5. Heft.
Zeitschrift für historische Waffenkundc.
”9
Wie Wendelin Boeheim berichtet, besitzt die !
Armem Real zu Madrid eine sehr interessante Klinge
von Wilhelm Wirsberg-. Auf derselben erblickt man
die Bildnisse Heinrich Friedrichs von Oranien und
Johann Georgs, Herzogs von Sachsen und Jiilich-
KlevC-Berg. Das betreffende Schwert (A. No. 264)
soll von dem Herzoge von Weimar 1634 bei Nörd-
lingen erbeutet worden sein.
Böeheim erwähnt ferner die Klinge eines Degens
in der Armeria Reale zu Turin (G. 47), die neben
der kleinen Zange und dem Namen Wilhelm Wirsberg
noch das Königskopfzeichen tragen soll. Diese eigen-
thiimliche Zusammenstellung bedarf der Aufklärung,
und wäre es zunächst wichtig, das Alter der Klinge
ihrer Form und Ausschmückung nach zu bestimmen.
Der Zeichenfrage könnte erst in zweiter Linie näher
getreten Werden, gestützt auf möglichst getreue Ab-
bildungen. In der kaiserlichen Eremitage zu St.
Petersburg befindet sich ein Degen, auf dessen
Klinge die Zange nicht weniger als 32 mal cinge-
schlagen ist.1)
Endlich sei noch eines Bideilhänders aus deili
Ende des 16. Jahrhunderts gedacht, der, wie L. Robert,
der Conservatdf des Pariser Artilleriemuseums, in
seiileih -Führer v. J. 1889 unter J. 66 bemerkt,
wahrscheinlich Vor! eineih Wirsberg herrührt, da die
Klinge als Zeichen ausser einem auf einem Kreise,
in dem ein W angebracht ist, stehenden Patriarchen-^
kreuz eine fest geknüpfte Bandschleife (Abbildung
S. 23), die der Wirsberg’schen Beisszangc sehr ähn-
lich sieht, aufweist.2)
Peter Wirsberg (1), Bürgermeister von So-
lingen 1617/18, 1622/23 und 1627/28, Schcffe 1609,
1611, 1614 und 1618, im Kirchen Vorstand 1609,
1611/13, 1624 und 1627.
Rudolf Gronau bildet in seiner Geschichte der j
Solinger Klingenindustrie
— Stuttgart, 1885 — vier j
Klingenzeichen ab:
}(
-Hi
A
y
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) «
+<
a
b
c rt
und bemerkt, dass
er a,
b und c auf Klingen des l
Historischen Museums in Dresden, d dagegen im j
Königlichen Arsenal zu Kopenhagen gefunden habe, j
') Mit Zangen/.eichen ist übrigens auch ein halber Harnisch
des Museums der Porte de Hai zu Brüssel versehen. — I. Serie.
I40- 33 S. 4. Vergl. Zeitschrift für Historische Warenkunde,
I. Band, S. 102.
Robert gibt noch die Abbildung eines anderen, gleichfalls
an die Beisszange erinnernden Klingenzeichtns — der Lichtputz-
scheere (S 21). Das Kreuzzeichen gibt er nicht wieder, vielleicht
handelt es sich hier um eine besondere Form des Reichsapfels.
— I11 den späteren Solinger Zeichenrollen ist übrigens weder die
Beiss/.it-ge noch das Jagdhorn des Peter Wirsberg mehr zu finden.
Ks liegt die Vermuthung nahe, dass sich die Erben über den
Besitz der werthvollcn Klingenmarken nicht haben verständigen
können.
In M. v. EhrenthaPs Führer durch das Kgl. Histo-
rische Museum zu Dresden —- Dresden, 1896 —
geschieht indess weder des Zeichens a noch der
Marke b Erwähnung. Dem rund umrahmten Jagd-
horn c begegnet man auch in etwas abweichender
Zeichnung. .
Rappier mit dem Plornzeichen d, von M. v.
Ehrenthal wohl versehentlich Wilhelm Wirsberg zu-
geschrieben (Plistor. Museum zu Dresden, Schrank XIII,
No. 326. Das Zeichen ist im Führer abgebildct.)
Stossdegen (um 1580 angefertigt), Klinge von
«PETTHER WERSBERCH » , mit der Jagdhorn-
markc c (Abbildung im Führer). Dazugehörig ein
Dolch mit Giftzügen in der Klinge (histor. Museum
zu Dresden, Schrank VI, No. 146).
Degen aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts.
