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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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116

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST.

Nr. 8

BÜCHERSCHAU.

Zwei Bücher aus dem Verlage J. P. Bachern:
Mutter. Ihr Lob, ihre Freude, ihr Leid.
Von H. Clementz. 4.—6.Taus. Kölno.J.
Die Madonna in ihrer Verherr-
lichung durch die bildende Kunst
aller Jahrhunderte. Von W. Rothes.
3. Auflage. Köln o. J.
In wirklich feiner Geschenkaufmachung
liegen diese beiden Bücher in neuer Auflage
vor. Die „Mutter" gehört in jede Familie;
in jede Kinderhand, damit das Wort „Mutter"
in seiner ganzen Verklärung, durch die In-
tuition des Dichters erschaut und erfaßt,
auch in seiner ganzen Größe sich dem Kinde
schon offenbare; in jede Mutterhand, damit
sie in frohen und in trüben Stunden zu denen
gehen kann, die sie so ganz verstehen und
ihr so viel zu sagen haben. Wer es noch
nicht besitzt, der kaufe sich doch dieses Buch,
es ist ein Besitz, der Freude macht und
sicher Zinsen trägt. Den Lehrpersonen gebe
ich das Buch auch in die Hand als ein wert-
volles Hilfsmittel für den Unterricht und für
die Arbeit an Kinderseelen; den Geistlichen
selbst für die Predigt und für den Kate-
chismusunterricht. Es ist ein Lobhymnus auf
das 4. Gebot. Aber — lieber Verlag — hinaus
mit den Bildern, die sind zu — schlapp! In
dieses köstliche Buch gehören keine Natur-
aufnahmen, keine Bilder von Beyschlag usf.,
keine Jugendstilschnörkel, die mögen die
Deckel von Bonbonieren „schmücken", aber
nicht an denWundern dieser Dichtkunst zehren.
W. Rothes' Madonna in neuer Auflage,
mit dem reichen Bilderschmuck trotz der
Nöte im Buchdruckergewerbe. Der Wert
des Buches ist hier mehrfach Gegenstand der
Besprechung gewesen. Wenngleich ich in
kunsthistorischer und hagiographischer Be-
ziehung nicht immer eins bin mit dem Ver-
fasser, auch nicht in der Beurteilung der
Qualität der Madonnenbilder, so ändert das
an dem objektiven Wert des Buches wenig
und beläßt ihm vollkommen seine Bedeutung
als ebenso praktisches wie preiswertes Ge-
schenkwerk. Witte.

Führer durch den symbolischen
und t y p o 1 o g i s ch e n Bilderkreis
der christlichen Kunst des Mittel-
alters. Von W. Molsdorf. Band X von
„Hiersemanns Handbücher". Leipzig 1920.
Wie viele Fachleute, Künstler usf. werden

dieses inhaltreiche, auf unsäglicher, aufopfern-

der Arbeit beruhende Buch mit größter Freude
begrüßen. Dem Verfasser deshalb schon
Dank zuvor gerade an dieser Stelle. Ich
habe das Buch vollkommen durchgearbeitet
und trotz einzelner weniger Aussetzungen
und Ergänzungen als absolut abschließend
und erschöpfend erkennen müssen. Auch die
Anordnung ist praktisch für den Gebrauch,
und vor allem ist schnellste Orientierung
möglich. Die Literaturangabe beschränkt sich
auf die bedeutsamsten mit dem subtilen
Thema sich befassenden Bücher. Finige sehr
gut gewählte Abbildungen bilden eine ebenso
praktische wie genügende Ergänzung des
Textes, der den Stoff in fortlaufenden
Nummern behandelt, die nach dem sorgfältig
gearbeiteten Register schnellstens aufzufinden
sind. Dieses Buch ist wirklich ein Handbuch
geworden, und zwar ein vorbildlich brauch-
bares. Witte.

Indische Baukunst. Von P. West-
heim. E.Wasmuth, Berlin 1920. M.12.—.
Als erstes Bändchen eines Sammelwerkes
„Orbis pictus — Weltkunstbücherei" er-
scheint, vom Herausgeber mit klarem ein-
leitenden Text versehen, die Indische Bau-
kunst.

„Kunst nur um der Kunst willen hat den
Hindu nicht interessiert und interessiert ihn
nicht" (Smith). Die Wahrheit dieser Be-
hauptung wird man gewahr, wenn man sich
in diese ganz neue Welt architektonischen
Empfindens einfühlt. Das mag für manchen
Leser nicht leicht sein, und doch ist es not-
wendig und fruchtbar, denn ungeheuer sind
die Anregungen zur inneren Verarbeitung
architektonischen Kunstwillens überhaupt, wie
vor allem zur Würdigung indischer religiöser
Kultur. Nichts ist interessanter als ein Ver-
gleich mittelalterlicher europäischer Baukunst
mit dieser indischen nur religiösen Archi-
tektur, die höchste Steigerung der Selbst-
entäußerung darstellt. Welche verblüffende
Kühnheit steckt in dem Willen zum Einbruch
in die starren Felsen, um aus ihnen organisch
den Riesentempel herauszuhauen, welche
Hingebung in den zahllosen über das Land
verstreuten Weihetempeln, Pagoden, Stupa,
Teichen usf. Auch für unsere Künstler ein
Buch voller Anregungen, für den Religions-
historiker die Illustration zum komplizierten
Lehrgebäude indischer Sekten. Das Buch sei
hiermit warm empfohlen. Witte.
 
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