Nr. 8, 9
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
129
Obgleich als dreischiffige Kreuzkirche1 angelegt, hat sie durch das nur aus
zwei Jochen bestehende Langhaus einen mehr zentralen Charakter. Bei der Ein-
richtung als Bibliothek ist die Innenarchitektur bis zum Gebälk verdeckt worden,
hingegen sind die Seitenschiffe freigebheben. Auch wurde damals die in der
Achse der Hauptfront gelegene Eingangstür in ein Fenster umgewandelt. Von
guter Wirkung ist der Raumabschluß, bei welchem sich der italienische Einfluß
besonders bemerkbar
macht. Die Vierung ist
mit einer Kuppel und
die Querschiffarme
sind mit Tonnenge-
wölbe versehen, wäh-
rend Chor und die
beiden Joche Grat-
gewölbe haben. Die
Gurtbögen sind kas-
settiert. Die schmalen
Seitenschiffe, die ei-
gentlich nur als Gänge
dienen konnten, haben
Tonnengewölbe, in
welche die Gurtbögen
mit Stichkappen ein-
schneiden.
Im übrigen ist das
Innere ziemlich ein-
fach gehalten; denn
nach einer Handschrift
der hiesigen Bibliothek
(Ms. 160) hatten die
bescheidenen Ein-
künfte der Genossen-
schaft es nicht ermög-
licht, dasselbe reich
auszustatten. Hier-
durch erklärt sich auch
wohl die einfache Ge-
staltung des Äußeren.
Die drei Altäre2 waren aus Holz. — Die Kirche und anstoßenden Räume dienen
seit 1811 als Stadtbibliothek, welche gegenwärtig etwa 86000 Bände und ungefähr
1400 alte Handschriften (vom VII. bis VIII. Jahrh. ab) umfaßt.
1 Den unter Fig. 7 abgebildeten Grundriß verdanke ich dem Herrn Baurat Wahn in Metz.
2 Über dem Hauptaltar befand sich ein Gemälde, dessen Ursprung in vorerwähnter Hand-
schrift näher angegeben ist. Die Mitteilung hierüber lautet in Übersetzung wie folgt: Man
hatte ihnen aus Rom ein Gemälde übersandt mit einer der Mythologie entnommenen Dar-
stellung. Es zeigte Jupiter getragen von einer Wolke, den linken Arm auf seinen Adler gestützt,
mit der Rechten einen Blitzstrahl haltend, womit er Semele bedrohte, die auf den Knien ihn um
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.M:SH;llilWS5;.\ §
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Abb.
Metz, ehem. Karmeliterkirdic, jetzt städt. Bibliothek.
ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.
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Obgleich als dreischiffige Kreuzkirche1 angelegt, hat sie durch das nur aus
zwei Jochen bestehende Langhaus einen mehr zentralen Charakter. Bei der Ein-
richtung als Bibliothek ist die Innenarchitektur bis zum Gebälk verdeckt worden,
hingegen sind die Seitenschiffe freigebheben. Auch wurde damals die in der
Achse der Hauptfront gelegene Eingangstür in ein Fenster umgewandelt. Von
guter Wirkung ist der Raumabschluß, bei welchem sich der italienische Einfluß
besonders bemerkbar
macht. Die Vierung ist
mit einer Kuppel und
die Querschiffarme
sind mit Tonnenge-
wölbe versehen, wäh-
rend Chor und die
beiden Joche Grat-
gewölbe haben. Die
Gurtbögen sind kas-
settiert. Die schmalen
Seitenschiffe, die ei-
gentlich nur als Gänge
dienen konnten, haben
Tonnengewölbe, in
welche die Gurtbögen
mit Stichkappen ein-
schneiden.
Im übrigen ist das
Innere ziemlich ein-
fach gehalten; denn
nach einer Handschrift
der hiesigen Bibliothek
(Ms. 160) hatten die
bescheidenen Ein-
künfte der Genossen-
schaft es nicht ermög-
licht, dasselbe reich
auszustatten. Hier-
durch erklärt sich auch
wohl die einfache Ge-
staltung des Äußeren.
Die drei Altäre2 waren aus Holz. — Die Kirche und anstoßenden Räume dienen
seit 1811 als Stadtbibliothek, welche gegenwärtig etwa 86000 Bände und ungefähr
1400 alte Handschriften (vom VII. bis VIII. Jahrh. ab) umfaßt.
1 Den unter Fig. 7 abgebildeten Grundriß verdanke ich dem Herrn Baurat Wahn in Metz.
2 Über dem Hauptaltar befand sich ein Gemälde, dessen Ursprung in vorerwähnter Hand-
schrift näher angegeben ist. Die Mitteilung hierüber lautet in Übersetzung wie folgt: Man
hatte ihnen aus Rom ein Gemälde übersandt mit einer der Mythologie entnommenen Dar-
stellung. Es zeigte Jupiter getragen von einer Wolke, den linken Arm auf seinen Adler gestützt,
mit der Rechten einen Blitzstrahl haltend, womit er Semele bedrohte, die auf den Knien ihn um
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Abb.
Metz, ehem. Karmeliterkirdic, jetzt städt. Bibliothek.