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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 4.1910/​11

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Haupt, Albrecht: Westgotische Baukunst in Spanien
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https://doi.org/10.11588/diglit.22224#0236
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Reihe der sicheren original-westgotischen Bauwerke zu verlängern. Erst durch die stets
hilfsbereite und werktätige kräftige Beihilfe des Herrn Generaldirektors der königlichen
Museen zu Berlin ist es mir möglich gewesen, im letzten August einen Teil dieser Absichteu
zu verwirklichen. Inbesondere handelte es sich hier um eine ganz vergessene kleine Kirche
irgendwo in der Provinz Zamora, S. Pedro de Nave, von der vor fünfzig Jahren in den
alten Monumentos arquitectonicos de Espana eine Aufnahme erschienen war, doch ohne
ein Wort Text. Seitdem war die Kirche wieder verschollen. Nach den Zeichnungen
aber schien hier das Standard work der Westgoten zu suchen.1

Auch heute ist es in Spanien noch nicht ganz einfach, solche vergessene alte
Kulturstätten aufzusuchen. In Zamora wußte mir nach vielem Fragen endlich erst ein

Abbildung 1. San Pedro de Nave. Ostseite.

gefälliger Geistlicher zu sagen, wo die parocquia S. Pedro zu finden sei. Der fahrbare
Weg wurde zum Camino muerto, der in glühenden Felsen verschwand; unter Zurück-
lassung des Wagens mußte man meist über steile Klippen ins tief eingerissene Tal des
Esla hinabklimmen, wo endlich das breitgelagerte Dach des Gotteshauses auf einem
Absatz des Flußabhangs von drei Hütten umgeben erschien (Abbildung i). Ganz ein-
sam ist es da geworden, und nur an den Feiertagen kommen die fem wohnenden
Landleute zu ihrer Kirche und ihrem wackern cura dahin, wo vor tausend oder mehr
Jahren wohl eine stattliche Ansiedlung sich breitete.

1 Ich muß hier einschalten, dafä inzwischen, doch mir unbekannt, D. Manuel Gomez Moreno in einer
spanischen Zeitschrift mit einigen Aufnahmen über die Kirche berichtete; auf Grund dessen gibt D. Vicente
Lamperez y Romea in seiner genannten neuen trefflichen Geschichte der spanischen christlichen Architektur eine
kurze Darstellung davon mit vier Bildern, die mir soeben erst zur Hand kam. Ich danke der Güte des
Herrn Professors Dr. Clemen-Bonn diese Nachweisung.
 
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