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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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32

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 1/2

Der Dom zu Hildesheim. Von R. Herzig.

2. Auflage. Aug. Lax in Hildesheim. 1919.

Preis 2,60 M.

Von Herzigs Büchlein war hier in Jahr-
ging 1911 bereits die Rede. Die damals
gemachten Ausstellungen an den Bestimmun-
gen scheinen dem Verfasser nicht imponiert
zu haben; er ergeht sich wie bei der ersten
Auflage in allerlei Leichtgläubigkeiten und
nichtssagenden Bemerkungen, wie dieser:
„sowie die ganze barbarische Arbeit und die
Verwandtschaft der Ornamente mit irischen
Initialen läßt vermuten, daß das Reliquiar
aus Irrland oder Schottland (?) stammt und
ein sehr hohes Alter hat." Über das hier
besprochene Emailkästchen, das mehrfache
Parallelen aufweist, ist übrigens mehrfach
geschrieben, so von v. Falke und in dieser
Zeitschrift von P. Braun. Das hätte der Ver-
fasser lesen dürfen.

Das Büchlein ist heute nach dem im Dom-
schatz vollführten Diebstahle doppelt inter-
essant. Witte.

Daniel Chodowieckis Künstler-
fahrt nachDanzig imjahre 1773.
Von W. F r a n k e. (Commenius-Bücher 6.)
Leipzig-Berlin, Grethlein o. J, (1919).
Preis 10 Mark.
Ein ganz köstliches Buch, köstlich durch
seinen prächtigen, ganz aus dem Leben und
der Gelegenheit gegriffenen Bilderschatz von
des Künstlers Stift, köstlich vor allem aber
durch die unbefangene Erzählerart Chodo-
wieckis in seinem hier in Übersetzung wieder-
gegebenen Tagebuche. Ein großes Stück
der bürgerlichen Kultur der Hansestadt an
der Ostsee wird hier vor uns abgerollt, ein
Urkundenbuch fast für die Komplikationen
von heute dort oben in der regsamen empor-
geblühten Stadt. Die Patrizierhäuser mit
ihrem Beischlag, die tiefen Keller mit ihren
wertvollen Kaufmannsgütern, die Straßen mit
ihren Typenmischungen von Russen, Polen,
Deutschen, sie alle fangen an zu leben unter
Chodowieckes fein beobachtender Schilderung.
Wo die Feder nicht ausreicht, greift als
Cicerone der Stift des Künstlers ein. Es ist
zu reizvoll, dem fahrenden Künstler auf
seiner langen, von allerlei Ereignissen unter-
brochenen Reise nach Danzig zu begleiten,
mit ihm in die Wirtshäuser und Spelunken

am Wege zu gehen und dort zu nächtigen;
reizvoll ist es auch, mit ihm in Danzig die
Besuche zu machen, die bei der Mutter und
den Schwestern, wie bei den köstlichen
Tanten Concordia und Justine. Wir hören
auch davon, was der reiche Danziger in jener
Zeit an Kunstwerken besaß, wir kommen zu
einer Reihe von Künstlern in ihre Werk-
stätten und erfahren mancherlei über die
Wertung ihrer Arbeiten. Das Buch empfehle
ich jedem, der einige zufriedene, genügsame
Stunden verbringen will, als anregende und
wertvolle Lektüre. W.

Deutsche Malerei und Plastik von

1350—1450. Von H. Ehrenberg.

Bonn 1920, K. Schroeder. M. 13.— und

20% Zuschlag.

Ehrenberg bringt in dieser kleinen Ab-
handlung eine Menge unbekannten Materiales
aus dem Deutschordensstaate bei, das ein
völlig neues Bild zu geben imstande ist von
dem Stande der Kunst in den Ländern des
Ostens zur Zeit der Gotik. Wertvoll als
Feststellung ist das 1. Kapitel „Die inter-
nationalen Grundlagen des Deutschordens-
staates und seiner Kultur"; er nennt es einen
„Beitrag zur Geschichte der mittelalterlichen
Baukunst". Nicht in allem kann ich ihm
beipflichten, vor allem sind die Reihenfolgen
der Zusammenhänge zwischen West und Ost,
zwischen Nord und Süd m. E. nicht richtig,
zum Teil nicht präzis genug festgelegt. Man
darf nicht einfachhin auf hanseatische Be-
ziehungen hinweisen, sondern muß erste und
zweite Mittelsperson genau festlegen. Ob
die nordischen Staaten, ob die Hansa des
Westens oder ob Norditalien selbst ihren
Einfluß geltend machten, ist bei Ehrenberg
nicht genügend erwiesen. Auch im Kapitel
„Einfuhr fremder Kunstwerke" ist Ehrenberg
etwas leichtgläubig, er mißt einzelnen Im-
porten eine zu große Bedeutung bei. Wert-
voll dagegen ist Ehrenbergs Materialsammlung,
die mit großem Fleiße zusammengestellt ist.

Im übrigen glaube ich, daß aber auch
weiteres Material noch sehr wohl aus den
stillen Kirchen Preußens beizubringen wäre.

Der Verlag hat das Buch in einer für
unsere Verhältnisse heute besonders guten
und reichen Ausstattung herausgebracht.

Witte.
 
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