten Typus auf. Immer
stehen sie auf dem Altare oder auf einem
besonderen Tische.

Einer, den ich wohl als den schönsten
mir bekannten bezeichnen kann, ist in
der oben genannten Sammlung, stammt
aber aus Korfu (s. Abb.). Der eigentliche
Tabernakel weicht in der Form etwas von
den anderen ab. Die Bekrönung ist viel
reicher geschnitzt, und zwar in den Formen
des venezianischen Barocks. Die Ikonen
stellen Christus und zwei Engel dar und
zeichnen sich durch besondere Güte aus.
Was den Tabernakel von anderen unter-
scheidet, ist, daß er ein besonderes Gehäuse hat. Dieses ist im gleichen Stile
wie der Tabernakel selbst geschnitzt und war augenscheinlich zum Tragen be-
stimmt, da die Ringe für die Stangen noch erhalten sind. Die Bekrönung wird
von zwei gewundenen Säulen getragen. Sie ist etwas flacher als der Tabernakel.
Unten erblickt man ein Ikon, das Maria als Hodigitna darstellt. Hinter dem
Fabernakel ist auf der Innenseite der Rückwand Maria Tod gemalt. Alles Holz
ist vergoldet. Was hatte nun dieser Tabernakel mit tragbarem Gehäuse für einen
Zweck? Man könnte ja denken, daß sie nicht zusammengehört haben. Aber sie
passen so gut zusammen, daß man wohl nicht daran zweifeln kann. Vielleicht
vermag ein erfahrener Kenner der orientalischen Liturgie Auskunft zu geben.

Tabernakel aus Korftt.
 
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