Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

DOI article:
Haupt, Richard: Vom Dome zu Ripen
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0128
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
114 Richard Haupt (Preetz).

Werk dieser Art, macht uns zugleich in an- Stattungsgegenständen geführt haben und den
ziehender und dankenswerter Weise mit dem Gebäuden selbst teils oberflächliche, teils Unver-
stände heutiger Herstellungskunst in unserem wischbare Spuren ihres Geistes oder ihrer Geist-
Nachbarlande bekannt, das auf dem Gebiete der losigkeit aufgedrängt haben. Einige dieser Bau-
Denkmalpflege so vorbildlich geordnete Einrieb- werke harren nun wiederum einer Reinigung und
tungen geniefit. neuen Herstellung nach den damals erfahrenen Un-

Bis jetzt ist von dort hauptsächlich die Kunde bilden; es sei nur genannt Rendsburg, Petersdorf,
von der 1864—187G vorgenommenen Herstellung Heiligenhafen, Lügumklosler. Einer solchen ist
des Wiburger Domes zu uns gedrungen. Es war bereits (1890 — 94) der Schleswiger Dom unter-
das ein Vorgang, bei dem der Purismus in zogen — mit den besten Kräften und Einsichten
frischester Unbefangenheit und Blüte — soll man der neueren Zeit und des preußischen Staates,
sagen in seiner Sünden Blüte? — aufgetreten ist. Der Erfolg und das seitdem wieder geänderte Urteil
Man hat damals den ganz aus gehauenem Granit zeigt aber, daß auch diese Instandsetzung Fehler
gebildeten Dom, teils der Verfallenheit wegen, und Schwächen bat und man sich nicht Über-
teils aber doch auch wegen der stilwidrigen Um- lieben darf. So wird es immer sein, gesichert
bildungen, die er erfahren halle, gänzlich abge- vor Mißgriffen ist nur der, der überhaupt nichts

angreift.

Auch für den Dom von
tT"! Ripen ward schon bald eine

OX-'J neue Herstellung verlangt,

IM— nachdem allmählich das Ur-

^^^^ teil über jene in den vierziger

QS Jahren geschehene ungünstig
M geworden war. Es waren für
__o ' diese weniger als 50000 Mark

angewandt worden; damit
(IL war die tatsächlich bestehende

_ Baufälligkeit nicht aufgeho-

W£3MMB ben und hatte nachher viel-

mehr wieder zugenommen.

Nach dem Urteile der sieb-
ziger Jahre konnte es nicht
nommen und Stück für Stück wieder aufgesetzt, anders sein, als daß man das glanzvolle Vorbild
gereinigt, ergänzt. Wie er jetzt dasteht, ist er der Herstellung des Wiburger Domes sich vor
von einer Einheitlichkeit, Klarheit, Schönheit, Augen hielt. So drängte denn das Urteil aller
Glätte und Musterwürdigkeit, daß es einen er- Maßgebenden dahin.

staunt, jedoch auch verlegen macht und nicht Wenn man es also unternahm, mit einem
warm werden läßt. Aufwände, der für das ganze nicht große Land

Das Beispiel, an sich eine großartige Tat, war erstaunlich ist (die Endsumme hat etwa 900000
der Abschluß und die Krönung einer großen Mark betragen), dem Bau gerecht zu werden, ihn
Reihe von ähnlichen Herstellungen. Gegenstand endlich zu sichern gegen den drohenden gänz-
der ersten, zu ihrer Zeit viel bewunderten und liehen Ruin, die Schäden und Verunstaltungen
vorbildlich gewordenen, war 1843—45 der Dom zu bessern, die halbzerstörten Teile herzustellen,
von Ripen selbst gewesen. So war auch der Dom das Versunkene zu heben und das andere damit
zu Schleswig 1846 — 47, die Flensburger Nikolai- in Harmonie zu bringen, so konnte das, nach
kirche gegen 1846 und viele andere wohlgemeinten dem Geiste auch dieser Zeit, nicht besser und
Wiederherstellungen unterzogen worden, welche, nicht anders geschehen, als indem wieder flache
wie wir heute deutlich erkennen, zum Unter- Decken das Hauptschiff und die Emporen über-
gange eines unschätzbaren Reichtums von Aus- spannten, und indem zugleich, unter vollständiger

1. Der Grundriß (früher).
 
Annotationen