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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 6
Einen Höhepunkt prächtiger künstlerischer Wirkung bot unstreitig das „Feld-
heiligtum" Karls des Kühnen, welches im Jahr 1476 in der Schlacht bei Granson
von den Eidgenossen, unter Führung von Bern, erbeutet worden ist". Wenn
auch nach den sorgfältigen Untersuchungen von Stammler1' die lange Zeit als
„Feldaltar" bezeichnete Altartafel (eine aus dem Nachlaß der Königin Agnes von
Ungarn stammende, dem Kloster Königsfelden vermachte altvenezianische Arbeit)
nicht zur burgundischen Kriegsbeute gezählt werden kann, so hat diese doch
zweifellos äußerst wertvolle kunstgeschichthche Stücke umfaßt, welche von der
reichen Ausstattung der einstigen Feldkapelle des Herzogs von Burgund anschau-
liches Zeugnis geben. So enthält die Chronik des Diebold Schilling'" eine Dar-
stellung der Trophäen, welche dem Herzoge von den Eidgenossen abgenommen
wurden, darunter außer Standartenwimpeln, Meßgewändern und anderem Meß-
gerät auch ein Flügelaltärchen mit Kreuzigung und zwei Heihgengestalten. (Vgl.
Abb. 12.) Den anschaulichsten Begriff von der einstigen Ausstattung des Altar-
Ahb. 13.
Vorliangstoff aus der „Burgunder Beute'' im Historischen Museum zu Bern.
raumes geben unstreitig die zweifellos aus der Burgunder Beute stammenden
gewirkten und gestickten Vorhangstoffe (Tapeten, Tücher), welche jetzt eine
Hauptzierde des Hist. Museums in Bern bilden; zwei kleinere Teppiche, je 90 cm
hoch und 225 cm l/m lang, abwechselnd mit den Wappen der Könige von Frank-
reich, der Herzöge von Burgund und von Limburg, waren vermutlich dazu be-
stimmt, den Feldaltar oberhalb der Platte teils rückwärts, teils seitlich einzufassen.
(Abb. 13.) Zur Umschließung des weiteren Altarraumes diente wahrscheinlich
ein größerer Teppich von 8,25 -1 1,20 m Länge und 2,08 m Höhe, welcher in sechs-
facher Wiederkehr im gevierten Felde die aufgestickten Wappen von Frankreich,
11 Ein großer Teil dieser „Burgunder Beute" befindet sich z. Z. im Hist. Museum in Bern;
das Buchreliquiar aus dem Kloster Königsfelden wird z. Z. im Schweizer Landesmuseum in
Zürich verwahrt. Auch das Museum in Thun besitzt Teile der Vorhangstoffe aus der
Burgunder Beute. (Vgl. Abb. 14.)
15 Vgl. Berner Taschenbuch auf das Jahr 1887 88: Stammler: Der sog. „Feldaltar Karls
des Kühnen"; dgl.: „Die Burgunder Tapeten". Bern J.894.
Vgl. Stammler: Der Domschatz von Lausanne u. s. Überreste. Bern 1894.
ui Auf der Bürgerbibhothek in Luzern.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
Nr. 6
Einen Höhepunkt prächtiger künstlerischer Wirkung bot unstreitig das „Feld-
heiligtum" Karls des Kühnen, welches im Jahr 1476 in der Schlacht bei Granson
von den Eidgenossen, unter Führung von Bern, erbeutet worden ist". Wenn
auch nach den sorgfältigen Untersuchungen von Stammler1' die lange Zeit als
„Feldaltar" bezeichnete Altartafel (eine aus dem Nachlaß der Königin Agnes von
Ungarn stammende, dem Kloster Königsfelden vermachte altvenezianische Arbeit)
nicht zur burgundischen Kriegsbeute gezählt werden kann, so hat diese doch
zweifellos äußerst wertvolle kunstgeschichthche Stücke umfaßt, welche von der
reichen Ausstattung der einstigen Feldkapelle des Herzogs von Burgund anschau-
liches Zeugnis geben. So enthält die Chronik des Diebold Schilling'" eine Dar-
stellung der Trophäen, welche dem Herzoge von den Eidgenossen abgenommen
wurden, darunter außer Standartenwimpeln, Meßgewändern und anderem Meß-
gerät auch ein Flügelaltärchen mit Kreuzigung und zwei Heihgengestalten. (Vgl.
Abb. 12.) Den anschaulichsten Begriff von der einstigen Ausstattung des Altar-
Ahb. 13.
Vorliangstoff aus der „Burgunder Beute'' im Historischen Museum zu Bern.
raumes geben unstreitig die zweifellos aus der Burgunder Beute stammenden
gewirkten und gestickten Vorhangstoffe (Tapeten, Tücher), welche jetzt eine
Hauptzierde des Hist. Museums in Bern bilden; zwei kleinere Teppiche, je 90 cm
hoch und 225 cm l/m lang, abwechselnd mit den Wappen der Könige von Frank-
reich, der Herzöge von Burgund und von Limburg, waren vermutlich dazu be-
stimmt, den Feldaltar oberhalb der Platte teils rückwärts, teils seitlich einzufassen.
(Abb. 13.) Zur Umschließung des weiteren Altarraumes diente wahrscheinlich
ein größerer Teppich von 8,25 -1 1,20 m Länge und 2,08 m Höhe, welcher in sechs-
facher Wiederkehr im gevierten Felde die aufgestickten Wappen von Frankreich,
11 Ein großer Teil dieser „Burgunder Beute" befindet sich z. Z. im Hist. Museum in Bern;
das Buchreliquiar aus dem Kloster Königsfelden wird z. Z. im Schweizer Landesmuseum in
Zürich verwahrt. Auch das Museum in Thun besitzt Teile der Vorhangstoffe aus der
Burgunder Beute. (Vgl. Abb. 14.)
15 Vgl. Berner Taschenbuch auf das Jahr 1887 88: Stammler: Der sog. „Feldaltar Karls
des Kühnen"; dgl.: „Die Burgunder Tapeten". Bern J.894.
Vgl. Stammler: Der Domschatz von Lausanne u. s. Überreste. Bern 1894.
ui Auf der Bürgerbibhothek in Luzern.