Zeitschrift für Geschichte der Architektur (1.1907/8)

I. Jahrgang. Heft 10. Juli 1908.

Zur frühgermanischen Baukunst.

Von Josef Strzygowski-Graz.

Josef Dürrn hat in der Zeitschrift für bildende Kunst (1908, S. 211) einen Artikel
gegen die Zeitschrift für Geschichte der Architektur veröffentlicht, der sich in der Feder

eines Siebzigjährigen seltsam jugendlich ausnimmt. Dürrn
arbeitet mit Ausrufungszeichen an Stellen, wo kein Mensch
ihre Berechtigung versteht: «Eine neue Zeitschrift für Ge-
schichte der Architektur gibt ein Großherzoglich Badischer
Bezirksbauinspektor Dr. F. Hirsch in Bruchsal heraus unter
ständiger Mitarbeit der Herren Dehio, Dörpfeld, Neuwirth,

Winnefeld und Zemp--!» Wir haben uns freilich alle

gewundert, daß erst ein Mann in Bruchsal kommen mußte,
um eine empfindliche Lücke in unserer Zeitschriftenliteratur
zu schließen. Es hätte das längst ein anderer, dem mehr
Einfluß und Mittel zur Verfügung standen als Dr. Hirsch,
tun sollen, z. B. Josef Dürrn. Hätte also Dürrn sein Aus-
rufungszeichen hinter Bruchsal gesetzt, d. h. lobend, an-
Baumodell in der Hand des Stifters erkennend für die kühne Tat eines Bezirksbauinspektors,
der im Jahre,1001 von Gagik I. dann ließe gieh seine Erregung als eine freudige begreifen,
erbauten Kathedrale von Am in _ _ , . ,«.■„. . i n

Armenien.1 Da er die Sache aber abfällig meint und unsere Besten:

Dehio, Dörpfeld, Neuwirth, Winnefeld und Zemp anspringt,
so macht sich der Ausfall für einen so würdigen und hochverdienten alten Herrn etwas
grotesk. Josef Dürrn, der mächtige Stamm einer edlen, im Glauben an die Antike groß

1 Nach N. Marr, Ausgrabungen und Arbeiten in Ani im Sommer 1906 (russisch), S. 20, Abb. 15.
Deutscher Auszug Byzantinische Zeitschrift XVII (1008), S. 280 f.

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