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Zeitschrift für christliche Kunst — 33.1920

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Bardenhewer, Anton: Der Praktiker bei der Erhaltung alter Wandmalereien
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https://doi.org/10.11588/diglit.4307#0162

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Nr. 11/12__________ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST._________149

Seitenschiffes, und noch an anderen ist der Hintergrund nur, wie im Mittelalter
gebräuchlich, in grün und gelb gehalten.

Die Farbenskala der Alten ist sehr einfach und ist ausführlich in dem vorzüg-
lichen Werke von Ernst Berger behandelt. Ich lasse hier die für die Wandmalerei
wichtigen Farben folgen. Für weiße Farbe wird feingeriebener, mit einem Binde-
mittel gemischter Gips genannt, doch war auch das aus Blei gewonnene Weiß
den alten Malern nicht unbekannt. Ich brauche in der Wandmalerei sehr wenig
Weiß und fast nur zum Auflichten der Bänder von Gewändern und Blättern,
doch auch nur gedämpft mit gelb und schwarz. Für Schwarz brauche ich Elfen-
beinschwarz. Das Mittelalter kannte es auch schon. Doch findet man in den
alten Malbüchern schwarze Kreide, öllampenschwalk und anderes angegeben.
Zu den gelben Tönen benutze ich lichten und dunklen Ocker gemischt, Farben,
die im ganzen Altertum und bis heute bekannt sind. Neben diesem dunklen Gelb
findet man auf alten Wandmalereien noch ein helles Gelb, so in den Blumen des
Ornamentes, welches in der bei der Erbauung der Kölner Markthalle abgebroche-
nen Gebäude am Sassenhof gefunden, von der Wand abgelöst und imSchnütgen-
museum zu Köln aufgestellt wurde. Es ist vielleicht Neapelgelb, das nach
der Farbenskala von Raphael Borghini aus Glasfluß bereitet wird. Gebrannter
heller Ocker ist das beständigste Rot, welches weder von Kalk noch von Licht
angegriffen wird. Es kann jedoch nicht als Lasur auf den Wandputz aufgetragen
werden, da es mit demselben keinen schönen Ton abgibt. Wir finden es deckend
angewandt bei der großen Christusfigur aus dem XIII. Jahrh. in Niedermendig.
Bei den Wandmalereien der St.-Cäcilien-Kirche, die um 1300 entstanden sind,
scheint Zinober verwendet zu sein. Man kannte sehr früh Bergzinober und
auch aus Quecksilber hergestellten. Beide werden im Licht etwas Violett,
was jedoch der Farbenstimmung auf dem gelbgrauen Putz keinen Abbruch
tut. Deshalb verwende ich heute noch diese Farben. Die Alten nennen in
ihren Malbüchern Kupfervitriol und grüne Erde; sie sind jedoch auf der Wand
nicht zu gebrauchen, da sie nicht kalkbeständig sind und auf dem Putz einen
fuchsigen Ton annehmen, wogegen die Wände mehr ein bläuliches Grün benötigen.
Von Chemikern wurde mir Permanent und Chromoxydgrün empfohlen, mit wel-
chem ich seit langen Jahren gute Resultate erzielt habe.

Das alte Blau für Wandmalerei war Schmälte, welches aus dem zerriebe-
nen und geglühten Lapislazuli hergestellt wurde. Bei den eben genannten Ge-
mälden der St.-Cäcilien Kirche waren damit die Hintergründe ausgelegt. Es
fanden sich nur noch Spuren davon in den Vertiefungen der Wände. Besser
gehalten hat sich das Blau bei den damit gemalten Gewändern, weil es an den-
selben dünner aufgetragen war. In der Peter-von-Mailand-Kapelle der St.-Andreas
Kirche zu Köln ist ein Zyklus aus dem Leben des Heilandes gemalt. Der Hinter-
grund ist hier schwarz auslasiert und über diese Farbe eine ganz dünne Schicht
von Schmälte gelegt. Diese Technik macht das Blau wunderbar weich, und man
spart die teure Farbe. Schwarze Hintergründe finden sich noch häufig, vielleicht
ist die darüber gelegte Schmälte, welche sehr wenig Bindemittel hatte, bei dem
Abnehmen der Tünche mit derselben verschwunden. Schmälte ist heute sehr
schlecht zu beschaffen. Sie wurde schon vor dem Kriege im wahren Sinne des
Wortes mit Gold aufgewogen. Ich nehme daher als Ersatz Koboldblau mit Grün
gemischt. Diese Farbe habe ich auch zum Beilasieren der zerstörten Stellen des
 
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