Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Reimer, Paul: Die Erscheinung des Schusses und seine bildliche Darstellung, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0414
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
394

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

TI. Band.

waffe. Im allgemeinen greift der Maler in solchen
Fällen eine ihm besonders charakteristisch erschei-
nende Phase der in rascher Aufeinanderfolge wech-
selnden Erscheinungen heraus und sucht diese je
nach seiner Auffassung möglichst naturgetreu
wiederzugeben. Wie falsch diese Darstellungen, von
denen jede Zeit ihre besonderen Eigentümlichkeiten
gehabt hat, mitunter waren, hat erst in neuester
Zeit in überraschender Weise die moderne Moment-
photographie gezeigt. Andererseits haben wir uns
daran gewöhnt, die Speichen eines schnell sich
drehenden Rades als ein undeutliches Geflimmer
dargestellt zu sehen, eine Auffassung, die in
jüngster Zeit auch für andere rasche Bewegungs-
erscheinungen in Anspruch genommen worden ist.

Reproduktionen von Schlachtszenen in G. Liebe’s
Buch «Der Soldat in der deutschen Vergangen-
heit», aus welchem u. a. einige besonders charak-
teristische Proben hier (Abb. I —3) wiedergegeben
sind, so sieht man Unterschiede in der Auffassung
des Schusses, die beweisen, wie wenig geschult
einzelne Darsteller in der Beobachtung und rich-
tigen Auffassung einer so vorübergehenden Er-
scheinung waren. So ist in der Darstellung des
Einzelschusses zwischen Abb. 1 und Abb. 3 ein
derartiger Unterschied, dass unmöglich beide rich-
tig sein können. Die Durchsicht weiterer derartiger
Blätter bestätigt die Thatsache, dass die Auffassung
der Schusserscheinung sehr individuell ist, obwohl
sie sich nach ganz bestimmten Gesetzen abspielt,


Fig. 1. Die Plassenburg in Franken. 1553.
(Aus G. Liebe, Der Soldat in der deutschen Vergangenheit. Leipzig, Diederichs.)

Eine Hauptrolle bei der bildlichen Darstellung
von Gefechtsszenen bildet der Schuss, nächst dem
elektrischen Funken wohl die kürzeste Erscheinung,
die wir kennen. Charakterisiert wird dieselbe durch
die Flammen- und Raucherscheinung und daher fin-
den wir beide Merkmale fast immer bei der Ab-
bildung einer feuernden Waffe vertreten. Auch
hier haben wir uns an eine bestimmte Auffassung
der Schusserscheinung seitens der neueren Maler
gewöhnt, und wenn auch hier und da nicht un-
erhebliche Abweichungen in der Darstellung der
Gestalt und Farbe der Flammen, wie der Rauch-
erscheinung auftreten, so weichen sie doch im
Charakter nicht so weit von einander ab, wie die
entsprechenden Auffassungen von Darstellern frü-
herer Zeiten. Verfolgt man daraufhin allein die

deren Voraussetzungen zu den verschiedenen Zeiten
nur sehr geringe Unterschiede zeigten. Welche der
vielen verschiedenen Auffassungen nun aber die
richtige ist, lässt sich ohne weiteres schwer ent-
scheiden, es ist dazu zunächst notwendig, zu be-
trachten, wie die Schusserscheinung überhaupt zu
stände kommt.
Die Pulverladung einer Feuerwaffe es sei
hier nur von Schwarzpulver, und zwar vorläufig
nur von gekörntem, die Rede — bildet einen
Flaufen oder Klumpen von einzelnen rundlichen
oder eckigen Körpern, die jedenfalls Zwischenräume
zwischen sich lassen. Wird nun diese Ladung an
irgend einer Stelle von aussen her entzündet, so
schlagen die hier gebildeten, glühenden Gase so-
fort durch sämtliche Zwischenräume der Körner
 
Annotationen