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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Beitz, Egid: Die christliche Kunst und die Trennung von Kirche und Staat
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Fuchs, Alois: Diözesanmuseen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0080

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Nr. 5/6___________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.___________69

nicht Hungers sterben. Künstlerische Aufträge hat der Sozialismus für sie ja
bisher nur in ganz geringem Umfange zur Verfügung gehabt. Einstweilen hat er
mehr zerstört als aufgebaut, und wo zerstört wird, ist für den Künstler kein Raum.
Bei der heutigen Rechtslage bleiben der Kirche immer noch viele Mittel für die
Pflege der Kunst. Damit kann sie die besten Künstler der Zeit in ihren Dienst
stellen und ihre Kulturkraft beweisen. Die Stärke dieser Kraft entscheidet auch
beim Kampf um die Trennung von Kirche und Staat. Diese Kraft mag sich stützen
und begeistern an einer glänzenden künstlerischen Vergangenheit, sie soll aber nicht
an diesem Punkte versiegen, sondern vor allem in eigenen aus unserem Werden
und Wollen geborenen Stilformen den Weg in die Zukunft weisen. Wir alle haben
die heilige Pflicht, einem solchen Gegenwartswillen christlicher Kultur zum Siege
zu verhelfen.

Es wäre eine Schmach für eine zweitausendjährige Kulturmacht wie die
Kirche, wenn sie die Pflege ihrer Kunstgüter einem andern überlassen müßte,
sei es, daß sie nicht Kraft genug hätte, ihren Besitzwillen durchzusetzen, sei es,
daß der andere ihr sagen müßte, du warst ein schlechter Verwalter dieses Gutes
und darum entziehe ich dir diese Verwaltung. Es gab einmal eine Zeit, da war es
nicht nötig, immer von Kultur zu sprechen, da brauchte man sie auch nicht zu
pflegen, sondern da hatte man sie. Leider genügt es heute nicht mehr, daß die
Kirche ihre Glieder nur gegen die Sünden wappnet, die die Zehn Gebote verbieten,
es gibt auch Sünden wider den guten Geschmack und die edle Kultur. Der Teufel
geht auch im Lande um in Gestalt profitgieriger Paramentenhändler, in Gestalt
unehrlicher Goldschmiede, die ihre Firma in kostbare Gefäße der Vergangenheit
stanzen, wenn sie sie nur zum Vergolden in die Hände bekommen, in Gestalt der
Gipsfigurenfabrikanten und all der anderen niederen Tagelöhner eines hohen
Geistes, die unbefugt den Fuß auf heiliges Land setzen, wo eine lodernde Gottes-
flamme brennt. Diesen reißenden Wölfen in Schafspelzen erliegen heute noch die
meisten Geistlichen und Laien, weil ihnen eben das feine Kulturgefühl fehlt, das
vergangene Zeiten gehabt haben. Geben wir allen Gliedern der Kirche dieses
Kulturgefühl wieder, dann sind wir eine Macht, eine Macht wie keine andere,
an der der Gedanke einer Trennung von Staat und Kirche zum Heile christlicher
Kunst zuschanden werden muß.

DIÖZESANMUSEEN.

Referent: Professor Dr. Fuchs, Paderborn.

Die Notwendigkeit der Diözesanmuseen ergibt sich aus der Tatsache, daß
ständig kirchliche Kunstgegenstände wegen Abnutzung oder unheilbarer
Beschädigung in Abgang kommen, die nach kirchlichem Recht nicht frei
verkauft werden dürfen, anderseits aber wegen des ihnen innewohnenden Wertes
auch nicht gänzlichem Verfall oder gar gewaltsamer Vernichtung preisgegeben
werden dürfen. Man kann nicht sagen, daß die übrigen bestehenden öffentlichen
Sammlungen geeignete und ausreichende Aufnahmestellen für die fraglichen
Kunstwerke seien. Einmal ist der Wunsch, diese Stücke im Bereiche der Diözese,
in der sie ihrem Zwecke gedient haben und auch möglichst unter kirchlicher Ver-
waltung zu erhalten, durchaus berechtigt, und zum andern wäre es sehr bedenklich,
 
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