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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 2.1908/​9

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Haupt, Richard: Vom Dome zu Ripen
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https://doi.org/10.11588/diglit.19219#0135
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Vom Dome zu Ripen. 121

können und dürfen die Ornamente, wenn man unter dem Fundament der Katzenkopftür (Helms
mit den aus ihnen zu gewinnenden Aufschlüs- und Amberg 78), ferner eines im alten Mauer-
sen keinen Mißbrauch treiben will, für die Da- werk verbraucht gewesenen Faltenkapitäls aus
tierung des Ganzen nur mit Zurückhaltung be- Granit, dessen gleichen sich im jetzigen Bau
nutzt werden. nichts findet und das in seiner Altertümlichkeit
Durchaus steht fest, daß dieser Quaderbau1, auf eine Zeit des in Dänemark früh erloschenen
eine flach gedeckte kreuzförmige Basilika, an- englischen Ein-
gelegt ist von Thure, Bischof zu Ripen, der 1134 flusses zu deuten
in der Schlacht bei Fodwig gefallen ist. Als scheint. Helms
erste Erweiterung des Grundgedankens, geschehen hat es vermie-
gegen das Ende des Jahrhunderts hin, erscheint den, weiter auf
der westliche Teil, der Unterbau eines mäch- beide Funde ein-
tigen, zwischen zwei kleinere Türme zu fassenden zugehen. Die
Mittelturmes. Der erste Plan wird an dessen Stelle Sage von den al-
entweder einen Westchor oder einen geraden ten Holzkirchen,
Schluß geboten haben. Der große Turm ist im die erst sehr spät
13. Jahrhundert, lange vor dessen Ende, an die durch die stei-
Stelle des einen der Seitentürme getreten; die nernen abgelöst

Außenschiffe sind vom fünfzehnten. seien, stellt wenigstens mit dem letzten nicht
Vollender des Domes ist der dritte Nachfolger recht im Einklang; sie gehört aber mit zu Helms'
Thures, Elias (1142 bis etwa 1162). archäologischem Glaubensbekenntnis. Zugleich
Im Jahre 1176 brannte die Kirche. Der da- beobachten wir bei ihm eine mit den Jahren
mals geschehenen Verwüstung ward es seither immer stärker hervortretende, seine Auffassung
mit Wahrscheinlichkeit zugeschrieben, daß der der Erscheinungen und Schlüsse beeinflussende
Westbau so, wie besprochen, abgeändert ist. Es Neigung", die Zeit der Datierungen herunterzu-
schloß sich an diese Arbeit, in der Übergangszeit, schieben, welche ihn mit verdienten Forschern,
die Einwölbung des Hauptschiffes und darauf die als Koch und Löffler, in starken Gegensatz brachte,
der Emporen.2 Es gehört hier zur Sache, das anzumerken, denn
Zu diesen Tatsachen nun wünschte man neue es gibt eine Art Erklärung für den verwirrenden
Aufschlüsse. Wir können an neuen Beobacli- Gebrauch, den der ausgezeichnete Mann von fol-
tungen aber nur folgende hervorheben: den Fund gender Beobachtung gemacht hat. Es fanden
eines zerbrochenen ornamentierten Grabsteins sich unter der Stelle, wo sich seither der Hoch-

1 Die Angabe der Chronik, daß der Erbauer als altar befand> im Fußboden verschüttet, sehr be-

Erster (unter denen, die am Dome gebaut haben) den Bau deutende Spuren eines scharfen Feuers, das mit

als ein Werk aus gehauenen Steinen anlegte, ist in großer Glut gebrannt haben muß, während doch

dem Sinne gebraucht worden, daß man behauptete, der Bau so, wie er dasteht, keine namhaften

der Dom sei «demnach» früher ein Bau «aus Holz» Spuren einer fürchterlichen Feuersbrunst zeigt.1

gewesen. Auf einer Reihe ebenso übel begründeter Helms erklärt nunmehr, es sei dadurch erwiesen,

Schlüsse beruht durchweg die unentwegt festgehaltene, der Brand von 1176 habe den von Thure er-

aber unhaltbare Lehre von den angeblichen Holz- b.uUen Düm yQn Grund aug gQ zugel.ichtet, daß

kirchen, mit denen die dänischen Lande durch das , , . .. , 0 „„„„.ti,™™™

. , T , , ,,. , man nachher, statt den Schaden auszubessern,

Christentum in den ersten Jahrhunderten aussehließ- . ' . .„ , ,

,. , , .. ,r , „ TT , ... so gut wie alles abzureißen und neu zu bauen

lieh versehen gewesen waren. Vergl. R. Haupt, Vi- ____°__

zelinskirehen 106, 1. Gleich die erste und älteste 1 Herr Professor Arnberg teilt mir, um nähere

dieser angeblichen Holzkirchen, die Kirche, die Ansgar Auskunft angegangen, über den Fund der Brandreste

zu Schleswig erbaut hat, ist weder eine dänische Ausführliches mit. Es ergibt sich, daß diese, in

Gründung gewesen, noch hat sie, nach irgend je- denen sich geschmolzene Erzklümpchen fanden, zu

mandes echtem Zeugnis, aus Holz bestanden. irgendeiner sehr frühen Zeit nach einem heftigen

2 Über die Baugeschichte zu vergleichen außer Brande gesammelt, in eine Art gemauertes Behältnis
Hehns' Hauptwerk und desselben Tuff kirchen: Löflf- zusammengehäuft und mit einem kleinen Gewölbe ab-
ler, Udsigt erver Danm. Kirkebygn. 1883, 55 ff., 04. gedeckt worden waren.
 
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