Nr. 5
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
81
auf den feuchten Putz zu malen. Das Bindemittel der Farben ließ sich nicht
mehr mit Sicherheit bestimmen, vielleicht war es Kalk und Milch, keinesfalls ein
Gemenge von Eigelb, Ol und etwas Essig, ____________
wie solches bei der Temperamalerei wäh-
rend des XIV. Jahrh. Anwendung fand.
Die Bilderzyklen an den seitlichen Chor-
wänden überdecken dort je eine Fläche von
8,90 m Breite und 5,10m Höhe. Jeder der
beiden besteht aus drei übereinander ange-
ordneten, durch Schriftbänder getrennten
Reihen von Darstellungen. Fragmentarisch
waren die oberen überkommen, vollständig
die mittleren, größtenteils erhalten die
unteren. Die schon erwähnte Ergänzung
mußte deshalb bei den oberen Bildern
einen größeren Umfang annehmen, konnte
sich bei den unteren auf verhältnismäßig
geringen beschränken. Die Farbenver-
teilung des Ganzen anlangend, besitzen die
drei Bilderreihen wagerechte Abschlüsse
durch breite, rote Streifen, schmale lot-
rechte scheiden ihre einzelnen Abteilungen
voneinander, deren jede für sich ringsum
von grünem Bande eingefaßt ist. Ein ge-
sättigtes Blau ist durchweg der Grund
aller Darstellungen. Gegenstand bilden
auf der Epistelseite Begebenheiten aus
dem Erdenwallen des Heilandes, auf der
Evangehenseite solche aus dem Leben und
Martyrium der hl. Cäcilia.
Betrachten wir diejenigen zur Rechten
des Altares (Taf. VI). Die oberste Reihe
schildert eine Folge von Ereignissen aus
der Kindheit Jesu: Die Verkündigung
der Menschwerdung und Maria Besuch
bei Elisabeth, Christi Geburt im Stalle,
dabei ein Dudelsack spielender Hirt, die
Verehrung der drei Weisen, die Flucht nach
Ägypten unter Begleitung eines Engels,
der bethlehemitische Kindermord in sehr
bewegter Gruppe, schließlich die Dar-
stellung im Tempel mit dem opfernden
Elternpaar, sowie Simeon und Anna, die
das göttliche Kind hält. Die Unterschrift lautet: „Parvulus enim natus est nobis,
et fihus datus est nobis et factus est principatus super humerum ejus; et vocabitur
nomen ejus admirabihs, consihanus, Deus, fortis, pater futuri saeculi, princeps
pacis. Isaias IX, 6. (Denn uns ist ein Kind geboren und ein Sohn ist uns gegeben,
Abb. 3.
St. Johannes der Täufer. Gemälde an
einem Pfeiler des Mittelschiffs.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
81
auf den feuchten Putz zu malen. Das Bindemittel der Farben ließ sich nicht
mehr mit Sicherheit bestimmen, vielleicht war es Kalk und Milch, keinesfalls ein
Gemenge von Eigelb, Ol und etwas Essig, ____________
wie solches bei der Temperamalerei wäh-
rend des XIV. Jahrh. Anwendung fand.
Die Bilderzyklen an den seitlichen Chor-
wänden überdecken dort je eine Fläche von
8,90 m Breite und 5,10m Höhe. Jeder der
beiden besteht aus drei übereinander ange-
ordneten, durch Schriftbänder getrennten
Reihen von Darstellungen. Fragmentarisch
waren die oberen überkommen, vollständig
die mittleren, größtenteils erhalten die
unteren. Die schon erwähnte Ergänzung
mußte deshalb bei den oberen Bildern
einen größeren Umfang annehmen, konnte
sich bei den unteren auf verhältnismäßig
geringen beschränken. Die Farbenver-
teilung des Ganzen anlangend, besitzen die
drei Bilderreihen wagerechte Abschlüsse
durch breite, rote Streifen, schmale lot-
rechte scheiden ihre einzelnen Abteilungen
voneinander, deren jede für sich ringsum
von grünem Bande eingefaßt ist. Ein ge-
sättigtes Blau ist durchweg der Grund
aller Darstellungen. Gegenstand bilden
auf der Epistelseite Begebenheiten aus
dem Erdenwallen des Heilandes, auf der
Evangehenseite solche aus dem Leben und
Martyrium der hl. Cäcilia.
Betrachten wir diejenigen zur Rechten
des Altares (Taf. VI). Die oberste Reihe
schildert eine Folge von Ereignissen aus
der Kindheit Jesu: Die Verkündigung
der Menschwerdung und Maria Besuch
bei Elisabeth, Christi Geburt im Stalle,
dabei ein Dudelsack spielender Hirt, die
Verehrung der drei Weisen, die Flucht nach
Ägypten unter Begleitung eines Engels,
der bethlehemitische Kindermord in sehr
bewegter Gruppe, schließlich die Dar-
stellung im Tempel mit dem opfernden
Elternpaar, sowie Simeon und Anna, die
das göttliche Kind hält. Die Unterschrift lautet: „Parvulus enim natus est nobis,
et fihus datus est nobis et factus est principatus super humerum ejus; et vocabitur
nomen ejus admirabihs, consihanus, Deus, fortis, pater futuri saeculi, princeps
pacis. Isaias IX, 6. (Denn uns ist ein Kind geboren und ein Sohn ist uns gegeben,
Abb. 3.
St. Johannes der Täufer. Gemälde an
einem Pfeiler des Mittelschiffs.