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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Heimann, Friedrich Carl: Der alte Bilderschmuck der Kirche St. Cäcilia in Köln (mit Tafel 5 bis Tafel 7)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0093

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78

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 5

Die Kirche war ursprünglich im Mittelschiff ihres Langhauses durch eine
flache Decke abgeschlossen und wurde erst im XVI. Jahrh. mit spitzbogigen
Kreuzgewölben versehen. Über diesen hatten sich im Dachraum an der Nord-
mauer Reste einer Schwarz-weiß-Malerei in Gestalt eines gotischen Kammes
erhalten, die als oberen Abschluß eines Wandgemäldes gelten, somit für die
Höhenlage der alten Decke Anhalt bieten konnten. Danach hatte diese ungefähr
die gleiche Entfernung über dem Kirchenfußboden, wie die Scheitel der bestehen-
den Gewölbe. Unterhalb der erwähnten Verzierung ließ sich an der Wand eine
bis zum Gesims über der unteren Bogenreihe reichende schwarze Fläche freilegen,
in die sich rot in rot gemalte Darstellungen verteilten. (Abb. 1.) Zuseiten des
Fensters sind je drei Engelfiguren übereinander gereiht, die oberen in knieender
Stellung, die unteren aufrecht, im Spiel mit Laute, Schalmei, Geige, Zither und
Triangel. Die bewegte Haltung, Behandlung der Gewänder und Gesichter lassen
auf ein Werk des XIV. Jahrh. schließen.

Die Wahl musizierender Himmelsgeister erklärt sich aus dem Umstand, daß
hier früher eine Orgel ihren Platz hatte. Öffnungen für die Balken des Unterbaues
und dessen Befestigungseisen fanden sich noch in den Schiffspfeilern. Das
Gehäuse reichte wahrscheinlich bis zum oberen Fenster, daher das Fehlen einer
Mittelfigur unterhalb desselben begründet. Die Wiederherstellung hat die Lücke
durch die Darstellung eines weiteren Engels ausgefüllt, der eine Handorgel, das
Attribut der hl. Cäciha als Patronin der Kirchenmusik, in Händen hält.

Spärliche Reste von Malereien an den obern Schiffswänden deuteten auf
Arkadenreihen hin, die sitzende Gestalten umschlossen. Die Bögen des Lang-
hauses waren schmucklos, nur der östlichste an der Südseite zeichnete sich durch
einen Wechsel von hellen und blaugrauen Steinen aus, der auch bei der neueren
Ausmalung wieder Anwendung fand. Die Pfeiler aber hatte man wirkungsvoll
ausgestattet durch überlebensgroße Darstellungen von Heiligen (Taf.V). Die
Bilder nehmen die Breite der Seiten vollständig ein, und reichen bis zum Pfeiler-
gesims. Erhalten fanden sich die Gestalten des Apostelfürsten Paulus (Abb. 2), eines
Mönches und Diakons, einer Äbtissin sowie Johannes des Täufers (Abb. 3),
letzterer von gepreßter Goldmusterung umgeben, während die andern Figuren
wechselnd schwarzen und blauen Grund besitzen, von roten oder grünen Streifen
eingefaßt. Die kraftvollen auf weite Wirkung berechneten Werke der Spätzeit
des XV. Jahrh. zeichnen sich durch breit angelegte Gewandung und charaktervolle
Köpfe aus. Die Wiederherstellung der Kirche hat dieses Motiv des Pfeilerschmuk-
kes für Neuschöpfungen aufgegriffen in Bildern, deren Vorwurf der Reihe der
in dem altkölnischen Hymnus „Gaude fehx Agnppina" gepriesenen Heiligen
entnommen ist

Übergang aus dem Langhaus zum Chor bildet ein Triumphbogen, an dessen
Pfeilerflächen die ehemalige Bemalung zutage trat, ein rautenförmiges, von
Blattwerk durchzogenes Muster, das eine Anzahl von Rundbildern umschließt,
die auf der Epistelseite die törichten, auf der Evangelienseite die klugen Jung-
frauen mit ihren Lampen darstellt. Der Grundton ist ein leuchtendes Rot, das
auch für die Rundung des Bogens beibehalten blieb, in dessen Laibung, anschlie-
ßend an die erwähnten Bilder, eine Folge von acht weiblichen Glaubenszeugen
und der Gottesmutter eingefügt wurde. Das apokalyptische Lamm mit dem ver-
siegelten Buch und der Siebenzahl der Leuchter hat seine Stelle über dem Triumph-
 
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