Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

DOI article:
Bücherschau
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0040

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Nr. 1/2

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

31

BÜCHERSCHAU.

Vom Expressionismus. Von K. Ziesche.
Vier-Quellen-Verlag, Leipzig, Preis geh.
2 M.

Eine Gewissenserforschung nennt der Ver-
fasser sein Büchlein; und er tat recht so.
Man folgt ihm, wenn auch nicht immer leicht,
so doch gern auf seinen tief führenden
Wegen, um so mehr, als seine Untersuchungen
von einem heiligen Ernste und von wohl-
wollender Objektivität gegen die große Kunst-
strömung unserer Tage getragen sind. M. E.
vermutet Z. unter den Expressionisten zu-
viele unehrliche Naturen, schaut auch viel-
leicht zu sehr auf die dem Nihilismus zu-
steuernden Elemente des künstlerischen Radi-
kalismus. Dem wird man aber beipflichten
müssen, was der Verfasser sagt über das
Verhältnis der Kunst zum — sagen wir
traditionell Schönen. „Das Schöne ... wenn
es sich selbst zur Welt gebiert, so muß es
aus sich hinaustreten und in die Formen der
Welt hineingehen, und es kann das auch ....
dabei leugnet ihm ja der Verständige nicht,
sondern gibt es ihm zu, daß die Form nicht
die Quelle der Schönheit ist."

Das Büchlein ist geeignet, der Begleiter in
der Tasche eines jeden Freundes neuer Kunst
zu sein. Witte.

Frühchristliche Kunst. Leitfaden ihrer
Entwicklung von Ludwig v. Sybel.
C. H. Becksche Verlagsbuchhandlung, Mün-
chen 1920. Preis 4,50 M.
Für Sybel ist die frühchristliche Kunst
Antike, Ausklingen bzw. letzte Phase der-
selben. Wer sich zu diesem Standpunkte
des Verfassers bekennen will und die tief
sitzenden inneren Unterschiede nicht erkennt,
wird ihm auf seinem knappen, aber völlig
orientierenden Streifzuge durch die früh-
christliche Epoche bis Theodosius gerne
folgen, zumal v. Sybel einen erfreulichen
Überblick über die wesentliche Literatur an-
fügt. Ich kann mich zu v. Sybels Stand-
punkt nicht bekennen. Witte.

Kulturgeschichte des Mittelalters.

Von Georg Grupp. V. Bd., I. Hälfte.

Ferdinand Schöningh, Paderborn 1919.

Preis 15M. und 20% Zuschlag.

Grupps treffliche Kulturgeschichte ist hier
mehrfach besprochen worden. Was man den
früheren Bänden nachrühmen durfte, zeich-
net auch diesen neuerschienenen aus: ge-

wissenhafteste Objektivität, die sich jedes
Werturteiles enthält und die reine Quelle
sprechen läßt. Gerade der vorliegende Band
umfaßt besonders wertvolle Kapitel, so: die
religiösen und sittlichen Wandlungen, hervor-
gerufen durch wirtschaftliche und soziale Um-
stellungen und vor allem durch die Tätig-
keit der neugegründeten Orden; dann das
Kapitel von dem Werden modernen Staats-
wesens und dem heute so akuten Gebiet des
„Kampfes gegen die Geldmächte". Man
glaubt hier ab und zu die Stimme unserer
eigenen Zeit zu vernehmen.

Auch für die Kunstforschung fällt in dem
Buche vielerlei ab, so bei dem Kapitel
Trachten und Moden, mystisches Seelenleben,
Realismus und Humanismus. Kurz zwar, aber
durchaus richtig trifft hier der Kulturhisto-
riker den Kern des Werdens und des Um-
gestaltungsprozesses der Kunst einmal bei
Giotto, dann bei den Gebrüdern v. Eyck.

Auch diesem Bande Grupps geben wir
die beste Empfehlung mit. Witte.

Grundriß der Liturgik. Lehrbücher

zum Gebrauch beim theologischen Studium.

Von Rieh. S t a p p e r. 2. Auflage.

Aschendorff, Münster i. W. 1920. Preis

geh. 7,20 M.

Stapper hat seinen Grundriß nicht un-
wesentlich ergänzt, so daß dieser jetzt ein
allseitig, auch wißbegierige Laien umfassend
orientierender Führer sein kann. Auch das
Gebiet der kirchlichen Kunst wird in einem
Kapitel übersichtlich behandelt, vor allem
auch die Literatur angegeben, allerdings ohne
ein Werturteil über diese zu fällen. Das
scheint mir in diesem Falle nicht ratsam zu
sein, denn der junge Theologe wird infolge-
dessen wahllos vielleicht nach dem abge-
nutzten Heckner oder nach den ebenso
gefährlichen, von Kunst meilenweit entfernten
„Praktischen Winken" von Sträter greifen,
die nur Unheil anrichten können. Barock
und Rokoko sind aber nicht „spätere Ab-
arten des Renaissancestiles" (S. 49), der
Barock steht zur Renaissance in einem
Wesensunterschiede; eher könnte man ihn
ein Wiederaufflackern der Spätgotik nennen,
allerdings mit starken Umwertungen.

Das Buch Stappers ist überaus zuverlässig
und mit größter Akribie gearbeitet. Es wird
ein brauchbarer orientierender Führer werden
für Geistliche und Laien. Witte.
 
Annotationen