Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

DOI Artikel:
Klingelschmitt, Franz Theodor: Romanische Umrisszeichnungen im Mainzer Dom
DOI Artikel:
Bücherschau
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0180

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
158

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 10

das Erzeugnis einer Steinmetzenlaune auffassen. Damit aber erhält die Ansicht
Schneiders eine sehr starke Stütze.

Die Technik der beiden Zeichnungen ist gleich. Wie die von Schneider ent-
deckte, sind auch sie mit dem Spitzmeißel in einfacher Umrißlinie flach einge-
schlagen. Bei dem 14 cm in der größten Höhe und 13 cm in der größten Breite
messenden Löwenkopf ist sogar in der Bildung der Ohren und der Nase eine
gewisse Ähnlichkeit mit dem liegenden Löwen nicht zu verkennen. Man wird
also annehmen dürfen, daß die beiden Zeichnungen sich zeitlich sehr nahe stehen,
wenn sie nicht gar gleichzeitig sind. Damit erhält man auch einen Anhaltspunkt
dafür, wo etwa die Ausführung der Zeichnung zu suchen sein wird. Der liegende
Löwe ist am Südportal der Ostseite ausgeführt worden, so wird auch sein Gegen-
über wohl am ersten irgendwo an der Ostseite in Plastik umgesetzt worden sein.
Die ausführliche Publikation des Mainzer Domes, die Professor Kautzsch nun
seit fast einem Jahrzehnt mit den reichen Mitteln des hessischen Staates vorbe-
reitet und von der man erwarten muß, daß sie zusammen mit den ausgezeich-
neten Untersuchungen Dr. Greins zur Baugeschichte der Bischofskirche unsere
Kenntnis des herrlichen Denkmals bedeutend fördern wird, dürfte auch auf diese
Frage die Antwort ermöglichen. Franz Theodor Klingelschmitt.

ßÜCHERSCHAU.

Das Buch Ezechiel in Theologie und
Kunst bis zum Ende des XII. Jahrh.
Mit besonderer Berücksichtigung
der Gemälde in der Kirche zu
Schwarzrheindorf. Ein Beitrag zur
Entwicklungsgeschichte der Typologie der
christlichen Kunst, vornehmlich in den
Benediktinerklöstern, von Dr. theol. Wil-
helm Neuß, Rehgions- und Oberlehrer
in Köln. Mit 86 Abbildungen. — Gedruckt
mit Unterstützung der Provinzialverwal-
tung der Rheinprovinz. — Aschendorff in
Münster. 1912. M. 10.—.
Dieses I. (Doppel-) Heft der „Beiträge zur
Geschichte des alten Mönchtums und des
Benediktinerordens", herausgegeben von P.
Ildefons Herwegen, nimmt als Ausgangs- und
Zielpunkt den Freskenzyklus in dem unteren
Gewölbe der 1151 eingeweihten Doppelkirche
von Schwarzrheindorf bei Bonn. — Die um-
fassende, aufs reichste illustrierte, tiefgründige
Studie besteht in einer systematischen Unter-
suchung der Rolle, die das Buch Ezechiel
seit den Anfängen des Christentums bis gegen
1200 namentlich in der bildenden Kunst ge-
spielt hat. — Die Entwicklung der theo-
logischen Auffassung des Buches Ezechiel
im Altertum und Mittelalter, also die eigent-
liche Grundlage der ganzen Untersuchung,
behandelt (auf 140 Seiten) der I.Teil; das

Buch Ezechiel in der Kunst, noch etwas
umfänglicher, der II. Teil, dessen Schluß
der Zyklus von Schwarzrheindorf bildet
nebst zwei An hän ge n , in deren letzterem
die Gemälde der Oberkirche vom Heraus-
geber erklärt werden.

Theologisch bedeutungsvoll ist die große
Verschiedenheit hinsichtlich der Auffassung
des biblischen Buches nach Zeit und Ort,
namentlich ihre unaufhaltsame Entwicklung
zur Christus-Typologie, wie diese be-
sonders in der Deutung einzelner Visionen
sich entfaltete: der Gottes-, der Er-
weckungs- und der Tempel-Vision. Die
morgen- und abendländischen Theologen
wetteifern in dieser Entwicklung, die erst in
der Frühscholastik zum Abschluß gelangt
durch Rupert von Deutz, zur großen
Christologie des ganzen Buches Ezechiel
erweitert, welche vom späteren Mittelalter
vornehmlich in der Hindeutung auf die Jung-
fräulichkeit (durch die porta clausa) erblickt
wurde.

Neben dieser Entwicklung wird die Wieder-
gabe ezechielischen Stoffes in der Kunst
erschöpfend behandelt unter Vorführung des
86 Abbildungen umfassenden Materials, wel-
ches teils unbekannt, teils mißverstanden war,
namentlich wegen unzulänglicher Scheidung
der Erzeugnisse vom Orient und Okzident.
 
Annotationen