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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Arntz, Ludwig: Der Feldaltar in Vergangenheit und Gegenwart (mit Tafel 8)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0107

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Nr. 6

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

89

HiliSli

DER FELDALTAR IN VERGANGEN-
HEIT UND GEGENWART.

Mit 1 Tafel und 22 Abbildungen.

on jeher mußte der Gottesdienst im Felde, im Banne eines bewegten, krie-
gerischen Lebens bestimmte, von der sonstigen kirchlichen Sitte abwei-
chende Formen annehmen. Im besondern Maße tritt das in die Erscheinung
bei der Gestaltung des Feldaltares (im weiteren Sinne), d. h. bei dem künst-
lerischen Raumgebilde, das für die versammelte Kriegergemeinde ein würdiger Ziel-
und Mittelpunkt gottgeweihter Andacht sein soll. Dem
religiösen Bedürfnis bzw. dem kirchlichen Brauche muß
an wechselnder Stelle unter allen Umständen entspro-
chen werden, oft in unmittelbarer Nähe des Kampf-
platzes. Gar häufig muß auf eine geschlossene innere
Raumwirkung und die dadurch bedingten Stimmungs-
werte verzichtet und ein entsprechender Ersatz durch
andere Ausdrucksmittel gesucht werden, bei deren Wahl
durch die Art der Kriegführung oft enge Grenzen ge-
zogen sind. Dabei kommt in Betracht nicht nur der
Altarkörper (Untersatz, Stütze, Tischplatte und Auf-
satz des Altares), nicht nur das notwendig aufzu-
stellende Altargerät, sondern auch eine befriedigende
Fassung des Altarraumes und ein bedeutungsvoller
Altarschmuck unter geschickter Benutzung vorhande-
ner oder verfügbarer Mittel. Es handelt sich hierbei um
eine große, aber nicht immer leichte Aufgabe christ-
licher Kunst, die gebührend zu würdigen in dieser
Kriegszeit angezeigt sein dürfte.

Im Sinne einer zeitgemäßen Betrachtung mag zu-
nächst die Entwicklung überlieferter Formen des Feld-
altares geschildert und sodann andeutungsweise gezeigt
werden, in welcher Weise dem gottesdiensthchen Be-
dürfnis im gegenwärtigen Kriege entsprochen wird.
Bei Verfolgung des Themas ist der Verfasser in überaus
freundlicher Weise durch Auskünfte und Beiträge von
manchen Verwaltungen und Persönlichkeiten gefördert worden, denen an dieser
Stelle gerne gedankt wird1. Je weniger sich bei dem umfänglichen Gebiete und bei
der Fülle sich aufdrängender Fragen ein abschließendes Urteil in der einen oder
anderen Richtung gewinnen läßt, um so erwünschter wäre es, wenn diese Studie
zu weiteren Forschungen und vielseitigen Untersuchungen anregen sollte.

1. Formen des Feldaltares in der Vergangenheit.

In dem beweglichen Charakter des Feldaltares hegt es schon begründet, daß
wir über seine wechselnde Gestaltung im allgemeinen nur lückenhaft unterrichtet

1 Besonders wertvolle Unterstützung boten u.a. das Kgl. Armeemuseum in München, das
Kais. Kgl. Heeresmuseum in Wien, die Direktion des Germanischen Nat.-Museum in Nürn-

Abb. 1. Feldzeichen Kaiser
Konstantins.

■AL

Abb. 2. Reliquicnkästdien.
Grundformen: VII. —IX. Jahrh.
 
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