Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 1
DOI Artikel:
Weyersberg, Albert: Solinger Schwertschmiede-Familien, [9]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0032
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
iS

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

in Gemeinschaft mit seinem Sohne Alfred der
Firma Hugo Weyersberg & Sohn.
Im Jahre 1S48 gelang es, die Solinger Bruder-
schaften ins Leben zurückzurufen. Hinsichtlich der-
jenigen der Schwertschmiede bemühten sich ins-
besondere Gustav Weyersberg (1), der damalige
Vorsitzende der Solinger Handelskammer, als De-
putierter und Nathanael Weyersberg (2) als Sekretär.1)
Obgleich man den Bruderschaften eine mög-
lichst zeitgemässe Grundlage zu geben suchte, wurde
nichts Dauerndes zu Stande gebracht. Die Verhält-
nisse hatten sich gar zu sehr geändert und der
Uebergang zum Fabrik- und Grossbetrieb Hess sich
nicht auf halten. Als dann um die Mitte der 1870 er
Jahre Gebr. Weyersberg das Walzen der Klingen ein-
führten und andere Fabrikanten ihnen folgten, als
weiterhin die Handschmiederei immer mehr durch
Schlaghämmer verdrängt wurde, konnten nur noch
einzelne Schwertschmiede ihre Selbständigkeit auf-
recht erhalten.
Im Jahre 1848 gab es drei Schwertschmiede
Namens Weyersberg, die in eigener Werkstätte
schafften, später vorübergehend wieder mehr. Fleute
finden wir blos einen, Albert (2) auf der Kotterstrasse,
einen Namensvetter des Verfassers. Mit der Kunst
der Väter, nach Solinger Art Damaszenerklingen zu
schmieden, ist dieser noch wohlvertraut, wennschon
er andererseits den Anforderungen der Neuzeit nach-
gekommen ist und Schlaghammer und Elektrizität
in seinen Dienst gestellt hat.
Die übrigen Schwertschmiede Weyersberg und
ihre Söhne haben sich, wie gross auch die Liebe zu
dem angestammten Handwerk und Beruf sein mochte,
nach anderer Thätigkeit umschauen müssen. Sie sind
meistens der Solinger Industrie treu geblieben und
haben sich der Messerfabrikation zugewandt, wie es
auch mehrfach Söhne der Klingenkaufleute gethan
haben.
Wo sich indess auch sonst Träger des Namens
Weyersberg finden, wie in Köln, Bonn, Fallingbostel
(Prov. Hannover), Gries bei Bozen, Jekaterinburg und
Buenos Aires, stets wird sich die Solinger Herkunft
darthun lassen.
Die Namen von Solinger Schwertschmiede-
Familien, welche sich bisher feststellen Hessen, sind:
Allich (Alich, Alig), Baverdt, Berg, Berns (Berntz),
im Bernsthal, Bongen (Bungen), Bontges (Bünt-
gen, Böntgen), Brabender (Brabänder), Bras (Brass),
Brach (Broch, Brock), Bucgel (Beugel, Bögel,
Bügell, Bügel), Col (Coli, Coller), Deitz (?), Dinger
(Deing'er), Eigen, zum Eigen, Fluss, Freis (Fries,
Friess), Grotte, Hacklender, Hartcop, Flardtcop
(Flarcop, Plardtkop, Hartkop, Hardtkopf, Flartkopf),
Henkels (Plenkel, Henckels, Henckel), Hermans
*) Solinger Kreis-Intelligenzblatt. Jahrg. 1898/99: «Solinger
Erinnerungen aus den Jahren 1848/49», XI.

(Hermanns), Hermes, Hilbertz, Hölter, Hölterhoff
(Holterhoff, Pleulterhoff, Hülterhoff), Flappe
(Floppe), Florn (Hornn, Horm, Hörn), Keiscr
(Keyser, Kayser), Kindt (Keindt, Kind), Kirs-
baum, Klein, Klauts (Klotts, Klotte, Klothe, Klotz),
Koell, Kohl (Kühl), Koller (Keuller, Koller),
Koll (Koull, Kühl), Krebs (Kribs), Kronenberg (?),
Kuler (Kühler, Küller), Löbach (Lobich, Lohbach),
Meigen (Meigenn, Meygcn), Mengen, Mentgen
(Mentges), Morsbach, Moum (Mom, Mohm, Momme,
Muhm, Mum, Müm, Mumm), Munig (Monich, Mu-
nich, Münich, Münick, Mönch, Munch, Münch),
Munsten (Munesten, Mungs, Münsten, Mungsten,
Müngsten), Ollich (Ollig, Ölig, Ohlig), Ohliger, Pauls
(? Pols), J) Peiniger (Piniger), Pather (Pater, Pae-
ther, Poeter, Pötter, Pöter), Simmelbus (Simmel-
puss, Simmelbusch, Schimmelbusch, St am (Stamm),
Stoff, Tesse (Tesch, Tesche), Vollenbracht, Val-
lenbracht, Vallenbrach, Vahlenbrach, Fallenbrach),
Wirßberg (Wirßbergh, Wirsberch, Wirs-
berger, Wießberg, Wierßberg, Wierß-
bergh, . Weirsberch, Wersberch, Weierß-
bergh, Weyerßbergh, Weiersberg, Weyersberg),
Willems (Willms, Wilms), Windhöffel (Windhöfel,
Windhövel), Wolffert (Wolffart, Wolfarth, Wolfrath,
Wolffraidt, Wolfertz, Wolferz, Wulffertz, Wulfferz),
Wundes (Wunde), Wopper (Wupper).2)
Durch gesperrten Druck sind alle diejenigen
Namen hervorgehoben, welche sich auf Klingen fin-
den, die aus der Blütezeit der Solinger Schwert-
industrie, dem 16. und 17. Jahrhundert, stammen.
Die Namen Deitz und Kronenberg kommen in
den noch vorhandenen Protokollen der Schwert-
schmiede-Bruderschaft nicht vor, was ihre Zuge-
hörigkeit aber keineswegs ausschliesst, falls sie vor
dem Jahre 1640 gearbeitet haben. Im 17. Jahr-
hundert gab es eine Reihe von Hammerschmieden,
die den noch heute in der Solinger Gegend häufi-
gen Namen Cronenberg führten. — Der Name Kirs-
baum fand sich bei den Schwertschmieden ganz
vereinzelt: um 1590 Johannis und um 1640 Fried-
rich Kirsbaum. Vielleicht trug ihn nur eine
Schwertschmiede-Familie, die später ausstarb. Desto
zahlreicher war er im Härter- und Schleifer-Hand-
werk anzutreffen. —
In den Fortsetzungen wird insbesondere der
Schwertschmiede-Familien kurz gedacht werden,
die in Waffensammlungen durch Erzeugnisse ihrer
Glieder vertreten sind.

'} Vergl. Petzsch, Georg, «Die Familien Pols in Solingen
und Dresden. Zur Geschichte einiger Richt'schwerter des königl.
hist. Museums zu Dresden»: Neues Archiv für sächsische Geschichte
und Altertumskunde. Bd. XV. H. 1/2.
3) Vergl. Weyersberg, Albert, «Die in den privilegierten Hand-
werken der Solinger Industrie vertretenen Familiennamen»: Mo-
natsschrift des Belgischen Geschichtsvereins, Jahrg. 1895, 1896
und 1899.
 
Annotationen