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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Heubach, Dittmar: Aus einer niederländischen Bilderhandschrift vom Anfang des XV. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0147

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134

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 9/10

AUS EINER NIEDERLÄNDISCHEN
BILDERHANDSCHRIFT

VOM ANFANG DES XV. JAHRHUNDERTS.

(Mit 4 Abbildungen.)

Im Wiesbadener Staatsarchiv befindet sich ein Bilderkodex, der aus dem
Kloster Arnstein a. d. Lahn stammt, aber dort nicht entstanden ist. Der
Text ist in holländischer Sprache verfaßt und enthält fast nur anonyme
mystische Schriften des XIV. Jahrh. und der Jahrhundertwende. Er ist datiert
vom Jahre 1410 und ist mit Bildern geschmückt, die großenteils nicht für den
Text gemalt sind. Es handelt sich nämlich erstens um Silberstiftzeichnungen

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Kreide-
überzug,
die aus

Skizzen-
büchern
herausge-
schnitten
und hier
eingeklebt
wurden. Es
sind Gn-
saillen mit
weißen
Aufhöh-
ungen vom
Anfang des XV. Jahrh. Sodann hat eine zweite Hand noch eine Anzahl
Federzeichnungen hinzugefügt (zum Teil auf Pergament und eingeklebt), hat
auch die Silberstiftzeichnungen ergänzt und etwas koloriert, manches mit der
Feder nachgezogen und verdorben. Die Bilder des zweiten Meisters stehen
in einer Beziehung zum Text. Auch eine dritte Hand ist zu unterscheiden.
Die 34 Zeichnungen sind recht bezeichnend für den schönen, soge-
nannten weichen Stil der vor-van-Eyckischen Periode, der auf Sienesischer
Grundlage sich entwickelt hat. Sie sind unter sich verschieden in ihrem
künstlerischen Charakter, Es sind eben Studien nach verschiedenen be-
rühmten Vorbildern. Auch fällt der Gegensatz zwischen trecentistischer
Zierlichkeit (Meister I) und robuster Derbheit der Typen in der Art des
Klaus Slüter (Meister II) auf, also eine Stilmischung, die Lüthgen in seinem
Buche: Die abendländische Kunst des XV. Jahrh., S. 99 geschildert hat.
Meister I ist der ältere und altertümlichere.

Da es uns hier wegen Raummangels nicht möglich ist, die ganze Bilder-
reihe vorzuführen, so wollen wir uns auf einige besonders markante Bei-

Abb. 1.
 
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