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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Bardenhewer, Anton: Der Praktiker bei der Erhaltung alter Wandmalereien
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Hölker, Karl: Das Altarwerk der "Goldenen Tafel" aus der Michaeliskirche in Lüneburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0165

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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 11/12

sozusagen seine eigene Handschrift im Malen führt. Das Äußerste, was man darf,
ist, daß man dieselbe malerisch macht. Bei einer Burgruine im Freien sorgt schon
die Natur. Anders ist es bei aufgedeckten Wandmalereien, dieselben sind meistens
voll weißer Flecken, welche die zarten, alten Farben übertönen, so daß oft ein
geübtes Auge ein fast gut erhaltenes Bild nicht erkennen kann. Sie machen das-
selbe vollständig unharmonisch, und niemand kann daran Freude haben. Die
weißen Schäden darf man wohl betonen, ohne die alten Farben zu berühren. Es
ist strittig, welche Farben man dazu anwenden soll. Es wird empfohlen, dieselben
in einer Art Sepiaton beizutönen, wodurch sie sich als fremde Farbe dokumentieren.
Dieses Verfahren hat den Nachteil, daß die Farben auf ihre nachbarlichen optisch
übergreifen, und sie ein verändertes, trübes Aussehen bekommen. Man hat vor-
geschlagen, die Bilder einfach zuzuhängen, doch dies hat auch seine Bedenken.
Dieselben brauchen Luft und Licht, wenn sie nicht verderben sollen. Auch sind
sie ein wichtiger Bestandteil des Wandschmuckes von dem Räume, in welchem
sie sich befinden und müssen im gegebenen Falle durch Gleichwertiges oder
Besseres ersetzt werden. Dies kann nur einigermaßen geschehen, wenn sie durch
ihre künstlerisch angefertigten Kopien verdeckt werden.

Köln. Anton Bardenhewer.

DAS ALTARWERK
DER „GOLDENEN TAFEL"

AUS DER MICHAELISKIRCHE IN LÜNEBURG.

(Mit 4 Abbildungen.)

~\ us dem Norden Deutschlands ist uns eine ganze Anzahl hervorragender,
/ \ spätgotischer Altarwerke entweder noch vollständig oder doch in
J_ V. bedeutenden Reststücken erhalten, Werke, die sowohl was Umfang
und Kostbarkeit als auch was künstlerischen Wert anbelangt, gleich bedeut-
sam sind. Es sind durchweg große Altarschreine, mit reichem vergoldeten
und polychromierten Figurenschmuck und meistens doppelten, bemalten
Flügelpaaren. Wir finden derartige Werke besonders in den reichen Hansa-
städten des Nordens, im Hamburg, Lübeck, Lüneburg, Wismar, Rostock
und Stralsund.

Das große Interesse, das man in den letzten Jahrzehnten der norddeutschen
Malerei des beginnenden XIV. Jahrh. entgegengebracht hat, und das wohl
zum großen Teile mit der Neuentdeckung eines Meister Bertram und eines
Meister Franke, sowie mit dem neuerwachten Interesse für den großen
westfälischen Meister Konrad von Soest1 zusammenhängt, hat die Aufmerk-
samkeit auch wieder auf jene gewaltigen Altarwerke hingelenkt, wozu die
genannten Malereien durchweg gehörten.

1 Vgl. Alfred Lichtwark, Meister Franke, Hamburg 1899. Derselbe, Meister
Bertram, Hamburg 1905. Hermann Schmitz, Die deutsche Malerei vom ausgehenden
Mittelalter bis zum Ende der Renaissance. IL. Niederdeutschland. In Burgerd-Brink-
manns Handbuch der Kunstwissenschaft, Berlin 1917. Karl Hölker, Meister Konrad
von Soest, Münster 1920. J. P. Meyer, Konrad von Soest, Sonderheft der Zeitschrift
Westfalen, Münster 1920.
 
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