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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 3
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Litteratur
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0101
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3. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

87

Luigi Avogrado di Quaregna leitete seine Amts-
thätigkeit durch die Herausgabe eines Prachtwerkes ein,
in welchem die hervorragendsten Gegenstände dieser un-
schätzbaren Sammlung in Lichtdrucken dargestellt sind.
In der äusseren Gestaltung hält sich das reich ausgestattete
Werk an die ähnliche Ausgabe des Musee d’Artillerie in
Paris. Die einzelnen Tafeln sind auch von keinem Texte
begleitet, der in dem «Catalogo dell’ Armeria Reale»
des Angelucci zu suchen ist. Diese Beschränkung ist
ungeachtet der Umständlichkeit, in der Betrachtung den
Katalog zu Hilfe nehmen zu müssen, nicht anzufechten,
denn es wäre wohl schwer geworden, einen besseren
Kommentar für das Werk zu finden, als Angeluccis
unübertrefflicher Katalog, der nur den Mangel sehr gering-
wertiger Textillustrationen aufweist. So können eigent-
lich beide Werke als sich gegenseitig ergänzend bezeichnet
werden.
Die Ausstattung in den Aufnahmen von G. B. Berra
in Turin und den Lichtdrucken von E. Calzolari e
Ferrario in Mailand ist ausgezeichnet und einzelne
Drucke sind von einer nicht zu überbietenden Schärfe
und Reinheit, so dass sie auch den Anforderungen, welche
der Detailforscher stellen muss, genügen.
Derjenige, welcher nicht Gelegenheit hatte, diese kost-
bare Sammlung selbst in Augenschein zu nehmen, kommt
durch diese Abbildungen, wie nirgends anderswo, in die
Lage, vorzüglich den Typus italienischer Waffenschmiede-
kunst in sich festzustellen und seine Beurteilungskraft zu
schärfen. Die dekorative Aufstellung hindert freilich,
manche Einzelheiten näher ins Auge zu fassen.
Das Prachtwerk ist als eine Zierde der historischen
Waffenlitteratur zu erklären und verdient den Dank unserer
gesamten Fachwelt in vollstem Masse. W. B.

Ehrenthal, M. von, Führer durch die Königliche
Gewehr-Galerie zu Dresden. Herausgegeben von der
Generaldirektion der Königlichen Sammlungen. Dresden,
Druck von Wilhelm Baensch, 1900. IV und 130 Seiten.
Mit Abbildungen von Waffen und von zahlreichen Marken.
Preis 1 M.
Wendelin Boeheim hat den Führer durch das
Königliche Historische Museum zu Dresden als Muster
für den Katalog einer Waffensammlung empfohlen (vgl.
Bd. I, S. 317). Von solch sachkundiger Feder gespendet,
hat ein Lob doppelten Wert. Jeder, der sich mit dem
Führer genau bekannt gemacht hat — und das lohnt
sich auch ausserhalb der Sammlung — weiss, dass es
vollkommen berechtigt ist. Nun ist vor kurzem das in
der Ueberschrift genannte Büchlein erschienen, das sich
als Fortsetzung und gewissermassen auch als Ergänzung
des ersten Führers darstellt. Die Erfahrungen, die bei

dessen Ausarbeitung gemacht wurden, konnten ihm zu
gute kommen, so dass es sich in Anlage und Ausführung
ganz an die dritte Auflage des Führers durch das Museum
anlehnt. Wer selbst Katalogarbeiten gemacht hat, weiss,
welche Entsagung sich dabei der Forscher auferlegen
muss. Denn kaum kann sich der Fernerstehende einen
Begriff davon machen, wie viel Studien mühseligster Art
oft eine einzige Nummer des Katalogs erfordert, die in
ihrer anspruchslosen gedruckten Form sich als etwas
Selbstverständliches zu erweisen scheint. M. von Ehren-
thal hat sich seine Arbeit nicht leicht gemacht. Bis
auf die kleinsten Einzelheiten hat sich seine Unter-
suchung erstreckt, bei der Abfassung des Textes aber
verstand er, sich die glückliche Beschränkung in der
Beschreibung der Gegenstände aufzuerlegen, die man an
so vielen wortreicheren Katalogen schmerzlich vermisst.
Ich halte das für einen besonderen Vorzug der Ehren-
thalschen Führer. Denn allzu ausführliche Beschreibungen
schrecken erfahrungsgemäss nur den Betrachter, der als
Liebhaber eine derartige Sammlung besucht, davon ab,
sich eingehender mit den Gegenständen zu beschäftigen,
selbst zu sehen, selbst zu beobachten, selbst
über das Geschaute nachzudenken. Für den Fach-
mann aber ist ein zu umfangreicher Text überflüssig, oft
sogar lästig. Eine knappe Beschreibung hingegen wirkt
erzieherisch. Sie spornt zum Vergleich an, zu eigenem
Sehen, macht das Geschaute zum bleibenden Besitz und
vermittelt so dem Besucher einer Sammlung den Genuss,
der aus jeder ernsthaften Arbeitsleistung sich ergeben
soll. Auf diese Weise werden der Sache, die der Text
des Kataloges vertritt, Freunde gewonnen. Dasselbe
rechte Masshalten zeigt sich auch in den Beigaben der
Fussnoten, die weniger geläufige technische Ausdrücke
kurz und gut erklären. Hier hätte ich nur einmal eine
Anmerkung z. T. lieber unterdiückt gesehen. Ich meine
Note 1 auf Seite 28, wo die Erklärung des Wortes Arm-
| brust (Armrust) aus arbalista, arcubalista verworfen wird.
1 Die Akten über diese Frage sind noch nicht geschlossen,
j und so lange das noch nicht der Fall ist, verwirrt man
mit einer solchen beiläufigen Notiz eher, als dass man
aufklärt. Ich hoffe übrigens bald Gelegenheit zu haben,
an dieser Stelle ein fachmännisches Gutachten, d. h. in
dem Fall das Gutachten eines Germanisten, hierüber
bringen zu können. Von grossem Wert ist wie beim
Führer durch das Museum die Beigabe sorgfältiger Ver-
zeichnisse, die namentlich, wie z. B. das der Marken,
den Fachgenossen zu gute kommen und für sie auch
diesen Katalog zu einem mit Vorteil zu benutzenden
Nachschlagebuch machen. In meiner Handbibliothek
wenigstens werden die Ehrenthalschen Führer immer ihren
Platz als zuverlässige Ratgeber behaupten.
Koetschau.
 
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