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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Schröder, Alfred: Pazaureks Prachtwerk über kirchliche Goldschmiedekunst (mit Tafel 3)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0073

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60

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 4

Merkwürdig lang hielt der Formenaufbau der kirchlichen Geräte an den
gotischen Erinnerungen fest; diese Beobachtung macht man auch an den hier ver-
einigten Beständen aus Württemberg.
Dagegen die Schmuckformen zeigen sich
sehr beweglich und für den Stilwandel
empfänglich : Pazaurek vermag bereits an
Werken von 1519 und 1521 das Ein-
dringen der Renaissance in den gravier-
ten Verzierungen nachzuweisen. Ohne
Zweifel haben wir den Hauptgrund für
das Stocken der Aufbauentwicklung in
der Unsicherheit des religiös-kirchlichen
Empfindens während des Reformations-
jahrhunderts zu suchen; die Gegenprobe
liefert der Fortschritt, der sich gleich-
zeitig in der Formgebung profaner Ge-
brauchsgegenstände aus Edelmetall be-
kundet. Aber auf kirchliche Geräte liefen
wenige Bestellungen ein, auch der Be-
darf protestantischer Gemeinden wurde
zunächst aus dem Vorhandenen gedeckt.
In der Folge allerdings entwickeln sich
für den evangelischen Gottesdienst eigene
Formen; aber dabei mindert sich nicht
nur die Mannigfaltigkeit der Zweck-
bestimmungen und demnach auch der
Formgattungen bedeutend, sondern es
nimmt überdies das, was übrig bleibt
oder neu hinzukommt — Kelch, Altar-
kanne, Hostienbüchse, Taufkanne mit
Schüssel — unter dem puritanischen
Einschlag, der die Reformation besonders
in der früheren Zeit kennzeichnet, mit-
unter recht nüchterne, weltliche Formen
an. Übrigens sind selbst auch diese
wenigen Geräte selten aus Edelmetall
ausgeführt worden, meist begnügte man
sich mit Kupfer oder Zinn. So fällt auch
in der Folge der Hauptanteil an künst-
lerischen Erzeugnissen auf die katho-
lischen Kirchen. Aber auch hier ist das
XVI. Jh. mit deutschen Erzeugnissen von
höherem Kunstwert schwach vertreten;
das Beste und Fortschrittlichste an kirch-
lichen Goldschmiede-Arbeiten lieferten
in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
Abb. 5. LeuAter In Ehingen. Augsburg um 1715. ^ie vom Fürstenhof stark beschäftigten
Meister 'J*.
 
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