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Zerrenner, Heinrich Gottlieb
Volksbuch: Ein faßlicher Unterricht in nützlichen Erkenntnissen und Sachen mittelst einer zusammenhängenden Erzählung für Landleute um sie verständig, gut, wohlhabend, zufriedener und für die Gesellschaft brauchbarer zu machen (1. Theil, 1. Abtheilung) — [Erscheinungsort nicht ermittelbar]: [Verlag nicht ermittelbar], 1788 [VD18 90783131]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49043#0234
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214 . Von Strafen.
die Mutter, und die Mutter fragte, ob es der
Vater erlaubt hätte ? damit tte sich ja in ihrem Be-
fehlen niemals zuwider zu seyn scheinen möchten.
So litten die Aeltern auch nie, daß die Kinder sich
einander angeben oder die Hausgenossen verrathen
durften : denn dadurch wären sie sicherlich böse Men-
sehen geworden. Hingegen durften sich auch die
Dienstboten nicht durch Schelten, noch viel weniger
aber durch Schlagen und Stoßen an einem Kinde
vergreifen. Jeder muß es den Aeltern sagen , wenn
das Kind etwas Nebels gethan hatte. Das wurde
. ihnen d'enn, wenn sie zu Martini in den Dienst
traten, ernstlich gesagt, und dabey gedrohet, daß
sie unvermeidlich gewiß sonst aus dem Hause
'müßten.
Die Aeltern gaben auch keinem Kinde einen Vsre
- Ancz vor dem andern, oder setzten das andere zu-
rnck; sie gaben dem einen nicht mehr oder etwas
Besseres, als dem andern, weitste jenes oder die-
ses lieber hatten. Bald bekam dies, bald jenes
etwas , was das andre nicht bekam. Damit sich die
Kinder daran gewöhnten. Denn daraus entsteht
niemals etwas Gutes, und die Kinder werden da-
durch gehajsig, neidisch, unverträglich und bös-
artig. Sobald die Kinder in irgend einer Leiden-
schaft, in Traurigkeit, Furcht, Schrecken, Zorn
waren : so suchten die Aeltern sie zu zerstreuen, be-
fahlen ihnen dies und jenes , dgs sie thun sollten;
weil doch in diesem Zustande, ehe die Seele ruhi-
ger ward, alle Vorstellungen nichts geholfen hätten.
Hsmüch erst thaten sie denn lieber diese Vorstellung
... ' gen.
 
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