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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 4
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Boeheim, Wendelin: Die Rüstkammer der Stadt Emden, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0105
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4. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

91

Edzard II.; die Stadtregierung wurde nach nieder-
ländischem Muster auf demokratischer Grundlage
umgestaltet. Die erbittertsten Kämpfe gegen den
Grafen zogen sich bis tief in das 17. Jahrhundert
hinein und veranlassten den Rat, in der gefährlichsten
Zeit ihren ansehnlichen Waffenvorrat vom Faldern-
thore weg in das gesicherter erscheinende neue Rat-
haus zu verlegen und ihn, offenbar in Eile, im
drittenStockwerke, eigentlich in den Räumen des Dach-
bodens, zu bergen. In dieser vom Beginn an un-

Licht, um irgend einen Gegenstand genauer zu be-
trachten, um so weniger als das vor Alter gebräunte
Holzwerk keine Lichtreflexe bietet. Die Gegenstände
sind kunterbunt, ohne System, kaum das Gleichartige
berücksichtigend, an den Langwänden aufgestellt, so
dass für den Besucher nur ein mässig breiter Raum
zur Bewegung übrig bleibt. Auf den ersten Anblick
hin bietet das lichtlose geschwärzte Innere den Ein-
druck einer mit altem Zeug gefüllten Rumpelkammer;
ein Eindruck, der nichts weniger als anmutet. Ein


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Ein Blick in das Innere der Rüstkammer der Stadt Emden.

passenden und gefährlichen, in unserer Zeit aber un-
würdig erscheinenden Lage, ist der Waffenvorrat
der Stadt bis zum heutigen Tage geblieben.
Man denke sich lange Korridore, welche, mit
dem Eingang von Osten, die vier Seiten des grossen
Gebäudes entlanglaufen. Dieselben sind mit Zimmer-
werk verschlagen, aber an vielen Stellen treten die
mächtigen Sparren des riesigen Dachstuhls zu Tage.
Die Räume sind nur an den Eckpunkten notdürftig
zu beleuchten, die wenigen Dachfenster und
Oeffnungen an den Langseiten gegen die vom Dach
beschattete rings um die Aussenseite des Rathauses
sich hinziehende Galerie geben nahezu gar kein

Gang durch die Räume überzeugt den fachvertrauten
Besucher, dass er auch in keiner «Rüstkammer» sich
befindet, denn die alte gegenständliche Ordnung ist
in drei Jahrhunderten gestört worden, überdies sind ja
zahlreiche Gegenstände als Schau-, nicht als Ge-
brauchsstücke in die Sammlung geraten, auch solche,
die dem Waffengebiete ganz fernstehen, wie Reste
von Seeungetümen, Folterwerkzeuge, Prägestöcke,
Humpen, Holzgefässe, Gobelins, Glasgemälde u. dgl.
Damit ist der ursprüngliche Charakter verwischt
worden. Sie ist aber auch keine Waffensammlung
im modernen Sinne, dazu fehlen ihr die wichtigsten
Existenzbedingungen und eine leitende Fland. Freilich
 
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