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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Schröder, Alfred: Pazaureks Prachtwerk über kirchliche Goldschmiedekunst (mit Tafel 3)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0071

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58

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 4

datierbaren Stücken gewinnt natürlich jedes den Wert eines Leitstückes für
undatierkare Werke. Es mag darum den Lesern die beigefügte Abbildung und
eine kurze Ausführung über die Entstehungszeit willkommen sein (s. Tafel III;
Fuß und Bekrönung des Rehquiars sind ein hübsches Beispiel für Augs-
burger Art um 1625). Nach Orthebs Gründungsgeschichte von Zwiefalten, die
1 135 begonnen wurde, und bis 1 145 reicht und deren reichhaltige Angaben über
Reliquienerwerbung auf Mitteilungen des Abtes Ulrich (1095—1139) beruhen,
wurde die Kreuzrehquie von Bertold dem Jüngeren von Sperberseck aus Jeru-
salem mitgebracht und auf Kosten der Salome von Dettingen gefaßt. Da Ortheb

diesen Bertold aus-
drücklich den Jünge-
ren nennt und schon
vorher von einem
Bertold von Sperbers-
eck ohne solchen Bei-
satz gesprochen hat,
so werden wir den
Bertold ohne Beisatz
als den Älteren, und
zwar auf Grund der
Zeitsitte, die Vor-
namen erst in der
zweiten Geschlechts-
folge zu wiederholen,
als den Großvater des
Jüngeren betrachten
dürfen. Von dem
älteren Bertold be-
richtet Ortlieb, daß er
einen Sohn Liutfnd
gehabt habe, der in
Zwiefalten Mönch
wurde, und daß dem
Sohne derVater selbst
später auf dem gleichen Wege gefolgt sei. Das muß aber, da Ortlieb die Eintritte
von Edeln in der zeitlichen Reihenfolge und den Liutfrids und Bertolds unter den
ersten berichtet (1089 war das Kloster gegründet worden), um 1100 bis 1115
geschehen sein. Der jüngere Bertold hat also kaum vor 1 120, eher später, seine
Schenkung gemacht, sicher aber vor 1139, da sie noch zur Regierungszeit des
Abtes Ulrich erfolgte, was ebenso auch von der Fassung des Partikels gilt.
Demnach ist das Rehquiar um 1130 anzusetzen.

Das bedeutende Comburger Antependium freut man sich aufrichtig nun
einmal in tadelloser Abbildung, die vom Original selbst genommen ist, studieren
zu können. Warum von der Überlieferung abweichend, die den Abt Hartwig
(t 1140) als Stifter bezeichnet, die zweite Hälfte des XII. Jahrh. als Entstehungszeit
angegeben ist, wird nicht begründet. Die rheinische Herkunft lehnt Pazaurek ab;
ich wage mich nicht dazu zu äußern. Im übrigen ist der romanische und der Uber-

Abb. 4 a.

Herrenberger Taufschüssel. Augsburg 1656.
 
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