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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Strzygowski, Josef: Der Ursprung des Trikonchen Kirchenbaues (mit Tafel 14)
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0214

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190

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 12

und Jerusalem. Man fragt sich erstaunt, was diese offenen Hallen mit dem
tnkonchen Kuppelbau zu tun haben sollen. Ich hatte in meinem „Mschatta"
nur eine antike Denkmälergruppe nachgewiesen, die als Vorläufer für den
christlichen Trikonchos gelten konnte, gewisse Säle in Palastbauten, die aber
deutlich auf den Orient als Ursprungsland weisen. Das Material dafür ist ja
in den letzten Jahren beträchtlich gewachsen. Aber mit dem christlichen Kirchen-
bau haben diese Dinge wahrlich nur insofern zu tun, als sie den Einfluß der
gleichen dritten Quelle, der iranisch - armenischen, verraten. Freilich ist dafür
vorläufig nur Mschatta ein unmittelbarer Beleg, zu dem sich jetzt als fester

Bestand die armenischen Kirchenbauten gesellen.
Wenn daher P. Vincent in seinem Werk Bethleem
S. 31 ausruft: ,,Ceux qui se donneront desormais
la täche de soutenir que le plan trefle de la basih-
que de Bethleem remonte ä Constantin et derive
d'Anatohe, de Mesopotamie ou d'Egypte seront
donc tres bienvenus en reproduisant quelques nou-
veaux exemples precis et de date incontestablement
anteneure ä 326", so muß man ihn auf die arme-
nisch-iranische Konchenarchitektur hinweisen und
er wird dann vielleicht eher geneigt sein, Mschatta
als iranisch aus dem III.—IV. Jahrh. anzuerkennen,
als es — bescheiden genug gegen Herzfeld u. a. —
dem V.—VI. Jahrh. zuzuweisen. Was im Armeni-
schen in zahlreichen Beispielen vorliegt, geht auf
Typen zurück, die im christlichen Kirchenbau seit
dem IV. Jahrh. heimisch sind. Ihre Vorläufer aber
darf man nicht in jener Strömung des Persischen
suchen, die ihre Blüte im Süden unter den Sasa-
niden hatte, sondern muß zurückgreifen auf den
iranischen Nordosten, von dem aus einst die Parther
Vorderasien beherrschten. Von ihrer Art haben sich
gute Beispiele wie in Armenien, das bis 428 von einer
parthischen Dynastie beherrscht wurde, in Zentral-
asien erhalten. Für die letzte Voraussetzung vgl.
Schuchardt,„Deraltmittell.Palast",S:tz.-Ber.d.preuß.Ak.d.Wiss.X(1914)S.277f.
Die Kirche des Armeniers Sophronios im Theodosioskloster nun zeigte den
ausgesprochenen Typus seiner Heimat, dafür spricht der Grundriß, der sich aus
der heutigen Ruine ergab, und dafür sprechen auch die Nachrichten über die
Einwölbung der Kirche. Man wird sich bei dieser Gelegenheit auch des arme-
nischen Malers Theodoros erinnern, der im J. 1124 den Trichoros des Schenute-
klosters in Oberägypten ausgemalt hat. Vgl. Der Dom zu Aachen S. 43 und
78 f. Wenn man daher annimmt, „für das Presbytenum mit seinen säulen-
umstellten Apsiden wird Alexandria das Vorbild geliefert haben" (vgl. Wulff,
Altchnsthche und byzantinische Kunst, S. 225), so muß wie bei Weigand eine
allgemein antike, so bei Wulff eine besondere, an Ainalow anschließende Nei-
gung angenommen werden, alles schlankweg auf Alexandria zurückführen zu
wollen. Wir sahen, daß es jenseits des Mittelmeerkreises im Osten andere
schöpferische altchristliche Kunstzentren gab. Jos. Strzygowski.

Abb. 10. Theodosioskloster bei

Jerusalem: Kirdie.

(Aufnahme von Weigand.)
 
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