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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Arntz, Ludwig: Der Feldaltar in Vergangenheit und Gegenwart (mit Tafel 8)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0115

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Nr. 6

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST

97

rehquiar11, welches wie das genannte Buchreliquiar
den Feldaltar geschmückt, ist in derselben Schlacht
bei Tannenberg von dem Komtur Werner von
Tettingen nach Elbing gerettet und im Jahre 1411
am Fuße ausgebessert worden. (Vgl. Abb. 9.) Die
hierauf bezügliche denkwürdige Inschrift auf dem
alten Streifen, welcher an dem späteren Fuße zu
Ende des XVII. Jahrh. wieder angebracht wurde,
lautet:

anno dni MCCCCXI cruxest reparata a
w(er)nero de tetige (tettingen) comeda-
tore in elbigo pnmo anno post co(n)f h(c)-
tu(m) et devastacionem terre a polonis
tartans et infidelibus plurimis factam.

Gjrosäc Mtiärerfflhne-

Bflrtdtria-'ftutenorum-
per mflnu5 pictfl sianislfli DutinK it
Crflcovifl die Ychtris 23 Marrii im-

nach: Doli' DUtui-ScriptettltainiTtaMMnii-

Abb. 10.

Es ist nicht ausgeschlossen, daß dieses ur-
sprünglich 35 cm breite und 40 cm hohe Kreuz mit den hochverehrten, von
Kaiser Friedrich II. dem Orden geschenkten Kreuzpartikeln einst als Fahnenkreuz
das über dem Feldaltar schwebende Banner krönte, vielleicht die große Meister-
fahne, welche vor Tannenberg zugleich mit der kleinen Meisterfahne und 50
Rennfahnen gefallener Ordensritter in die Hände der Polen fiel1-. (Vgl. Abb. 10.)

Im Laufe des XV. Jahrh. macht sich eine weitere Bereicherung des Feldaltares
dadurch bemerkbar, daß als Altarschmuck, nach dem Vorbild der in spätgotischer
Zeit besonders beliebten Flügelaltäre, kleinere, dreifaltige Bildtafeln zur Aufstellung
kommen. Während im Mittelbild die Kreuzigung vorherrscht, werden die beiden
Seitenflügel bestimmten Schutzheiligen des Krieger-
standes vorbehalten''. Der malerische Eindruck spät-
mittelalterlicher Feldaltäre wird noch gesteigert durch
das Vorhängen gewebter, gewirkter oder gestickter
Stoffe, die entweder als Voraltartuch dienen oder als
Teppichbehang in wirksamer Weise Hintergrund und
seitliche Einfassung des Altarraumes bezwecken. Im
ersteren Falle werden Darstellungen aus der Heiligen-
geschichte, im zweiten naturgemäß heraldische Muster
bevorzugt. Ein zeitgenössischer Feldaltar mit einfacher
Stoffbegrenzung findet sich in der Chronik von Gerold
Edlibach (t 1530) (Stadtbibliothek in Zürich) skizziert.
(Vgl. Abb. 11.)

" Dieses Kreuzreliquiar mit der bemerkenswerten knegs-
geschichtlichen Urkunde wird z. Z. in der Nikolaikirche in
Elbing verwahrt. Vgl. Czihak: wie vor, S. 157. T. 18.

'" Man vergleiche damit die beiden Fahnenkreuze der
Stiftskirche zu Xanten aus dem Ende des XIV. Jahrh. Abb. ^pfetjöc^T

Ztschrh ehr. Kunst 1903 S 346. JftflrihHW.foBupundcfBeutr.

'■' Line Anzahl solcher dreiteiliger rlugelaltarchen von sehr , . ^—r.-----^ /., ..,,,.

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knappen Abmessungen besitzt u. a. die ls.ircne zum hl. Kreuz ------J-

in Rostock. Abb. 12.

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Abb.
 
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