Schöne Riemenklinge mit zwei hohlen Schnüren,
zwischen denen sich die Inschriften PETTFIER
WIRSBERG ME FECIT — PETTHER WIRSBERG
SOLINGEN» befinden. Auf dem Kopf das Jagdhorn
(vergl. c, Abbildung S. 76- des Katalogs) und auf
dem Schilde ein anderes unbestimmbares Zeichen
(Musee d’Artillerie in Paris, L. Robert’s Katalog v.
J. 1889, J. 190).
Degen, IT3 m lang. Stossklinge 97 cm
lang, oben 3-1 cm breit. In der Kehlung (auf ei er
Seite) das Wolfszeichcn. Schmiedezeichen (Ab-
bildung No, 77); das Jagdhorn in rundem Rahmen,
c ähnlich, aber anders gerundet (Fürstliches Zeughaus
in Schwarzburg No. 459).
C.- Ä. Osbahr, der Verfasser des wirklich muster-
gültig ausgearbeiteten Führers durch das Schwarz-
burger Zeughaus — Rudolstadt, 1895 — bemerkt
noch, dass der Degen wahrscheinlich im Jahre 1623
geliefert worden ist.
Degen aus der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts. Die flache, zweischneidige, auf jeder Seite
mit einer Blutrinne versehene Klinge trägt in cinci
der Rinnen den Vornamen und in der anderen dei
Familiennamen von «PETTHERR WIRSBERCH»,
ausserdem den Reichsapfel. Klinge oben 2-7 cm
breit. (Musee de la Porte de Hai in Brüssel
S. VIII, No. 102 — laut Mittheilung des Herrn de
I iaulleviUe.)
Ob die Angabe Wendelin Boeheim s, die Klinge
trage’ das Plornzeichen, richtig ist, bleibe dahin-
gestellt. de Haullevillc erwähnt in einem Briefe v.
18. Juli 1892 nichts davon.
Degen. Getragen von König Gustav Adolf 11.
von Schweden. Die Klinge zeigt die Inschritt
PETER WEIKSBERGH» (Kgl. I .eibrüstkaminer in
Stockholm — C. A. Ossbahr’s Führer a. d. J. 1889
u. 1894, 47 d.).
W. Boeheim berichtet, dass Peter Wirsberg auch
in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien durch eine
Klinge mit seinem Namen und dem Jagdhorn ■ver-
treten ist und dass man ferner Klingen von ihm mit
der Bezeichnung «PETTHER WIKSBERG» an einem
Schwerte (1205) und an drei Degen (13S3, 1384
Zeitschrift für historische Waffenkundc.
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Wie Wendelin Boeheim berichtet, besitzt die !
Armem Real zu Madrid eine sehr interessante Klinge
von Wilhelm Wirsberg-. Auf derselben erblickt man
die Bildnisse Heinrich Friedrichs von Oranien und
Johann Georgs, Herzogs von Sachsen und Jiilich-
KlevC-Berg. Das betreffende Schwert (A. No. 264)
soll von dem Herzoge von Weimar 1634 bei Nörd-
lingen erbeutet worden sein.
Böeheim erwähnt ferner die Klinge eines Degens
in der Armeria Reale zu Turin (G. 47), die neben
der kleinen Zange und dem Namen Wilhelm Wirsberg
noch das Königskopfzeichen tragen soll. Diese eigen-
thiimliche Zusammenstellung bedarf der Aufklärung,
und wäre es zunächst wichtig, das Alter der Klinge
ihrer Form und Ausschmückung nach zu bestimmen.
Der Zeichenfrage könnte erst in zweiter Linie näher
getreten Werden, gestützt auf möglichst getreue Ab-
bildungen. In der kaiserlichen Eremitage zu St.
Petersburg befindet sich ein Degen, auf dessen
Klinge die Zange nicht weniger als 32 mal cinge-
schlagen ist.1)
Endlich sei noch eines Bideilhänders aus deili
Ende des 16. Jahrhunderts gedacht, der, wie L. Robert,
der Conservatdf des Pariser Artilleriemuseums, in
seiileih -Führer v. J. 1889 unter J. 66 bemerkt,
wahrscheinlich Vor! eineih Wirsberg herrührt, da die
Klinge als Zeichen ausser einem auf einem Kreise,
in dem ein W angebracht ist, stehenden Patriarchen-^
kreuz eine fest geknüpfte Bandschleife (Abbildung
S. 23), die der Wirsberg’schen Beisszangc sehr ähn-
lich sieht, aufweist.2)
Peter Wirsberg (1), Bürgermeister von So-
lingen 1617/18, 1622/23 und 1627/28, Schcffe 1609,
1611, 1614 und 1618, im Kirchen Vorstand 1609,
1611/13, 1624 und 1627.
