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Zerrenner, Heinrich Gottlieb
Volksbuch: Ein faßlicher Unterricht in nützlichen Erkenntnissen und Sachen mittelst einer zusammenhängenden Erzählung für Landleute um sie verständig, gut, wohlhabend, zufriedener und für die Gesellschaft brauchbarer zu machen (2. Theil, 2. Abtheilung) — [Erscheinungsort nicht ermittelbar]: [Verlag nicht ermittelbar], 1788 [VD18 90783166]

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https://doi.org/10.11588/diglit.49046#0122
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118 Barmherzigkeit gegen solche,
Früh oder spät mit harter Hand,
Die schwer zu buffenden Verbrechen'.— —
Ach armes unglückliches Mädchen!; — Hier
liefen ihm die Hellen Thranen von den Wangen;
rmd alle seine tief gerührten Zuhörer verfügten
sich stille — ohne ein Wort zu sprechen, nach
Hause , und erzehlten da den Ihrigen, was sich
zugett'ägeli chatte.
Den folgenden Sonntag hielt der Pastor aus
eigner Bewegung der Verstorbenen eine Leichen-
predigt. Gott; das war eine Predigt! — Ich
glaube , daß sie, so lange ein Mensch von diesen
Leuten im Dorfe-ist, der Lieschen gekannt hat, —-
noch Frucht tragen wird. Aber bis den Sonn-
tag konnte die Leiche nicht sieben. Maria, die
herzlich viel Thranen um das Mädchen vrrgoß,
gab dem Dorffnecht einen Thaler, daß er den
Körper Halbwege reinigen mußte. Sie ließ ihr
ein schvnes neues Sterbehemde, und Georg einen
recht guten Sarg machen. Das muß der Gemeine
nichts kosten, sagte er. Sie hat ehedem in mei-
nem Dienst gestanden; Es ist ja so das Letzte,
was ich an ihr thun kann. Wollte Gott, daß
ich ße eher, als in diesem schrecklichen Zustande,
wieder gestrnden hätte;
Zndeß mußte Georg , als Richter, doch die-
sen Zufall dem Amte anzeigen, zumal da die Un-
glückliche so bald gestorben war, und nicht mehr
H , hat-
 
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