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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 6
DOI Artikel:
Engel, Bernhard: Nochmals der Deutschordens-Hochmeisterschild
DOI Artikel:
Petzsch, G.: Noch ein Wort über die 'genuesischen Klingen'
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0233

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6. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

217

form.1) So erscheint der Schild bis zum Ende
seines Auftretens. (1294, Seyler, Heraldik, S. 73,
No. 7.) Zwar die überaus schlanke Form der älteren
Zeit hatte allmählich einer mehr gedrungenen Platz
gemacht, die Spitze aber ist überall vorhanden, sie
ist ebenfalls ein Kennzeichen dieser Schildform, und
dass sie es ist, ergiebt der Umstand, dass der aus
dem normannischen Schilde hervorgegangene go-
tische (dreieckige) Schild die Spitze ebenfalls bei-
behalten hat. Hält man daneben unseren unten
breit abgerundeten Schild, so erscheint es völlig
ausgeschlossen, ihn als normannisch anzusprechen,
wenn nicht schon die Bemalung das Gegenteil er-
gäbe. Unrichtig ist übrigens die Annahme des
Herrn Referenten, dass die Bemalung mit Vollwappen
*) Wenn in der Kudrun (vgl. Seyler, Heraldik, S. 81)
kiule und buckelaere nebeneinander genannt werden, so
könnte sich ersterer Ausdruck vielleicht auf die keilförmigen,
d. h. unten spitzen Schilde beziehen.

erst um die Mitte des 14. Jahrhunderts vorkomme.
Seyler, Heraldik, weist Seite 328 zwei Fälle von
1318 und 1320 nach, denen sich der unsere als
dritter anreiht.
Sonach muss ich in allen Punkten meine früheren
Ausführungen aufrecht erhalten, auch dass die Form
unseres Schildes «etwas absonderlich» ist, aber nicht
mehr als z. B. die Tartsche mit unterer Spitze bei
Seyler, Heraldik, Taf. 9, Fig. 2. Bei unserem Schilde
ist im Gegensätze dazu die obere Abrundung etwas
absonderlich. Aber wir wissen ja gar nicht, wo
dieser Schild gefertigt wurde, vielleicht- während
der Fahrt Carl Beffarts in Italien selbst; und dort
hat man die oben abgerundete Schildform (aller-
dings zugleich mit unterer Spitze) bekanntlich noch
weit später beibehalten. (Vgl. Festschrift des
«Herold» 1894, S. 183. Ferner für Frankreich:
Weiss, Kostümk. d. 14.—16. Jahrh., alte Ausgabe,
S. 87, Fig. 52.)


Noch ein Wort über die „genuesischen Klingen“.
Von Dr. G. Petzsch.

ie Abhandlung von Dr.Wilh. I
k Erben «Zur Deutung der
Klingeninschrift FR1N-
■ GIA» in Heft 5 des
■ zweiten Bandes, welche
V sich gegen einige wissen-
W schaftliche Ergebnisse,
’ die M. von Ehrenthal
in seinem Aufsatze
«Genuesische Klingen»
(Heft 2 u. 3 der Zeitschrift) niedergelegt hat, wendet,
ist geeignet, beziehentlich mehrerer darin festgestellter
Thatsachen Zweifel oder Unsicherheit hervorzurufen.
Gestützt auf das Material von echten genuesischen
Klingen, welches seit Jahrhunderten im Königlichen
Historischen. Museum zu Dresden aufbewahrt wird,
sieht sich der Schreiber dieses daher in der Lage,
zu der Streitfrage ebenfalls das Wort zu er-
greifen.
Zuerst sei zu dem Worte Fringia noch eine
Bemerkung gemacht. Wer der Annahme Dr. Erbens
beistimmt, dass das türkische Wort frengi (fränkisch,
abendländisch) der Bezeichnung Fringia oder Frangia
zu Grunde liege, und ebenso seiner Ansicht, dass
der türkische, nicht der ungarische, bez. abendlän-
dische Sprachgebrauch bei der Anbringung des
Wortes massgebend gewesen sei, dass also die

orientalische Kundschaft ein orientalisches Wort auf
den gekauften Klingen sehen wollte, der möge be-
denken, dass die Türken das stets in lateinischen
Buchstaben wiedergegebene Wort keinesfalls lesen,
dass sie auch mit dem Schriftbilde kaum eine Vor-
stellung verbinden konnten. Die Klingenfabrikanten
und -Verkäufer aber hätten sich mit einiger Mühe
sehr wohl die Schreibweise des türkischen Wortes
in türkischen Buchstaben aneignen können, wenn
dies ihrem kaufmännischen Interesse förderlich ge-
wesen wäre. Ohne nun bestreiten zu wollen, dass
das Abendland neben anderen Waffen auch Säbel-
klingen an die Türken absetzte, möge doch darauf
hingewiesen werden, dass, nach den auf unsere Zeit
überkommenen türkischen Säbeln zu schliessen, der
Bedarf an Klingen fast ausschliesslich im osmanischen
Reiche oder von Persien her gedeckt worden sein
dürfte; denn türkische Säbel mit westeuropäischen
Klingen gehören jedesfalls zu den grössten Selten-
heiten.
Nehmen wir aber trotzdem an, dass die im
allgemeinen doch ziemlich geschäftsgewandten euro-
päischen Klingenhändler nicht auf den Gedanken
gekommen wären, den Handel mit Säbelklingen
mittels des türkisch geschriebenen Wortes Fringia
zu beleben und zu fördern, so stellt uns Erben vor
folgende Möglichkeiten:
 
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