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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 1
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0037
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i. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde,

23

den Solinger Klingenfabrikanten zur Gemahlin hatte,
1830 Kriegsminister wurde, konnte die Manufaktur der
Solinger Konkurrenz sich nicht mehr erwehren und
schrumpfte bis zur Unbedeutendheit zusammen. Sehr
wertvoll sind auch die Andeutungen, welche der Ver-
fasser über österreichische Waffenfabriken giebt, über
welche wenig bekannt geworden ist, so über die sog.
«Niederländer Gewehrfabrik» zu Wiener-Neustadt und
über die einst so ansehnliche Klingenmanufaktur zu
Pottenstein in Niederösterreich.
Der, wie erwähnt, musterhaft gearbeiteten Beschrei-
bung der allgemeinen Sammlungen zur Heeresgeschichte
folgen nun jene der Spezial-Sammlungen, teils im Erd-
geschosse, teils an der Vorderfronte der Ruhmeshalle:
Der Gewehrsaal, der Artilleriesaal, endlich die Samm-
lung der Geschützrohre. Zu letzterer haben wir nur im
allgemeinen zu bemerken, dass es nicht zweifelhaft ist,
ob die in den Zeugbüchern Maximilians I. dar-
gestellten Geschütze in ihrem Aeussern auch wirklich
dem damaligen Bestände entsprochen haben. Allerdings
konnte ein gewisser Teil der Hauptstücke, welche ent-
weder im Felde stand oder in entfernten Zeughäusern
verwahrt war, von dem Innsbrucker Künstler nicht
im einzelnen gezeichnet werden. Die kleineren Ge-
schützgattungen aber, von den Scharfmetzen an, hatten
aber schon bestimmte einfachere Formen. Ueber den
Typus der Hauptstücke giebt schon das Modellrohr
die «Lauerpfeiff» in der kaiserlichen Waffensammlung
Zeugnis, dessen Zeichnung nur von Jörg Kölderer
herrühren kann. Schon um 1530 waren alle Haupt-
stücke umgegossen. Es scheint, als könnte der ver-
ehrte Verfasser bei Erwähnung der Viertelschlange der
Republik Venedig 4 sich den Annahmen und Ver-
mutungen, welche Schreiber dieses in seiner Abhand-
lung: «Die Sammlung alter Geschütze im k. k. Ar-
tillerie-Arsenale. (Mitt. der k. k. Zentralkommission
N. F. 1883, 1884, 1886») gegeben hat, nicht anschliessen.
Weit entfernt, uns eine Unfehlbarkeit anmassen zu wollen,
bemerken wir, dass über diesen Gegenstand das letzte
Wort noch nicht gesprochen worden ist.
Der Katalog in Format und stilistischer Fassung
zunächst auf die Besucher berechnet, ist durch eine
grosse Menge historischer Einzelheiten, durch Beigabe
zahlreicher Meistermarken und tadellos gearbeiteter Re-
gister zu einem verlässlichen Hand- und Nachschlage-
buch geworden für jeden, dem die österreichische
Heeresgeschichte mehr am Herzen liegt und nicht minder
für die vielen Freunde der Geschichte der Waffen; er
kann sich durch seinen gediegenen Inhalt den besten
beschreibenden Katalogen ähnlicher Sammlungen an die
Seite stellen, die in der Welt erschienen sind. Konser-
vator Dr. Erben beherrscht sein Wirkungsfeld vom Grund
aus und zählt ohne Frage zu den hervorragendsten Ge-
lehrten auf militärgeschichtlichem Gebiete. Das Buch,
aus der Offizin Adolf Holzhausen ist in Beziehung
auf die Bilder wie den Text tadellos fertig gestellt.
W. Boeheim.
Notes on the defensive armour of medieval
times and of renaissance.
Mit einer Broschüre unter diesem Titel hat der in
England in weiten Kreisen bekannte Sammler Mr. Robert
Coltmann-Clephan zu Southdene Tower, Gateshead
upon Tyne, einen Beweis seiner gründlichen Kenntnis
des historischen WTaffenwesens gegeben, der an dieser

