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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 7
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Ehrenthal, Max von: Nicolaus Wilborn
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Freiherr von Hausen, Erich: Die Heraldik und die modernen Fälschungen auf dem Gebiete des Waffenwesens
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0270

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254

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

II. Band.

weise nicht über den Dolch hinausging, erstreckt
sich die Kunst unseres Meisters auch auf das Schwert.
Ob sich an anderen Orten Entwürfe von Prunk-
waffen von seiner Hand befinden, ist uns unbekannt.
Jedenfalls werden seine Arbeiten nicht häufig an-
getroffen. Nichtsdestoweniger werden aber schon

die beiden bekannten Entwürfe des Meisters ihm
einen ehrenvollen Platz unter denjenigen Künstlern
sichern, denen die deutsche Waffenschmiedekunst
des 16. Jahrhunderts zum grossen Teil ihr hohes
Ansehen weit über die Grenzen des Reiches hinaus
zu verdanken hatte.


Die Heraldik und die modernen Fälschungen auf dem Gebiete
des Waffenwesens.
Von Erich Freiherrn von Hausen.


[n wie naher Beziehung die Heraldik
zum Waffenwesen steht, ist hinläng-
lich bekannt. In den ältesten Zeiten
schon wurden Schutz- und Trutzwaffen
— vor allem der ritterliche Schild
und dann auch der Helm — mit be-
stimmten Abzeichen oder Figuren
bemalt. Bald ward an Stelle der
Helmbemalung die Helmzier (Kleinod
oder Zimier) auf den Helm gesetzt,
und während der Kreuzzüge trat auch
noch der Helmhang — anfänglich nur ein einfacher
Schleier gegen die glühende morgenländische
Sonne, allmählich in den Wappenfarben gehalten,
oft im Kampfe zerfetzt und endlich ornamental als
Helmdecken stilisiert — dazu. So entstand aus den
Waffen, nämlich Plelm und Schild, welche die Person
ihres ritterlichen Trägers kennzeichneten, das Wap-
pen, wie wir es noch heute darstellen. Dem Laien
kommt dies freilich nur dann noch zum Bewusst-
sein, wenn er Wappen im Stile des 12. bis 14. Jahr-
hunderts entworfen findet, in welcher Periode der
Wappenschild mit dem Kampfschild, und der Prunk-
helm mit dem Gebrauchshelme noch identisch —
mit einem Worte die Waffen noch heraldisch, d. h.
wappenmässig — waren.
Wohl zu unterscheiden von diesen, an sich
selbst das Wappen ausmachenden, altheraldischen
Waffen ist nun der Gebrauch, die allmählich
immer mehr und mehr ornamental werdenden Ab-
bildungen von Wappen oder einzelnen Teilen der-
selben verkleinert auf Gegenständen und Geräten
aller Art, besonders aber auch auf Waffen anzu-
bringen.
Schon seit dem 12. Jahrhundert, also, noch wäh-
rend die heraldischen Waffen selbst in Gebrauch waren,
findet sich jene Sitte z. B. auf Schwertern, Streit-
kolben, Pferdemaulkörben u. s. f., wie unter anderem
das in der k. k. Schatzkammer zu Wien befindliche

Ceremonienschwert des Kaisers Heinrich VI. (1165 bis
1197), auf dessen Scheide man den Reichsadler er-
blickt, darthut. Häufiger wurde naturgemäss dieser
Brauch mit der Vervollkommnung der zur Aus-
schmückung der Waffen verwendbaren Techniken.
Besonders nach dem Autkommen der Aetzkunst in
der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts ward jene Sitte
allgemein, denn durch dieses Verfahren wurde es
leicht, den blanken Stahl mit Ornamenten zu ver-
sehen — das Wappen aber war und ist mehr als
irgend ein anderer Schmuck im stadde, den Be-
sitzer — oder bei Geschenken den Geber — zu
kennzeichnen und damit einen Gegenstand wert-
voller, sinniger und interessanter zu machen. Hierzu
gesellte sich ferner der Umstand, dass Künstler wie
Lucas Cranach, Albrecht Dürer u. a. sich eingehend
mit der Wappenkunst befassten, und dadurch man-
cherlei Anregungen für die Verwendung derselben
im Kunstgewerbe gaben. Gelten doch auch heute
noch Jost Ammans und Johann Sibmachers Wappen-
zeichnungen als beste und lehrreichste Vorbilder
für die Heraldik der Renaissanceperiode, und sind
daher besonders geeignet zur Anbringung von
Schnitzereien und Intarsia auf Armbrust- und Ge-
wehrschäften, Pulverhörnern, Lafetten u. dergl.
So versahen denn auch vom 16. Jahrhundert
an nicht nur Fürsten und Herren, sondern auch
Städte und deren Geschlechter ihre Schutz- und
Trutzwaffen immermchr mit heraldischen Aus-
schmückungen, und an den Plattcnharnischcn für
Mann und Ross aus jener Zeit findet man häufig:
entweder die Schildfiguren, wie z. B. die in Eisen
getriebenen Doppeladler auf der Rossrüstung Kaiser
Maximilians I. in der Ambrasscr Sammlung — oder
ganze Wappen, geätzt oder auf gebläutem Stahl ge-
malt, wie z. B. auf dem 1546 gefertigten leichten
Feld- oder Trabharnisch des Herzogs (späteren Kur-
fürsten) August von Sachsen und auf den Harnischen
der sächsischen Kurfürsten Christian I. (1560—1591)
 
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