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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Thiersch, Hermann: Antike Bauten für Musik, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0088
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74- H. Thiersch- Freiburg i. Br.

einen Rundbau von fast genau demselben Durchmesser konstatiert, wie ihn die archaische
Tholos in Delphi hatte (6,20 m). Ich zweifle nicht, daß dieser rätselhafte, leider ganz
zerstörte Rundbau in Argos — nur einige Fundamentsteine und die kreisförmigen Ab-
arbeitungen im Felsen sind erhalten — das zum pythischen Heiligtum dort gehörige
Musikzelt war. Die Bedeutung der pythischen, von Sparta unabhängigen Kultfiliale für
Argos ist bekannt. Speziell zur Frage, ob auch hier etwa der Boden des Rundbaues
teilweise hohl gelegt gewesen sei, hatte Vollgraff die Freundlichkeit mir folgendes mitzuteilen:
«Die Felsterrasse unmittelbar nördlich von unserer Tholos liegt 1,44 m höher als der
Felsboden innerhalb ihres innersten Kreises. Jene Felsterrasse gibt aber das ehemalige
Niveau des Gebäudes an. Das ganze von der Temenosmauer umschlossene Grundstück
hat demnach erst durch künstliche Aufhöhung auf dieses Niveau gebracht werden müssen.
Es kann also unter dem Fußboden der Tholos innen sehr wohl ein Hohlraum von min-
destens 11jz m gewesen sein.»/

Wir besitzen aber die Reste auch noch einer anderen verkannten Marmorthymele,

ebenfalls von vorzüg-
licher Feinheit und Gra-
zie der Ausführung,
aber fast ein Jahrhun-
dert jünger als die del-
phische. Es ist, wie ich
glaube, «die Basis von
Mantinea». Mantinea
muß in bezug auf Musik
der erste Platz Arka-

Abbildung 21. Basis von Mantinea. Bekonstruierte Seitenansicht nach. Svoronos. diens gewesen sein. Die

Erziehung der Jugend

dort war von kleinauf eine hervorragend musikalische.1 Die Stadt war ein Hauptsitz der
guten alten Schule, und Aristoxenos sammelte zum großen Teil hier das Material für sein
berühmtes theoretisches Musikwerk (vergl. Svoronos a. a. 0., p. 304). Ps.-Plutarch wie
auch Polybius bezeugen weiter, wie auch Mantinea später dem Zug der Zeit sich nicht
entziehen konnte und ebenfalls dem jüngeren Stil, der Theatermusik, sich anschließen
mußte.2 Nicht mehr Tyrtäus (c. 350) und Aristoxenos (c. 340), sondern Philokles und
Timotheos, die Neuerer, gaben von da ab (c. 300) den Ton an.

Svoronos zuerst hat, wie mir scheint, richtig in der vermeintlichen Statuenbasis eine
steinerne Thymele erkannt (Journ. intern, d'archeol. numism. 1902, 295 ff), nur nahm
er irrigerweise das Fehlen einer Platte rechts neben der Marsyasszene an.3 Vergl. seine

1 Polybius: itpfitov |J.ev ol TtotiSe? sv. vtjTcicuv «Seiv eiKfovtat y.axä vö[J.ou? lobq 8[LVOU? y.a\ icatävas,
oic, exaaTOi xatä xä rcäxpwt xoü; itiiy^iup.ouc, Tjpiury.c »al 6u,voüa;v. — Die Arkader haben die Einrich-
tung, daß sie nicht nur irottotv ouosv, bXt.ä xai veavfoxoss -fevojjivocs eoo? xptäxovx' Ixojv, v.ax' äväf ifflv,
oüvxpotpov ixoisTv xTjv (xou-iy.tjv. Vergl. auch Fougeres, Mantinee, p. 346 ff.

2 Polybius: Mexä oh xaüxa xoü? <3>iXo|evoo xai Tiu.o&eoo v6jj.od; [lavfrdvovTes txoXXv; cpiX<ra|i.Ea
Xopeüouai y.ax' eviaoxöv xoT? AiGvoatay.ot? a&XfjraT? Iv xoi? fteatpo'? y.xX. . . . Ps.-Plutarch, De Mus. 29: Oux
evl[ji.u.eivav x-jj wpoö^ap/oüa-j [louotv.'g, (aXXä) ixXetoot xs cf&oYfo'.i; xal oteppi(xevot? •^pr^'zd^.evot, eis jJ-exäfl'e z iv
x-qv itpoüirdpyoooav v] -(a "f o v (j. o u o m ■}] v a tx 6 auXouaxepc. c et? tzoiv. i X u> x e p a v.

3 Svoronos hat sicher recht, wenn er sich gegen die landläufige Theorie, die Basis sei der Sockel
 
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