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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Schmitz, Wilhelm: Die kirchlichen Barockbauten in Metz (mit Tafel 10 und Tafel 11)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0168

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Nr. 8/9 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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fein profiliert und mit Ornamentik geschmückt sind. Im Mittelfeld der Vertäfelung,
an der Ost- und Westseite, befinden sich zwei Gemälde, über dem Ankleidetisch
Christus am Kreuz und Maria Magdalena, und diesem gegenüber die Darstellung
Jesu im Tempel.

Für das Innere des Domes stiftete vorgenannter Bischof mehrere Altäre
(S. Klara, S. Peter, Herz-Jesu, Mont Carmel).

Das Hauptwerk bestand aus dem im Jahre 1764 nach dem Entwürfe von Blondel
erbauten Hauptportal9, das durch den Stadtarchitekten Gardeur-Lebrun aus-
geführt und im Jahre 1895 abgetragen wurde. Es war in wuchtigen, antikisierenden
Formen gehalten und aus Anlaß der glücklichen Genesung des 1744 in Metz
lebensgefährlich erkrankten Königs Ludwig XV. errichtet worden. Eine hierauf
bezugnehmende Inschrift befand sich im Architrav des Portikus. Sie wird im
hiesigen städtischen Museum aufbewahrt und lautet:

In hoc templo Ludovici XV in extremis positi salutem clerus et populus
maximo animi ardore expostulabant. Deo favente revixit Ludovicus. In tanti
beneficn memonam porticum aedifican decrevit capitulum metense, äugen
et ornan sumptibus suis rex ipse voluit, ut grati animi ergo Deum perenne
monumentum stet apud posteros A. R. S. M.D.C.C.LXIIII.
Die seitlich des Portals angelegten Nischen enthielten große Statuen, die in
künstlerischer Hinsicht nicht ohne Bedeutung waren; sie gelangten an der Wall-
fahrts- und Pfarrkirche in St. Avold (Lothr.) zur Aufstellung. Die Portalanlage
bildete den Ostabschluß des nach einheitlichem Plane angelegten Domplatzes und
stand in organischer Verbindung mit den hier am Fuße des Domes errichteten
barocken Anbauten, die ihrerseits in architektonischer Hinsicht in Zusammenhang
projektiert waren mit anderen größeren Bauten, wie Stadthaus und Hauptwache,
Bischofspalast, Parlamentsgebäude und neue Abtei. Zur Ausführung kamen in-
dessen nur die beiden erstgenannten Gebäude.

Das Portal hatte ohne Zweifel einen monumentalen Charakter, nachdem jedoch
die Anbauten am Fuße des Domes gefallen waren, war der Anblick vom Parade-
platz aus kein befriedigender mehr, und so entstand die Anregung zum Bau des
neuen Hauptportals.

Zum Schlüsse möge noch die kurz vor Ausbruch der Revolution erfolgte Um-
gestaltung des Chores Erwähnung finden. Um den Dom als Pfarrkirche nutzbar
zu machen, hatte Gardeur-Lebrun 1791 ein Projekt aufgestellt, wonach die Besei-
tigung des Lettners, mehrerer Altäre und zahlreicher Denkmäler gefordert wurde.
Hierauf erhielt der Chor in der Vierung jene kreisförmige Gestalt mit Balustraden-
abschluß, wie sie noch bis zum Jahre 1881 bestand. Zu den strengen Formen des
Inneren stand diese Anlage zwar in einem gewissen Gegensatz, jedoch ist nicht zu
verkennen, daß sie ebenfalls einen großzügigen Charakter trug.

Metz. W. Schmitz, Regierungs-und Baurat.

Literatur: Baltus, Annales de Metz 1724—1755, Ms. Nr. 125 der Stadtbibliothek
in Metz. — Ein Rundgang durch die Metzer Kirchen und Kapellen von Prof. Dr. Bour
in „Lothringen und seine Hauptstadt" von Dr. A. Ruppel in Verbindung mit Prof. Keune
und Prof. Dr.Bour, Metz 1913. Metzer Dombaublatt Nr. 7.-J. BraunS. J., Die
belgischen Jesuitenkirchen, Freiburg 1907. — Derselbe, Die Kirchenbauten der deutschen

9 Vergl. J. F. Blondel et son oeuvre par Aug. Prost, Metz 1860.
 
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