Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

DOI article:
Bücherschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0182

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
160

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 10

Auktionen hoch gehalten wird, also ohne
absichtliche Täuschungen und Übervor-
teilungen sowie Unordnungen (zu denen,
wenigstens vor einigen Jahrzehnten, stellen-
weise bedenkliche „Kippen" gehörten), ist
die Sache wert, bei der so hohe Ideale, so
große Kenntnisse, so reiche Mittel investiert
sind. — Diese und manche andere zeit-
gemäße Gesichtspunkte in zuverlässiger und
spannender Weise für die zunächst Be-
teiligten, aber auch für weitere Kreise her-
vorgehoben zu haben, darf dem vorliegenden
Buche dankbar anerkannt werden, dessen
wenige aber interessante und scharfe Illu-
strationen einerseits, weil dem Privatbesitze
entnommen, wenigstens an einigen Beispielen
von dem noch im freien mobilen Besitze be-
findlichen vortrefflichen Kunstgute Zeugnis
ablegen, andererseits Fingerzeige gehen wollen
hinsichtlich der Illustrationen für die im
Fortschritt der Zeit zu Prachtwerken ge-
wordenen Au ktions-Kataloge, von denen
der Verfasser mit Recht auch wissenschaft-
liche Zuverlässigkeit verlangt. S.

Handbuch der Kunstwissenschaft.
Herausgegeben von Dr. Fritz Burger-
München, in Verbindung mit den Umver-
sitäts-Professoren Brinckmann, Curtius,
Egger, Hartmann, Herzfeld, Hildebrandt,
Wulff, Jantzen, Neuwirth, Pinder, Singer,
Vitzthum, Wackernagel, Weese, Wilhch,
Leidinger. Mit ca. 4000 Abbildungen. In
Lief, zum Subskriptionspreis ä M. 1,50.
— Akademische Verlagsgesellschaft, Neu-
babelsberg. - - Lief.'XVI. Graf Vitz-
thum, Die Malerei und Plastik des
Mittelalters, Heft 1.
Im Vorwort zu den beiden Halb-
bänden, welche, nach der allgemeinen
Einführung, der Geschichte der mittel-
alterlichen Malerei und Plastik in Italien bis
zum Ende des Trecento und der Kunst in den
Ländern nördlich der Alpen bis in die I.Hälfte
des XIV. Jahrh. gewidmet sein sollen, bekennt
der Verfasser sich als Eklektiker, um sich als
solcher vortrefflich zu bewähren, denn die
beiden Teile, in welche I. Das Wesen der
mittelalterlichen Kunst zerfällt: „Die
kirchlichen Voraussetzungen der
mittelalterlichen Kunst" und „Der
Anteil der Germanen an der mittel-
alterlichen Kunst" behandeln diese so
wichtigen wie schwierigen Themate in einer
so tiefschürfenden wie objektiven Art, an der
Hand von 1 7 vortrefflich reproduzierten Ab-
bildungen, die, obgleich verschiedenen Län-

dern wie Techniken entnommen, den Er-
örterungen als Erläuterungsmittel durchaus
angepaßt sind, — Als Axiom wird voraus-
geschickt, daß die mittelalterliche Kunst vor-
wiegend kirchliche Kunst sei, herausge-
wachsen aus den den jungen nordischen Völ-
kern eingeborenen künstlerischen Kräften.
Weil die Kunst der Kirche nicht Selbst-
zweck war (ohne bloß Bilderschrift sein zu
wollen), war die Symbolik ihr Lebenselement,
so daß die Darstellungen vorwiegend auf
Abstraktionen beruhten, wie sie sich vor-
nehmlich auf die Wiedergabe der mensch-
lichen Figur beschränkten, dieser nicht so
sehr ihrer selbst, als ihrer Stellung wegen
im kirchlichen Vorstellungskreis, dem die
Natur ferner lag, als ihre Stellung im Heils-
plan. Für diese, für „die spontane Um-
setzung des kirchlichen Gedankensystems in
ein dekoratives Bildsystem" bringt der Ver-
fasser — im Sinne der mittelalterlichen Sym-
boliker — sehr charakteristische Belege als
Illustrationen. — Nordfrankreich, wo das
Germanentum mit der Antike, auf der die
mittelalterliche Kunst sich aufbaute, den
innigsten Bund schloß, hat den Vorzug, ge-
rade diese am glänzendsten entfaltet zu
haben in der Gotik. Von ihrem „Form-
ideal" zehren die nordischen Völker und mit
ihm erstirbt sie selber nicht, da ohne sie
auch die späteren Kunstheroen, Michelangelo
und Rembrandt, selbst Rodin und Marees
nicht zu denken wären.

Diese Gedanken, die hier auch in der
neuesten Kunstforschung nicht zum ersten
Male Ausdruck finden, mögen den Ernst
bezeugen, mit dem der Verfasser seine Auf-
gabe begreift, in dem groß angelegten Hand-
buch, trotz der Popularität, die es erstrebt,
auch die erhabenen Gesichtspunkte nicht un-
betont zu lassen, welche die fortschreitende
Wissenschaft in den Vordergrund drängt.

Inzwischen sind fünf weitere Lieferungen
erschienen. S.

Studien zur Baugeschichte von
S. Maria im Kapitol von Hermann
E i c k e n. Mit 38 Abbildungen im Text
(Zeitschr. für Gesch. der Architektur. Bei-
heft 12) Winter in Heidelberg 1915. Einzel-
preis M. 6,40.

Die verdienstreiche Monographie von R a h t-
gens: Die Kirche S. Maria im Kapitol zu
Köln (Düsseldorf bei Schwann 1913) war
aufgebaut auf höchst mühsamen, eigens zu
diesem Zweck unternommenen Bodenaufgra-
bungen, die viel neues Licht verbreiteten
 
Annotationen