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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Hoff, August: Die Monumente Johan Thorn Prikkers
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Baumeister, Wilhelm: Dechant Wischius und seine Stiftungen in St. Georg zu Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0105

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 7

Abgeklärtheit ist das Fenster: „Vater, in Deine Hände empfehle ich meinen
Geist." Das Kreuzesmotiv ist in allen drei Fenstern nur angedeutet, es
genügt, der andere versteht schon. Um so tiefer wird der geistige Gehalt
in der Form ausgeschöpft, in Farbe, Form und flächigem Rhythmus.

Diese halb intimen Fenster legen in uns den Wunsch nahe, aus der so
kraftvollen wie gütigen Hand neben den Monumenten auch intime Kunst
wieder zu empfangen als unmittelbaren Ausfluß dieser eigenartigen Seele.

Es ist eine Lehre der Kunstgeschichte, daß diejenigen, die ihre Mittel
schöpferisch empfinden, auch das menschlich Tiefe groß erfühlen. Thorn
Prikker war schöpferischer Geist für viele Techniken, für Batiken, Kattun-
drucke, Gobehnweberei, Intarsien, Fresko, Glas und Mosaik. Für diese
letzten Arbeiten trägt Gottfried Heinersdorff große Verdienste; er gab auch
den Entwürfen Thorn Prikkers die verständnisvolle Ausführung, nachdem
die technischen Mittel zur heutigen Höhe geführt waren.

Hodler und Thorn Prikker repräsentieren das größte monumentale Können
unserer Tage. Hodler ist robuster, seine Problemstellung kommt mehr vom
äußerlich Formalen her; drum liegt das künstlerische Gewand seiner Seele
oft nicht recht an. Thorn Prikker kommt vom inneren Gesicht her; seine
Seele scheint das formale Gewand oft zu sprengen; das Werk wird kraus
und vielfältig. Germanische Unruhe, Versunkenheit und Verträumtheit liegen
oft im Kampf mit der reinen Form, die unser westlicher Nachbar so glück-
lich entwickelt. Thorn Prikker war 1906 in Italien und sah Giotlo, 1908
in Dänemark und sah Joakim Skovgaard, 1913 in Frankreich und sah die
Glaswunder wie Chartres, Bourges, Poitiers. Das bestärkte seine Kunst-
gesinnung, änderte aber in seiner Kunstübung nichts. Eigen und einsam

trägt er seine Gesichte und ringt um ihre Formwerdung.

August Hoff.

DECHANT WISCHIUS

UND SEINE STIFTUNGEN IN ST GEORG

ZU KÖLN.

TVuf die dem Südportal der ehemaligen Stiftskirche und jetzigen Pfarr-
/ \ kirche St. Georg vorgelagerte, außerordentlich bemerkenswerte Vor-
X \. halle, die in eigenartiger Mischung Bauformen der Renaissance mit
solchen des romanischen Stils vereinigt, ist in der einschlägigen Literatur
des häufigem hingewiesen worden1. Zuletzt hat H. Rahtgens in den Kunst-
denkmälern der Stadt Köln2 eine Wertung der kunsthistorischen Bedeutung
niedergelegt, wobei er feststellt, daß die Vorhalle einstweilen das früheste
Beispiel für den Versuch einer bewußten Wiederbelebung romanischer Stil-
formen im Rheinland bildet. Aber weder über den Künstler, der den Plan
zu der Halle entwarf, noch auch über den Bauherrn haben sich bis jetzt

1 Lübke: Geschichte der Renaissance in Deutschland, Bd. II, S. 452; Bock, Rhein-
lands Baudenkmale des Mittelalters, Bd. III, Nr. 12, S. 12; Mohr, Die Kirchen von Köln,
Kölner Bau- und Kunstgewerbe-Zeitung 1888, S. 1 1,

- Bd. I, Abt. IV, S. 350.
 
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