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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Witte, Fritz: Krieger-Gedächtnisraum in St. Mechtern, Köln-Ehrenfeld
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Escherich, Mela: Eine mittelrheinische Pietà auf holländischem Boden
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0062

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Nr. 4 ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. j\

zeichneten Gefallenen, unter ihnen als letzter der, durch den der Künstler
sich selbst bekannt gibt: F. Hecker, Frater pictoris.

Heckers Gemälde fallen heraus aus dem Wust des Landläufigen; sie stellen
gewiß vorerst noch einige Anforderungen an das Verstehen der Gläubigen,
wenngleich sie einen vorsichtigen Mittelweg zu gehen sich bemühen. Sie
werden aber zweifellos bald ihre Gemeinde finden, sobald den Angehörigen
der Gefallenen das Verständnis dafür aufgegangen ist, daß ein fühlender
Künstler hier das Ruhmesblatt ihrer Toten schrieb und nicht irgendein nach-
plappernden Kopist. Heckers Bilder sind stark im Ausdruck, dem Ausdrucks-
willen ordnet sich alles unter, ihm wird auch ein gut Teil traditioneller Schön-
heit geopfert. Er geht mit unserer Zeit, hat aber den Anschluß an die gute
alte Kunst beileibe nicht aufgegeben. Im Gegenteil, es kann mancher in dem
hier wiedergegebenen Bilde Anklänge, meinetwegen auch Nachklänge der
Gotik sehen; aber diese Übereinstimmungen entstammen nicht Entlehnungen,
als vielmehr Empfindungen, die mit denen vergangener Jahrhunderte zu-
sammengehen, und diese Empfindungen sind die echter Religiosität. Witte.

EINE MITTELRHEINISCHE PIETÄ
AUF HOLLÄNDISCHEM BODEN.

(Mit 2 Abbildungen.)

^Vnläßlich meines Aufsatzes „Der Meister der Lorcher Pietä" in Heft 7/8
/ \ 1919 der Münchener „Christlichen Kunst", worin ich den Versuch
X V» machte, aus dem mittelrheinischen Künstlerkreise der ersten Hälfte
des XV. Jahrh. der Gestalt des Meisters der aus Lorch stammenden Alabaster-
pietä im Liebighaus zu Frankfurt a. M. einigen Umriß zu geben, erhielt ich
von Herrn Notar Feldbrugge aus Arnheim eine Zuschrift, in der mich dieser
auf eine der Lorcher ähnliche Pietä aufmerksam machte, ein Wallfahrtsbild
m dem nahe an der deutschen Grenze gelegenen Oud-Zevenaar. Aus dem mir
gütigst zur Verfügung gestellten Photo gewann ich den Eindruck, daß die Pietä
in engstem Zusammenhang mit dem Meister der Lorcher Pietä steht und sehr
wohl von seiner Hand sein kann, weshalb es mir angebracht scheint, sie in den
von der Forschung gezogenen Kreis mittelrheinischer Skulpturen einzuführen.
Die „Not Gottes" von Oud-Zevenaar ist Stein, anscheinend Alabaster,
zirka 30 cm hoch und, vom Kopf bis zu den Knien des Christuskörpers ge-
messen, 2.4 cm breit; demnach etwas kleiner als die Lorcher, die ohne Sockel
etwa 40 cm hoch ist. Die Figur der Mutter ist plumper, im Aufbau stark in
die Breite gezogen. (Was übrigens auf dem beigegebenen Photo überstark
betont wird. Mir liegt eine kleine Abbildung auf einem fliegenden Gebet-
blatt vor, die, etwas weiter von rechts aufgenommen, die Schwere der Frontal-
wirkung aufhebt und die Gruppe günstiger profiliert.) Das Haupt ist geneigt.
Die linke Hand schlüpft unter das auf die Brust herabgeglittene Ende des
Kopftuches. Die Rechte ist nicht sichtbar - entgegen dem weitverbreiteten
Schema, die Finger unter dem lockigen Haupt Christi, dieses stützend, er-
scheinen zu lassen. Das volle, fleischige Antlitz zeigt den Ausdruck tränen-
naher Bekümmerung mit jener schwebenden Verhaltenheit des Schmerzes,
 
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