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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Nr.1

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

17

nur der Kunstzentren, sondern auch mancher
Lokalschulen befähigt, wobei nament-
lich Vergleichungen, seltener archivalische
Notizen, ihn unterstützen. — Es ist ein Genuß,
ihm bei seinen Beschreibungen zu lauschen,
wobei er nicht bloß durch die Begeisterung,
sondern auch durch die Kenntnis der Tech-
nik wie durch die Gewandtheit im Ausdruck
wesentlich unterstützt wird. — Daß für die
Charakterisierung des so vielseitigen wie
bedeutenden plastischen Schaffens in dem
großen Bezirk (dessen Zusammenhang mit
Schwaben, Tirol, Salzburg usw. nicht un-
berücksichtigt bleibt), der doch immer ver-
edeitere, zukunftsunsichere Privatbe-
sitz hier in so hervorragendem, fast aus-
schließlichem Maße herangezogen wird, ist ein
großes Verdienst, und es wäre nur zu wün-
schen, daß in anderen Kunstzentren dieses
Beispiel Nachahmung fände, obgleich den
Münchenern keiner gleichkommt, weder an
Umfang und Homogenität des künstlerischen
Betriebes, noch auch an Eifer im Sammeln
der erhaltenen Kunstdenkmäler. Gerade
der Sammler, freilich nur der intelligente und
ideale, also der gottbegnadete, findet in sich
leichter die Vorbedingungen für diese lite-
rarische Tätigkeit, die allerdings den Dille-
tantismus vollständig überwunden haben muß,
um solche der Wissenschaft auf die Dauer
nutzbringende Studien zum Gemeingut zu
machen. S.

Helden derBibel. Zehn Meisterwerke.

Mit Begleitworten von Dr. Oskar D o e -

ring. Verlag „Glaube und Kunst" in

München 1915. M. 1.50.

Aus der Bibel, vornehmlich des Alten
Testamentes, hat Doering, der unserer ern-
sten Situation so eigene wie großartige künst-
lerische Themata zu entlocken versteht, zehn
Beispiele heldenhafter Glaubensfestigkeit ent-
nommen, und der Kunstgeschichte mit großer
Geschicklichkeit die entsprechenden Dar-
stellungen, zum Teil wenig bekannte, ent-
lehnt, die dem späten Mittelalter und der
Renaissance angehören, Meisterwerke aus den
verschiedensten Ländern: von Rubens, Rem-
brandt, Bassano, della Verochio, Allori, Raf-
fael, van Dyck. Mit Abraham und Melchi-
sedek, Jakob und dem Engel, Moses und
^edeorlj Simson, David, Judith beginnt die
j\eihe; der Heiland am Kreuz von van Dyck
bl'det sinnigerweise den Schluß. — Die Re-
produktionen sind ganz ausgezeichnet, der der
jedesmaligen Tafel gegenüberstehende Text
schildert in erhebender Weise die Situation,

so daß Wort und Bild sich vereinigen zu einer

vortrefflichen, weihevollen Anregung. S.

Die Ästhetik Martin Deutingers

in ihrem Werden, Wesen und Wirken von

Dr. Max E 111 i n g e r. Verlag von Kösel

1914. M. 3.50.

Der zu seinen Lebzeiten (f 1864) trotz
seiner Fruchtbarkeit nur von wenigen hin-
reichend gewürdigte Münchener Philosoph
hat endlich angefangen, in weiteren Kreisen
Geltung zu finden. Deswegen ist die gründ-
liche Untersuchung, die Ettlinger seinem
System der Ästhetik widmet, sehr will-
kommen, zumal die etwas schwierige Sprache
die Verständlichkeit erschwert, wie der außer-
ordentliche Ideenreichtum stellenweise er-
müdend wirkt. — Deutingers Stellung in der
Geschichte der Ästhetik ist die Einlei-
tung gewidmet, die deren übernatürliche
Durchdringung betont sowie ihren Zusam-
menhang namentlich mit Baader. — Der
H a u p 11 e i 1 entwickelt das System in seiner
Tiefe, markiert die von Deutinger auf-
gestellten Grundgesetze, um namentlich die
Konsequenz der Beweisführung zu betonen,
als deren Resultat der ganze Zusammenhang
der Künste erscheint, unter dem die Poesie
besonders bewertet wird. — Im Schluß-
teil werden ganz kurz die Nachwirkungen von
Deutingers Ästhetik geprüft, die keinen
größeren Umfang gewonnen haben, sich fast
nur auf von Hartmann und Gietman be-
schränkend, in letzter Zeit aber sich zu stei-
gern scheinen (Muth), denn ihre soliden
Grundlagen sind sehr geeignet, auf ihnen ein
neues System aufzubauen, welches zwischen
dem reinenEmpinmus und der philosophischen
Spekulation die richtige Mitte behauptet. S.
Deutsche Kultur des Mittel-
alters in Bild undWort von Prof.
Dr. Paul Herre. Mit 245 schwarzen
Abbildungen auf 112 Tafeln und 1 farbigem
Titelbild. Quelle & Meyer, Leipzig 1912.
In Originalleinenband M. 2.50.
Den 112 Seiten Abbildungen mit
ihren 245 Darstellungen folgen 82 Seiten er-
klärender Text. Jene sind mit ungemeiner
Emsigkeit und Geschicklichkeit zusammen-
getragen, zum Teil aus entlegenen Quellen,
und hinreichend scharf wie klar reproduziert.
Dieser erläutert in zusammenfassenden Be-
schreibungen die einzelnen Gegenstände und
Gruppen. Von einigen kleinen Mißverständ-
nissen abgesehen, wie in dem Kapitel über
den Aberglauben, wird das Ganze von einer
gewissen Objektivität beherrscht, so daß es
 
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