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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Bardenhewer, Anton: Der Praktiker bei der Erhaltung alter Wandmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0163
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ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST. Nr. 11 /12

Bildes der St.-Andreas-Kirche benutzt, und hat sich dieselbe immer gut bewährt.
Ungebrannte Umbra verwende ich fast nur zu^ Konturen. ' Dünn aufgetragen
wirken sie sehr weich.

Es bliebe mir nur noch einiges über das Vergolden zu sagen. Heute übt man
meistens da, wo das Gold nicht mit dem Achat oder Eberzahn poliert werden soll,
die Lackvergoldung. Die zu vergoldenden Stellen werden zuerst mit öl oder Lack
getränkt, bis derselbe glänzend stehen bleibt, dann wird die langsam trocknende
Mixion aufgetragen und darin, wenn diese bald trocken ist (was bei guter mindestens
24 Stunden und länger dauert), die Goldblättchen gelegt. Dieses Verfahren hat
man im Mittelalter nicht gekannt. Im Mittelalter übte man Wasservergoldung
aus. Es gibt dafür mehrere Rezepte. Statt Mixion wird geschlagenes Eiweis,
Fischleim oder Eigelb direkt auf die Wand aufgetragen, nach dem Trocknen
wieder angefeuchtet und dann die Goldplättchen gelegt. Im XVIII. Jahrh. war
das rote Polyment als Unterlage und Bindemittel sehr behebt. Die Vergoldung
wurde dann mit dem Eberzahn und neuerdings mit dem Achat geglättet. Das
Polieren des Goldes wurde auch schon im Mittelalter geübt.

Zur Haltbarkeit der Malerei ist es erforderlich, daß die Farben in den Putz
eingedrungen sind und sich mit demselben verbunden haben. Ich glaube, daß
aus diesem Grunde zu schwere naturalistische Gemälde ungeeignet sind. Das
Eindringen der Farbe hängt ab von dem dünnen Auftrag und der Beschaffenheit
des Putzes. Das gilt nicht nur von den Malereien auf trockenem Putz, sondern
auch von der Freskomalerei. Alle Mißerfolge schreibe ich nur dem ungeeigneten,
undurchlässigen Putz und den zu dick mit Weiß gemischten Farben zu. Es ist
deshalb zu empfehlen, daß man bei einem Bewurf Proben macht. Ich rühre die
Tubenfarben in glasierten Tiegeln mit reichlich Wasser an und feuchte die trockenen
Wände vor dem Auftragen der Farben mit Wasser. Nachdem die Lokalfarben
aufgetragen sind, lege ich mit derselben Farbe Schatten an, wobei ich alle nur
entbehrlichen Falten vermeide, damit die Farben in breiten Flächen, in klaren
Silhouetten stehen. Wenn die Farbe gut mit dem Putz verbunden ist, spielt die
Art des Bindemittels nicht die große Rolle, welche man ihm gewöhnlich zuschreibt.
Es ist nur wichtig, daß es den Luftzutritt ermöglicht, damit der Putz immer
weiter abbinden kann. Es sind aber auch Bindemittel hergestellt und in den Handel
gebracht worden, welche die Wand direkt angreifen und sogar 800jährigen Putz
wie Mehl zerbröckelt haben. Über die von den Alten gebrauchten ist uns sehr
wenig Bestimmtes bekannt. Nach den von mir gemachten Malproben scheint
es Milch gewesen zu sein, doch könnte auch Kalksinter, wie er als glasige Schicht
auf alten Kalkgruben schwimmt, in Betracht kommen. Es hängt hier viel davon
ab, ob die Malereien in armen ländlichen oder reichen städtischen Kirchen und Ge-
bäuden sind; bei denen in den Chorschranken des Kölner Domes sind die
charakteristischen Merkmale von Temperafarben vorhanden. Jedoch ist die
dort verwandte Technik nicht die der Wandmalerei, sondern eher die der Tafel-
malerei. Zuerst sind bei denselben die Lokaltöne aufgetragen, in der noch nassen
Farbe sind die leichten Schatten vertrieben. Zuletzt in derselben Weise die
Lichter. Man sieht an den Pinselstrichen in denselben, daß die Lokalfarbe bei
dem Vertreiben der letzteren etwas trockener geworden ist. Ein gleiches Resultat
erreichte ich mit einer Temperafarbe, welche unter Essenweins Leitung gebraucht
wurde. Ein ganzes Ei wurde zu einem Viertel seines Volumens mit Leinöl zu
 
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