gessenheit anheim gefallen sind - wer wüßte Näheres über Männer wie Oscar
Bie, Julius Elias, Max Osborn oder Paul Fechter zu sagen? begegnet man sei-
nem Namen in kunsthistorischen Abhandlungen vergleichsweise häufig. Denn
Scheffler war ein höchst aufmerksamer Beobachter und Weggefährte der Berli-
ner Moderne, aber auch ein >Kritikerpapst<, der weder vor leidenschaftlicher
Parteinahme noch vor krassen Aburteilungen zurückschreckte. Nicht zuletzt
wegen ihrer Unmittelbarkeit und Zeitgenossenschaft werden seine Schriften
gerne dort zitiert, wo es darum zu tun ist, den sachlichen Diskurs akademischer
Prägung mit Zeitkolorit zu würzen.
Die Tatsache, daß die Kunstwissenschaft Scheffler fast notorisch als Zeitzeu-
gen bemüht, darf indes nicht darüber hinwegtäuschen, daß das immense Ge-
samtwerk des Kritikers kaum mehr bekannt ist. Bereits im Jahr 1970 konstatier-
te Günter Busch3 mit Überraschung, daß nur ein kleiner Teil seiner Schriften
noch gelesen werde. Daran hat sich inzwischen kaum etwas geändert. So fin-
den von den über fünfzig Buchpublikationen nur sehr wenige noch Beachtung.
Auffälligerweise sind dies vor allem Schriften zur Architektur und Stadtpla-
nung, beispielsweise der Essayband Moderne Baukunst (A. 1907/3), die Abhand-
lung Berlin. Ein Stadtschicksal (A.1910/1) und Die Architektur der Großstadt
(A.1913/1), welches vor einiger Zeit sogar eine Neuauflage erfuhr. Ein ausge-
sprochener Bestseller wie die 1917 erschienene Abhandlung Der Geist der Gotik
(A.1917/1) gilt hingegen heute als Kuriosum; anderes ist ganz vergessen oder
stößt aufgrund der nicht-wissenschaftlichen Schreibweise kaum noch auf Inter-
esse, etwa die seinerzeit vielgerühmten und mehrfach aufgelegten Monogra-
phien über Max Liebermann (A.1906/1) und Adolph Menzel (A.1915/1).
Karl Scheffler war aber erst in zweiter Linie Buchautor. Betrachtet man den
Bereich der Tageskritik, so assoziiert man seinen Namen inzwischen fast aus-
schließlich mit der Geschichte der Berliner Sezession, für die die Zeitschrift
KUNST und Künstler lange Zeit eine Art Sprachrohr war. Letztlich ist dies je-
doch nur eine einzelne Facette in Schefflers publizistischem Lebensbild, ver-
dankte sich doch die enorme Popularität und der Einfluß, den er als Kritiker
verbuchen konnte, einer ganzen Reihe weiterer Aktivitäten. Im Laufe der Jahre
hat Scheffler für eine Vielzahl von Zeitschriften Kritiken und Essays verfaßt,
darunter legendäre wie Hardens ZUKUNFT und Fischers NEUE RUNDSCHAU. Ei-
nem breiteren Lesepublikum war sein Name jedoch aus der Zeitung vertraut:
Schon früh, seit 1906, arbeitete Scheffler als Tageskritiker für die Presse, zu-
nächst für den TAG, seit 1912 für die VOSSISCHE ZEITUNG und schließlich in den
dreißiger Jahren für die FRANKFURTER ZEITUNG. Scheffler widmete sich dabei
nicht nur der Kunstkritik, sondern war Feuilletonist im besten Sinne des Wor-
tes. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs etwa veröffentlichte er in der
3 Günter Busch: Qualität. Karl Scheffler, in: Ders.: Hinweis zur Kunst. Aufsätze und Reden,
Hamburg 1977 [Erstveröffentlichung 1970].
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Bie, Julius Elias, Max Osborn oder Paul Fechter zu sagen? begegnet man sei-
nem Namen in kunsthistorischen Abhandlungen vergleichsweise häufig. Denn
Scheffler war ein höchst aufmerksamer Beobachter und Weggefährte der Berli-
ner Moderne, aber auch ein >Kritikerpapst<, der weder vor leidenschaftlicher
Parteinahme noch vor krassen Aburteilungen zurückschreckte. Nicht zuletzt
wegen ihrer Unmittelbarkeit und Zeitgenossenschaft werden seine Schriften
gerne dort zitiert, wo es darum zu tun ist, den sachlichen Diskurs akademischer
Prägung mit Zeitkolorit zu würzen.
Die Tatsache, daß die Kunstwissenschaft Scheffler fast notorisch als Zeitzeu-
gen bemüht, darf indes nicht darüber hinwegtäuschen, daß das immense Ge-
samtwerk des Kritikers kaum mehr bekannt ist. Bereits im Jahr 1970 konstatier-
te Günter Busch3 mit Überraschung, daß nur ein kleiner Teil seiner Schriften
noch gelesen werde. Daran hat sich inzwischen kaum etwas geändert. So fin-
den von den über fünfzig Buchpublikationen nur sehr wenige noch Beachtung.
Auffälligerweise sind dies vor allem Schriften zur Architektur und Stadtpla-
nung, beispielsweise der Essayband Moderne Baukunst (A. 1907/3), die Abhand-
lung Berlin. Ein Stadtschicksal (A.1910/1) und Die Architektur der Großstadt
(A.1913/1), welches vor einiger Zeit sogar eine Neuauflage erfuhr. Ein ausge-
sprochener Bestseller wie die 1917 erschienene Abhandlung Der Geist der Gotik
(A.1917/1) gilt hingegen heute als Kuriosum; anderes ist ganz vergessen oder
stößt aufgrund der nicht-wissenschaftlichen Schreibweise kaum noch auf Inter-
esse, etwa die seinerzeit vielgerühmten und mehrfach aufgelegten Monogra-
phien über Max Liebermann (A.1906/1) und Adolph Menzel (A.1915/1).
Karl Scheffler war aber erst in zweiter Linie Buchautor. Betrachtet man den
Bereich der Tageskritik, so assoziiert man seinen Namen inzwischen fast aus-
schließlich mit der Geschichte der Berliner Sezession, für die die Zeitschrift
KUNST und Künstler lange Zeit eine Art Sprachrohr war. Letztlich ist dies je-
doch nur eine einzelne Facette in Schefflers publizistischem Lebensbild, ver-
dankte sich doch die enorme Popularität und der Einfluß, den er als Kritiker
verbuchen konnte, einer ganzen Reihe weiterer Aktivitäten. Im Laufe der Jahre
hat Scheffler für eine Vielzahl von Zeitschriften Kritiken und Essays verfaßt,
darunter legendäre wie Hardens ZUKUNFT und Fischers NEUE RUNDSCHAU. Ei-
nem breiteren Lesepublikum war sein Name jedoch aus der Zeitung vertraut:
Schon früh, seit 1906, arbeitete Scheffler als Tageskritiker für die Presse, zu-
nächst für den TAG, seit 1912 für die VOSSISCHE ZEITUNG und schließlich in den
dreißiger Jahren für die FRANKFURTER ZEITUNG. Scheffler widmete sich dabei
nicht nur der Kunstkritik, sondern war Feuilletonist im besten Sinne des Wor-
tes. Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs etwa veröffentlichte er in der
3 Günter Busch: Qualität. Karl Scheffler, in: Ders.: Hinweis zur Kunst. Aufsätze und Reden,
Hamburg 1977 [Erstveröffentlichung 1970].
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