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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 1.1897-1899

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5. Heft
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Weyersberg, Albert: Solinger Schwertschmiede-Familien, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37715#0134

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120

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

I. Band.

und 1692) im königlich bayerischen Armeemuseum
zu München erblickt.1)
Rudolf Cronau fand Klingen dieses Meisters im
Tower zu London und im Königlichen Arsenal zu
Kopenhagen.2)
Von Peter Wirsberg soll auch ein Schwert her-
rühren, das der englische Politiker John Hampden
(-j- 1643) benutzt hat und das sich jetzt im Besitze
eines Nachkommen desselben befindet (The Jron-
monger No. 651 Vol. XXXV, London 1886: «Ca-
valry swords and sword making at Solingen«).
Wilhelm Weiersberg (2), Kirchmeister
1622/23, im Kirchenvorstand 1635.3)
Vielleicht dürfen wir diesem Meister eine Degen-
klinge zuschreiben, die sich in der Waffensamm-
lung der Herren Becker in Hilden bei Düsseldorf
befindet.
Die qben 3 cm breite Klinge ist in der Länge
von 63-5 cm abgebrochen. Am oberen Iheil in
Länge von 15-5 cm sieht man auf jeder Seite zwei
eingelegte Messingplättchen und zwei Medaillonbilder
mit Umschriften.
Auf den Seiten der vier Messingplättchen ist
ein dem Wappen von Kleve ähnliches Zeichen
achtmal angebracht. Ausserdem liest man in der
Mitte der vier Plättchen:
«WILHELM» «WIRSBERCH» \ auf einer Seite
«WILHELM» «WIRSBERCH» j der Klinge
und
«ME FECIT» «SOLIGEN» ] auf der andern
«ME FECIT» «SOLIGEN» / Seite.
Die Umschriften der vier Medaillonbilder lau-
ten: «HENRICVS . COM . DE . MONTE . TO-
TIVS . GELD . GVBERNAT», «? . ET MARBIS . S .
BAVARI . DVCI. LOCOMTE GENS», «JOHANES .
ERNESTVS . COM . A . NASSAV . CATZ . VIA.»
«FERDINANDVS II . D . G . ROM . IMP.4) S .
AVG . BO ......
Wendelin Boeheim bringt in den Meistern der
Waffenschmiedekunst eine Abbildung des Klingen-
zeichens.
Clemens Wirsberg (1), Unter der grossen
Zahl von Schwertschmieden, die am 31. März 1640
den Handwerkseid ablegten, war auch dieser Meister.
Da er sich des von Wilhelm (1) gebrauchten

1) Boeheim Wendelin, «Meister der Waffenschroiedekunst
vom XIV. bis ins XVIII. Jahrhundert». Berlin, 1897. S. 224/27.
2) Cronau, Rudolf, «Geschichte der Solinger Klingenindustrie».
Stuttgart, 1885. — Als das Buch entstand, war es noch recht
schlecht bestellt um Nachrichten über die Solinger Schwert-
schmiede. Dies darf nicht ausser A.cht gelassen werden.
3) Während in städtischen und kirchlichen Aufzeichnungen
schon im Jahre 1585 die Schreibweise «Weiersberg» gebräuchlich
war, blieb die ältere «Wirsberg» für die Klingen selbst und auch
in den Schwertschmiedeprotokollen weit länger in Geltung.
4) Deutscher Kaiser seit 1619.

Zangenzeichens bediente, dürften die beiden in nahen
verwandschaftlichen Beziehungen gestanden haben.
Vielleicht war Clemens ein Sohn des Wilhelm.
Das in den Jahren 1684/88 angelegteSolinger
Grundbuch nennt die Geschwister Martha und Wilhelm
Weyersberg als Besitzer von Ländereien, die ihnen
als Erbgut ihres Vaters, des Bürgers Clemens
Weyersberg, zugefallen ware.n. 1661 wurde ein
Clemens Weyersberg beerdigt.
Von diesem Meister ist bisher nur ein Er-
zeugnis bekannt, das seinen Namen trägt:
Schwert zum Hieb und Stoss. Auf der einen
Seite der Klinge in feiner Aetzung ein von Orna-
menten umrahmtes Medaillon mit einer Zange
und der Umschrift «CLEMENS . WIRSBERG .
ME . FECIT . S OLLI GEN . ANNO 1638»; auf
der Daumenseite ein Medaillon mit einem Brust-
bild und der Umschrift «JOHANNIS . GEORGIVS .
D. G. DVX . SAXON . JVL . CLIV . MONT .
LAND GR . THVR». Auf dem Kopf auf der Daumen-
seite eine Zange. (Bayer. Nationalmuseum zu Mün-
chen, I. Stock, Saal III, No. 56 — laut Mittheilung
des Herrn Directors Dr. W. H. von Riehl.)
Sehr wohl möglich ist es, dass Klingen, welche
nur das Zangenzeichen, aber keinen Namen auf-
weisen und die bisher Wilhelm Wirsberg (1) zu-
geschrieben werden, von Clemens’ (1) Hand stammen.
Sicher dürfte dieses der Fall sein, wenn sie um die
Mitte des 17. Jahrhunderts angefertigt sind.
Des Jagdhornzeichens wird sich Clemens (1)
schwerlich bedient haben.1)
Johann Wirsberg (1). Im Jahre 1640 wurde
ein Johannes Wirsberg als Schwertschmied vereidet.
Ein Schwertschmied Johannis Wirsberg wird auch
1649 erwähnt. 1664 ist von der Beeidigung eines
Johannes W’eyersberg die Rede. Um rias Jahr 1685
war ein Johannes Weyersberg Eigenthümer eines
Hauses an der Obernstrasse in Solingen, er starb
1687 im Alter von 60 Jahren. Sein Erbe hiess
Abraham, Johannes’ Sohn, und wohnte im Kirchspiel
Wald. 1686 starb gleichfalls ein Johann Weyersberg,
dieser war erst 29 Jahre alt.
Eine Klinge mit dem Namen «Johann Wirsberg»
soll sich in der früheren Sammlung Hammer zu
Stockholm, die inzwischen versteigert worden ist,
befunden haben.
Teiss Wirsberg (1). Beeidigungsprotokoll v.
31. März 1640.
Peter Wirsberg, Peters Sohn (2). Be-
eidigungsprotokoll v. 3. Septb. 1645.
Peter Wirsberg, Jans Sohn (3). Beeidigungs
Protokoll v. 3. Septb. 1645.

*) Vergl. Boeheim, W., «Meister der Waffenschmiedek’
S. 225. N
(Fortsetzung folgt.)
 
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