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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0181
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Nr. 10

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

159

Hierbei tritt die Erweckungsvision in der
altchristlichen Kunst des Abendlandes, die
Gottesvision in der des Morgenlandes, daneben
die ikonographische Ausbildung der Evan-
gelistensymbole in den Vordergrund, während
die ersten Gesamtzyklen in einer für verloren
gehaltenen Pariser Handschrift des Haimo
von Auxerre nachgewiesen werden, sowie in
den katalanischen sogen. Bibeln von Rosas
in Paris und von Farfa in der vatikanischen
Bibliothek.

Die Erklärung des Schwarzrheindorfer
Zyklus bildet den Schluß als die große
ezechielischeChristologie im Sinne des Rupert
von Deutz, als der geschlossenste Bilderkreis
der frühromanischen Periode, durchaus eigen-
artig und doch im Geiste seiner Zeit.

Ihn als solchen in weit ausholendem, um-
fassendem Aufbau nachgewiesen zu haben, ist
das Verdienst der ungewöhnlich bedeutenden
Bonner Doktorarbeit, die in das bis dahin
theologisch wie ikonographisch dunkle Gebiet
viel Licht hineingetragen, nicht nur diesen
Ausschnitt aufgeklärt, sondern auch den Weg
gezeigt hat für den Ausbau der Ikonographie,
der namentlich aus den Miniaturen noch
reichliche Aufklärung bevorsteht. S.

Kunstwerke und Bücher am Markte.
Auktion — Fälschungen — Preise,
und was sie lehren. Mit Anführung
wichtiger Literatur über Kunstgewerbe,
Malerei, graphische Künste, Bildnerei,
Münz- und Medaillenkunde, Bücher und
Handschriften alter und neuer Zeit. Ein
Buch für Kunst- und Bücherfreunde,
Sammler und Händler. Von Guenther
Koch. Mit 34 Kunstbeilagen und 4 Ab-
bildungen im Text. — Paul Neff (Max
Schreiber) in Eßlingena.N. 1915. M.28.
Dem modernen Auktionswesen, nament-
lich den Versteigerungen alter Kunstwerke
und Bücher, ist zumeist dieser starke Band
gewidmet, der einer in den letzten Jahr-
zehnten zu großer Bedeutung gelangten
Einrichtung des öffentlichen Lebens zuerst
ins Gesicht und auf die Finger zu sehen
das Verdienst hat. — Der Verfasser ist ein
unterrichteter, freimütiger Mann, der die
Literatur (insoweit man hier von ihr reden
kann) völlig beherrscht, unabhängig in seinem
Denken wie in dessen Aussprache, mehr
Optimist als Pessimist, weil zugleich Humorist,
und doch offen genug, die Augen nicht über
Gebühr zuzudrücken.

Der I.Teil handelt von der Kunst-
und Buch erau ktion und vom Verkaufen

und Einkaufen im allgemeinen sowie vor-
nehmlich von den Veräußerungsformen, dem
Wesen der Auktion, ihrer Basis, dem Kata-
log, den Fälschungen usw., hochinter-
essante Themata, welche die Öffentlichkeit
weniger beschäftigen, als sie verdienen, so
daß man dem Verfasser überall die löbliche
Absicht anmerkt, dieses moderne Thema der
öffentlichen Diskussion zu erschließen unter
den berufenen, also mit dem Einblick in das
durchaus nicht auf der Oberfläche liegende
Gebiet versehenen Schriftstellern. Dies gilt
namentlich auch von dem pikanten Thema der
Fälschungen, des Kunstbetrugs, dem mehr als
die Hälfte des I. Teiles: 46 Seiten, gewidmet
sind. Über diese sind namentlich im letzten
Jahrzehnt allerlei abenteuerliche Anschau-
ungen verbreitet worden durch die Veröffent-
lichungen mehr oder weniger unberufenerRe-
ferenten, die ihre Information nicht so sehr aus
der Erfahrung als aus der Legende schöpften,
die mannigfach frappanten,auf Dilettanten be-
rechneten Anekdoten Vorspanndienste leiste-
ten.— Der II. Teil: Preise, umfaßt nahe-
zu zwei Drittel des ganzen Buches, und der
Löwenanteil (330 Seiten) ist der Antwort auf
die Frage gewidmet: Was bezahlt wird
für Werke alter Kunst und für alte,
wertvolle Bücher und Handschrif-
ten. Eine Fülle überraschender Ergebnisse.
— „Was diese Preise lehren", bringt zur
Erörterung der III. Teil, dem als IV. die
Seh 1 uß be t rac h t ungen sich anschließen,
wertvolle zusammenfassende Erörterungen
über den Wert der Auktionen für das öffent-
liche Kunstleben, besonders hinsichtlich der
Anregung und Belehrung für die Sammler
und der Regulierung für die Preise.

Die ganze Zunft der Auktionsherren, deren
allmählich entstandene Macht als noblesse
obhge, auch die allmählich zu Kenntnissen,
Ansehen, Einfluß, Reichtum gelangten, mit
jenen mehr oder weniger eng verwachsenen,
vondenTrödlern scharf geschiedenen Händler
werden im ganzen recht günstig beurteilt.
Die einen wie die anderen sind zumeist aus
kleinen Verhältnissen hervorgegangen, und
diejenigen, die Vertrauen und Ruf erwarben,
gelten zum Teil als die Ratgeber der
Sammler, namentlich derjenigen, die ihre
an sich hochedle Neigung nicht nur zur
Vergoldung ihres Schildes, sondern auch
zur Sicherung und Mehrung ihrer Kapitalien
benutzen möchten. — Daß der ganze, für
die bevorzugten Orte sehr wichtige und
vorteilhafte Betrieb mit Einschluß der
 
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