Rudolf Gronau bildet in seiner Geschichte der j
Solinger Klingenindustrie
— Stuttgart, 1885 — vier j
Klingenzeichen ab:
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b und c auf Klingen des l
Historischen Museums in Dresden, d dagegen im j
Königlichen Arsenal zu Kopenhagen gefunden habe, j
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des Museums der Porte de Hai zu Brüssel versehen. — I. Serie.
I40- 33 S. 4. Vergl. Zeitschrift für Historische Warenkunde,
I. Band, S. 102.
Robert gibt noch die Abbildung eines anderen, gleichfalls
an die Beisszange erinnernden Klingenzeichtns — der Lichtputz-
scheere (S 21). Das Kreuzzeichen gibt er nicht wieder, vielleicht
handelt es sich hier um eine besondere Form des Reichsapfels.
— I11 den späteren Solinger Zeichenrollen ist übrigens weder die
Beiss/.it-ge noch das Jagdhorn des Peter Wirsberg mehr zu finden.
Ks liegt die Vermuthung nahe, dass sich die Erben über den
Besitz der werthvollcn Klingenmarken nicht haben verständigen
können.
In M. v. EhrenthaPs Führer durch das Kgl. Histo-
rische Museum zu Dresden —- Dresden, 1896 —
geschieht indess weder des Zeichens a noch der
Marke b Erwähnung. Dem rund umrahmten Jagd-
horn c begegnet man auch in etwas abweichender
Zeichnung. .
Rappier mit dem Plornzeichen d, von M. v.
Ehrenthal wohl versehentlich Wilhelm Wirsberg zu-
geschrieben (Plistor. Museum zu Dresden, Schrank XIII,
No. 326. Das Zeichen ist im Führer abgebildct.)
Stossdegen (um 1580 angefertigt), Klinge von
«PETTHER WERSBERCH » , mit der Jagdhorn-
markc c (Abbildung im Führer). Dazugehörig ein
Dolch mit Giftzügen in der Klinge (histor. Museum
zu Dresden, Schrank VI, No. 146).
Degen aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts.
Schöne Riemenklinge mit zwei hohlen Schnüren,
zwischen denen sich die Inschriften PETTFIER
WIRSBERG ME FECIT — PETTHER WIRSBERG
SOLINGEN» befinden. Auf dem Kopf das Jagdhorn
(vergl. c, Abbildung S. 76- des Katalogs) und auf
dem Schilde ein anderes unbestimmbares Zeichen
(Musee d’Artillerie in Paris, L. Robert’s Katalog v.
J. 1889, J. 190).
Degen, IT3 m lang. Stossklinge 97 cm
lang, oben 3-1 cm breit. In der Kehlung (auf ei er
Seite) das Wolfszeichcn. Schmiedezeichen (Ab-
bildung No, 77); das Jagdhorn in rundem Rahmen,
c ähnlich, aber anders gerundet (Fürstliches Zeughaus
in Schwarzburg No. 459).
C.- Ä. Osbahr, der Verfasser des wirklich muster-
gültig ausgearbeiteten Führers durch das Schwarz-
burger Zeughaus — Rudolstadt, 1895 — bemerkt
noch, dass der Degen wahrscheinlich im Jahre 1623
geliefert worden ist.
Degen aus der ersten Hälfte des 17. Jahr-
hunderts. Die flache, zweischneidige, auf jeder Seite
mit einer Blutrinne versehene Klinge trägt in cinci
der Rinnen den Vornamen und in der anderen dei
Familiennamen von «PETTHERR WIRSBERCH»,
ausserdem den Reichsapfel. Klinge oben 2-7 cm
breit. (Musee de la Porte de Hai in Brüssel
S. VIII, No. 102 — laut Mittheilung des Herrn de
I iaulleviUe.)
Ob die Angabe Wendelin Boeheim s, die Klinge
trage’ das Plornzeichen, richtig ist, bleibe dahin-
gestellt. de Haullevillc erwähnt in einem Briefe v.
18. Juli 1892 nichts davon.
Degen. Getragen von König Gustav Adolf 11.
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PETER WEIKSBERGH» (Kgl. I .eibrüstkaminer in
Stockholm — C. A. Ossbahr’s Führer a. d. J. 1889
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W. Boeheim berichtet, dass Peter Wirsberg auch
in den kaiserlichen Sammlungen zu Wien durch eine
Klinge mit seinem Namen und dem Jagdhorn ■ver-
treten ist und dass man ferner Klingen von ihm mit
der Bezeichnung «PETTHER WIKSBERG» an einem
Schwerte (1205) und an drei Degen (13S3, 1384