Stelle Erwähnung und Würdigung finden soll. An
Harnischen aus der eigenen reichhaltigen Sammlung
sowohl, als auch aus anderen Kollektionen Englands
und des Kontinents giebt der Verfasser ein über-
sichtliches Bild der Entwickelung dieser Spezies von
Schutzwaffen vom Mittelalter an bis in das 17. Jahr-
hundert hinein. Hauptsächlich sind es Erzeugnisse
deutscher Plattnerwerkstätten, die uns das Werk in Wort
und Bild vorführt, Stücke, die zum Teil schon im 15.
und 16. Jahrhundert von deutschen Waffenschmieden
nach England geliefert worden sind. Denn die Plattnerei,
hatte, ebenso wie auch die Klingenfabrikation, niemals
besonderen Aufschwung in diesem Lande genommen, so
dass diese Waffen vielfach aus dem Auslände bezogen
wurden. Dort aber, wo Werkstätten in England sich
befanden, waren es oft Deutsche, welche das Handwerk
ausübten. So findet sich denn auch unter den Ab-
bildungen in genannter Broschüre keine solche von einem
englischen Plattenharnisch. Wenngleich nun das Werk
des Mr. Coltman-Clephan zunächst für seine Landsleute
geschrieben ist, die einer umfassenden Litteratur über
das Waffenwesen vergangener Jahrhunderte, wie wir sie
besonders in Deutschland und Oesterreich haben, noch
entbehren, so verdient es dasselbe in Anbetracht seines
gediegenen wissenschaftlichen Inhaltes, dass auch die
Fachgenossen in den Ländern deutscher Zunge auf
sein Erscheinen aufmerksam gemacht werden.
M. v. E.
Georg Liebe, das Kriegswesen mittelalterlicher
Städte. Im allgemeinen pflegen die Litteraturberichte
der Fachzeitschriften von Aufsätzen keine Notiz zu
nehmen. Ob mit Recht oder nicht vielmehr mit
Unrecht, mag hier unerörtert bleiben. Jedenfalls
möchte ich für meinen Teil heute einmal von dieser
Gepflogenheit abweichen. Denn so klein an Umfang der
Aufsatz ist, dessen Titel ich oben anzeigte, so bedeutungs-
voll ist er doch für das Arbeitsprogramm der
W'affenkunde. Und wenn es sich um dessen Aus-
bau handelt, wird jeder ernsthafte Freund unserer
Wissenschaft gern aufmerken. — Der Aufsatz ist in den
bei F. A. Perthes in Gotha erscheinenden «Deutschen
Geschichtsblättern» (I. Bd. I. H. S. 12—17) nach-
zuleseu, einer eben begründeten und von Dr. Armin
Tille herausgegebenen «Monatsschrift zur Förderung
der landesgeschichtlichen Forschung». Liebe erfreut
sich als Kulturhistoriker eines sehr geachteten Namens —
auf sein jüngst erschienenes Buch «Der Soldat» hoffe
ich demnächst näher eingehen zu können — und ge-
hört zu den wenigen, die über das städtische Kriegs-
wesen eingehende Studien gemacht haben. Wenn er in
seinem Werk über «das Kriegswesen der Stadt Erfurt
von Anbeginn bis zum Anfall an Preussen» ein Muster
der Arbeit auf diesem Gebiet geschaffen hat, so sucht
er hier in einer kurzen, inhaltreichen Skizze zur Nach-
folge anzueifern. In dreifacher Hinsicht wird knapp
der Verlauf der Entwicklung angegeben, in «rechtlicher,
organisatorischer und technischer». Wir werden mit
einer bedeutsamen Grundlage des Bürgertums, der allge-
meinen Wehrpflicht, und mit den aus ihr erwachsenen
Rechten bekannt gemacht, sehen, wie der Ausmarsch
ins Feld organisiert war, wie Ross- und Fussdienst an
Bedeutung einander ablösen, wie Söldner in städtische
Dienste treten, um die ständige Gefechtsbereitschaft dem
gewerbetreibenden Bürger abzunehmen. Aber das kommt
 
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