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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Georg, Johann: Maria mit dem Kruzifixe in der Hand
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0178

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156

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 10

Abb. 1

Inseln. Das andere erwarb ich bei dem
Antiquar Andalaft in Kairo. Hier ist
Maria dargestellt nicht mit dem Kruzifixe
in der Hand. Sondern dieses steht vor
ihr, und sie ist in Betrachtung vertieft.
Die Arbeit ist künstlerisch nicht sehr hoch
stehend und dürfte aus späterer Zeit
stammen. Von einer Abbildung kann
deshalb auch füglich abgesehen werden.
Interessant ist das Ikon als Variante zu
der anderen Darstellung.

Die Threnodousa, denn diesen Namen
will ich dem Ikon nun immer geben,
stammt meiner Ansicht nach aus Kreisen,
die von Franziskanern beeinflußt worden
sind. Wo sie zuerst entstanden ist, dürfte
schwer zu sagen sein. Italien, außer
Venedig, ist mir dafür nicht recht wahr-
scheinlich. Eher möchte ich mich für die

Ich erwähne hier noch zwei
Ikonen, die freilich nicht genau
dasselbe darstellen, aber als nahe
Verwandte bezeichnet werden
können. Das eine befindet sich
ebenfalls in der Sammlung Bay
(Abb. 2). Hier ist Maria gerade von
vorn mit gefalteten Händen dar-
gestellt, umschwebt von kleinen
Engeln. Vor ihr hegt der kleine
Leichnam Christi auf dem Tuche.
Es ist genau derselbe Gedanke wie
auf der Threnodousa. Sie betrach-
tet die Leiche ihres Sohnes, der
aber nicht in natürlicher Größe,
sondern verkleinert vor ihr hegt.
Auch die knienden Apostel sind
klein. Im Hintergrunde sieht man
ein Kreuz, das ganz dem franzis-
kanischen gleicht. Ich möchte
dieses Ikon als den Übergang von
der Pieta zur Threnodousa halten,
über dieProvenienz weiß ich nichts,
vermute aber die griechischen

Abb. 2.
 
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