Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

DOI Artikel:
Klingelschmitt, Franz Theodor: Ein Kupferstich Dürers als Vorlage für eine Mainzer Stickerei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0045

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 2/3

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

33

heraus. Ein Pfeil ist tief in die rechte Achselhöhle des Heiligen eingedrungen, ein

zweiter oberhalb des Nabels, ein dritter in den linken Ober-, ein vierter in den

linken Unterschenkel. Das

slrahlenumglänzte, bartlose

Haupt Sebastians ist leicht

vornübergesunken.

Es kann keinem Zweifel
unterliegen, daß für diese
Figur Dürers Kupferstich
,,Der heilige Sebastian am
Baume", Bartsch 55:! als Vor-
lage gedient hat. Die weni-
gen Abweichungen, die die
Stickerei zeigt, sind bald auf-
gezählt. Am wichtigsten ist,
daß bei Dürer der Märtyrer
mehr hängt, während er auf
der Kasel steht, daß er dort
härtig, hier bartlos ist. Dann
fehlt der Pfeil, der bei
Dürer im rechten Oberarm
steckt, dafür dringt einer
rechts vom Nabel ein. Von
den unteren Pfeilen steckt
auf dem Kupferstich der eine
im rechten Oberschenkel, der
andere im Fuß des Baumes
hinter den Beinen. DieSticke-
rei zeigt sie etwa in derselben
Höhe wie auf dem Stich, aber
beide im linken Bein. Auch
die Befiederung der Pfeile ist
verschieden. Daß sie alle
tiefer in den Körper einge-
drungen sind, dürfte ebenso
wie das Fehlen des Zweiges,
der bei Dürer hinter dem
rechten Handgelenk hervor-
kommt, auf die Enge des
zur Verfügung stehenden
Kaumes zurückzuführen sein.
Dasselbe gilt von dem Ast-
stumpf, an dem Dürer seine Signettafel aufgehängt hat. Wenn nun auf der Stik-
kerei hinter der rechten Hüfte des Heiligen ein Aststumpf herausschaut, der bei
Dürer fehlt, so hat man darin wohl einen Ersatz für den weggelassenen zu sehen,

'! Scherer „Dürer"2 (Klassiker der Kunst in Gesamtausgaben) S. 103.
 
Annotationen