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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Forrer, Robert; Gimbel, Karl [Gefeierte Pers.]: Karl Gimbel
DOI Artikel:
Reimer, Paul: Die Erscheinung des Schusses und seine bildliche Darstellung, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0413

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11. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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Handhabung Fehler erkennen liess, an welche auf
dem Papier gar nicht zu denken waren: «dort
Theorie, hier Praxis»! Diese Versuche lehrten
aber und bezeugen auch ihrerseits, dass sie nur
da Anwendung finden dürfen, wo eine
Z u r ü c k v e r s e t z u n g des Originals in
den Originalzustand, d. h. ■ ohne Ge-
fährdung des Originals, möglich ist.
Diese Überzeugung brach sich auch bei Gimbel
Bahn, und im Laufe der Zeit hat er selbst aus
seinen Rüstungsrekonstruktionen immer mehr die
alten Originalteile wieder herausgezogen, diese
der Sammlung alter Originale wieder eingereiht
und an ihre Stelle genaue Kopieen gesetzt.
Als erste Veröffentlichung Leutnant Gimbels
erschienen 1894 dessen «Tafeln zur Entwich-
lungsgeschichtederSchutz-und Trutz-
waffe n in Europa, mit Ausschluss der
Feuerwaffen, vom 8. bis 17. Jahrhun-
dert». Es sind sieben grosse Tafeln, auf welchen
Waffen und Waffendokumente nach den ein-
zelnen Jahrhunderten verteilt abgebildet sich
finden und denen ein kurzer erklärender Text bei-
gegeben ist. Dieser vorzüglichen und (bis auf das

Format) praktischen Publikation folgte 1898 eine
kleine Schrift über «Ein Schwert Markgraf
Rudolfs VI. von Baden», darüber in Heft
Nr. 10 des ersten Bandes dieser Zeitschrift von
W. B o e h e i m referiert worden ist. Endlich, nach
Vollendung seiner Rekonstruktionen, erschien in
diesem Jahre 1902 kurz vor des Autors Tode das
Buch «Die Rekonstruktionen der Waf-
fensammlung Gimbel», welches ich in der
vorhergegangenen Nummer dieser Zeitschrift unter
dem Titel „Über Burgen- und Waffenrekonstruk-
tionen“ besprochen habe. Anschliessend hieran
sollte eine eingehende Waffengeschichte folgen, in
welcher jedes einzelne Rüst- und Waffenstück seine
Behandlung finden, und ein reiches Abbildungs-
material das Verständnis erleichtern sollte — leider
hat die Ausführung ein zu früher Tod verhindert.
Aber das, was Gimbel veröffentlicht hat, sichert
ihm einen Ehrenplatz im Kreise unserer Waffen-
forscher — der Verein verliert in ihm einen guten
Kameraden und «einen der fleissigsten und tüch-
tigsten Forscher auf dem Gebiete des historischen
Waffenwesens», wie schon Wendelin Boeheim ihn
mit Recht genannt hat. R. Forrer.


Die Erscheinung- des Schusses und seine bildliche
Darstellung,1)
Von Paul Reimer,
Oberleutnant und Direktions-Assistent beim Feuerwerks-Laboratorium Spandau.


ährend noch vor wenigen
Jahrhunderten die Maler
jede historische Szene
skrupellos in ihre eigene
Zeit, in die Lebensver-
hältnisse ihrer Tage
übertrugen, sucht die in
neuerer Zeit übliche
bildliche Darstellung
historischer Ereignisse
ihrem Gegenstände auch nach der äusseren Seite,
dem Orte der Handlung, der Tracht u. s. w. ge-
recht zu werden. Heute verlangen wir, dass jede
historische Darstellung das Ergebnis eingehenden
Studiums nach jeder Richtung hin ist und kritisieren
scharf jeden kleinen Fehler, der sich z. B. in der
Ausrüstung u. s. w. eines Kriegers zeigt, auch wenn

!) Erweiterte Bearbeitung eines am 7. Febr. 1901
in der «Gesellschaft für Heereskunde» zu Berlin gehaltenen
Vortrages.

dieser Fehler nur durch Übersehung einer gerade
bei der dargestellten Szene eingetretenen, aber von
der Geschichte verbürgten Zufälligkeit veranlasst
worden ist.
Gestalt und Farbe u. s. w. von Ausrüstungs-
stücken, Uniformen und Waffen lassen sich fast
immer auf Grund von litterarischen Quellen, Ab-
bildungen, Museumsstücken u. s. w. einwandsfrei
feststellen, auch die den Hintergrund historischer
Plandlungen bildenden Landschaften werden sich
nach dem heutigen Zustande unter Berücksichti-
gung der in der Zwischenzeit durch Kultur und
gewaltsame oder allmähliche Natureinflüsse statt-
gefundenen Änderungen mit genügender Wahr-
scheinlichkeit rekonstruieren lassen. Anders liegen
die Verhältnisse bei der Darstellung in sehr kurzer
Zeit sich abspielender Vorgänge. Hierher gehört
die Darstellung des fliegenden Pfeiles oder der
Bombe, des galoppierenden Pferdes u. a. m., nicht
in letzter Linie auch die des Schusses einer Feuer-
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