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Zeitschrift für christliche Kunst — 28.1915

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Schnütgen, Alexander: Drei kleine mittelalterliche Guss-Reliquiare der Sammlung Schnütgen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4335#0217

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Nr. 12

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

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1915

stimmt waren, bezügliche, eingeritzte Inschriften durch deren Züge auf das XI.
und XII. Jahrhundert hinweisen. — Eine runde, also gedrehte H o 1 z dose mit
knaufbekröntem Deckel dürfte spätestens dem XIV. Jahrh. angehören, für das
noch einige Ton töpfchen einfachster Art und mehrfacher Formation in An-
spruch zu nehmen sind, neben solchen aus dem XV. und XVI. Jahrh. Sie sind
vermutlich zumeist dem Haushalt des Pfarrers entnommen, wie wohl auch die
zahlreichen, ausschließlich grünlichen und durchweg gerippten Trink g 1 ä s e r ,
die wegen ihrer Formen: mehrseitige, runde, teils schalenartig (Maigelein), teils
becherartig gestaltete,
teils gerippte und ge-
nuppte, sowie römerar-
tige Fußpokälchen und
Randtöpfchen für die-
sen Zweck geeignet er-
scheinen mochten. Ihr
häufiges Vorkommen,
namentlich bei Auf-
deckungen von Scher-
benlagern, wie ihre -
durchweg derbere Tech-
nik sprechen für den
heimischen Ursprung
(in den Waldhütten),
und ihre vereinzelten
Abbildungen auf Mini-
aturen und Tafelgemäl-
den lassen keinen Zweifel
an ihrem Ursprünge im
XIV., besonders im XV.
oder XVI. Jahrh., für
den auch sonstige An-
haltspunkte sprechen.
(Vergl.den bezüglichen,
sehr instruktiven Auf-
satz von Haupt in dem
laufenden Jahrgang die-
ser Zeitschrift, S. 26 bis 30.) — Neben diesen aus Ton und Glas gebildeten,
dem profanen Gebrauch entstammenden Gefäßen, die entweder mit einem Schiefer-
plättchen bedeckt, oder mit einem großen, öfters gestempelten Wachspfropfen
geschlossen waren, erscheinen vom XVII. Jahrh. an oblonge Tonbehälter mit
Schiebdeckel, dem zuweilen ein Wappenstempel aufgebrannt ist. Bald grün gla-
siert, bald als graues, gelbliches, blaues Steingut scheinen sie in der Barockzeit
mehrfach verwendet worden zu sein in den Sprengein, in denen die Keramik-
industrie vertreten war (Siegburg, Frechen, Raeren, Grenzhausen usw.).

Kleine mittelalterliche Gußreli quiare wecken die Vei -
mutung, daß sie für die Beisetzung in Altären bestimmt waren, wenigstens ver-
wendet wurden, obwohl die Annahme, daß sie, wenigstens zunächst, dem

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III. HodigotisAes Bronze-Reliquiar.
 
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