Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

DOI Artikel:
Creutz, Max: Die frühromanischen Reliefs der alten Benediktinerabtei Brauweiler (mit Tafel 12)
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0171

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 10 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. 149

Abb. 1. Westportal der Abteikirdie in Brauweiler.

DIE FRÜHROMANISCHEN RELIEFS
DER ALTEN BENEDIKTINERABTEI

BRAUWEILER.

(Mit 1 Tafel und 14 Abbildungen.)

Nordwestlich von Köln vor den Ausläufern des Vorgebirges liegt die dunkle
Turmgruppe der alten Benediktinerabtei Brauweiler in reichen, endlosen
Feldern, über allem Werden und Vergehen ein Monument und Wahrzeichen
alter Größe seit Jahrhunderten. Entstanden in einer Zeit, die auf heimischem Boden
zum ersten Male den Sinn für das Bleibende und Ewige in großen Monumental-
werken verkörperte, bringt die Abteikirche auch äußerlich diesen Gedanken zur
Darstellung in einer Anzahl frühromanischer Reliefs, die nach Nordwesten hin an
Türmen und Seitenschiff eingelassen wurden. Es sind zwölf Skulpturen aus
grauem Sandstein, Christus zwischen zwei Engeln über dem Lamm Gottes an der
Westseite des nördlichen Seitenschiffes, sechs Bilder des Tierkreises, Wassermann,
Fische, Widder, Stier, Zwillinge, Krebs am nordwestlichen Seitenturme und drei
Apostel an der Nordwand des Hauptturmes. (Abb. 2 bis 14 u. Tafel XII.)

Die Reliefs des Tierkreises als Symbol der einzelnen Monate des Jahres deuten
den Wandel der Jahreszeiten an, das Werden und Vergehen in der Natur in ewigem
Wechsel. Und wie das Bauwerk selbst weithin die Landschaft beherrscht, so
thront hier über den Bildern des Tierkreises der Heiland zwischen den Engeln
und den Aposteln. Dem Landmann, der draußen auf den Feldern säte und erntete,
waren die Türme Trost und Fürsprache zugleich. Beim Eingang in die Kirche
sah er die verschiedenen Zeiten des Jahres, wie im Kalender vor Augen, die Werk-
tage und Feiertage, und über allem Zeitlichen die Symbole des Ewigen.

Die Darstellung des Tierkreises war im Mittelalter sehr verbreitet. Sie findet
sich besonders in mosaizierten Fußböden, so heute noch in St. Gereon zu Köln1
aus dem Xl.Jahrh., doch sind hier nur Widder und Krebs in alter Ursprünglichkeit
erhalten. Besonders beliebt waren die Bilder des Tierkreises an Kirchenportalen
wie in Tournai, Cambrai, Chartres, Amiens, Straßburg u. a., häufig in Verbin-

1 Aus'm Weerth, Der Mosaikboden in St. Gereon zu Köln, S. 4.
 
Annotationen